Adrian Sutil verließ Malaysia alles andere als glücklich. Ein Batterieproblem, das dazu führte, dass sein Motor ausging, zwang den Sauber-Piloten zur Aufgabe, weshalb er weiterhin auf die ersten Punkte für seinen neuen Arbeitgeber wartet. "Immerhin gibt es keine Einschränkungen für die nächsten Rennen, da haben wir Glück gehabt", deutete der Deutsche an, dass am C33 zumindest keine schweren Schäden entstanden. Insgesamt sei sein Wagen in Sepang sehr schwierig zu fahren gewesen, was vermutlich an der Hitze lag, die es den Reifen nicht erlaubte, den nötigen Grip aufzubauen.

Sutil schied in Sepang aus, Foto: Sutton
Sutil schied in Sepang aus, Foto: Sutton

Für das Nachtrennen in Bahrain erhofft sich Sutil zwar Verbesserungen, große Sprünge erwartet er jedoch nicht. "Aber wir haben schon seit Melbourne einen Plan für die nächsten Rennen, wie wir es besser machen wollen, der so langsam eintritt", sieht er dennoch Licht am Ende des Tunnels. Im Fokus steht dabei die Gewichtsreduzierung des Autos. "Wir haben schon eine kleine Reduzierung hier an Bord und für die nächsten Rennen geht es hoffentlich drastisch nach unten", so Sutil, der weiß, dass jedes Kilogramm pure Rundenzeit wert ist. So bringen 10 kg drei bis vier Zehntel und der Sauber-Bolide ist rund 15 kg zu schwer.

"Wir haben überall Nachholbedarf, aber das Gewichtproblem fährt einfach mit und ist theoretisch das einfachste, was man ändern kann", ist sich Sutil bewusst. "Das stört irgendwie. Im Hinterkopf denkt man, das kann man wegtun und würde sofort die Rundenzeit bringen."

Keine Trinkflasche im Cockpit

Sutil ist nach Nico Hülkenberg der schwerste Fahrer im Feld, was in Kombination mit dem übergewichtigen Sauber-Boliden einige Probleme mit sich bringt. Auto und Pilot müssen gemeinsam mindestens 691 kg wiegen, weshalb die großgewachsenen Fahrer besonders auf ihre Linie achten müssen. "Alle großen Fahrer müssen so viel Gewicht verlieren - aber wir können überhaupt nicht so viel verlieren. Man kann nicht einmal trainieren, weil man die Muskeln verlieren möchte", klagte Sutil, der die gegenwärtige Situation alles andere als fair findet.

"Kleine Fahrer können essen was sie wollen und wir sind größer - warum müsst ihr meine Eltern fragen - und bekommen dafür eine Strafe", wies er auf die Ungerechtigkeit hin. "Kleinere Fahrer sind bessere Fahrer, nur weil sie leichter sind - das ist nicht so, wie es in der Formel 1 sein sollte." Sutil ging sogar so weit zu behaupten, dass er gegen einen deutlich schwereren Fahrer gar nicht knapp gewinnen möchte, weil dies nicht der Realität entspreche. "Ich bin hier wegen des Sports", verdeutlichte er. "Du willst gewinnen und der beste Rennfahrer sein, aber das kann so nicht gehen, das ist nicht fair. Das ist nicht der Sport."

Als Konsequenz des Gewichtswahns verzichtet der Sauber-Pilot beim Rennen in Bahrain sogar auf die Mitnahme einer Trinkflasche - nur um ein paar Gramm zu sparen. Auch in Malaysia, wo normalerweise anderthalb Liter Flüssigkeit mitgeführt werden, musste er mit deutlich weniger auskommen. "Es ist gefährlich, wir fahren mehr als 300 km/h auf der Geraden und müssen gut in Form sein", warnte der Gräfelfinger vor möglich Unfällen, zu denen es aufgrund von Dehydratation kommen könnte. "Man kann nicht garantieren, dass jeder Fahrer physisch momentan bei 100% ist."

Vermeintlich einfache Lösung

Bereits im letzten Jahr war Sutil für seine Körpergröße relativ mager, doch über den Winter nahm er noch einmal drei bis vier weitere Kilo ab. Gerade aufgrund der Länge der Saison mit vielen anstrengenden Fernreisen könnte dies auf die Gesundheit schlagen, warnte der 31-Jährige. "Das alles kostet viel Energie", verdeutlichte er. "Je mehr Substanz man hat, desto länger hält sie an."

Jeder Schluck Wasser muss überdacht werden, Foto: Sutton
Jeder Schluck Wasser muss überdacht werden, Foto: Sutton

Doch nicht alle Piloten sehen das Gewichtsproblem so kritisch wie Sutil - gerade viele leichtere Fahrer würden die Schwierigkeiten nicht verstehen, schilderte der Deutsche. "Wir sprechen schon seit letztem Jahr darüber und wussten, dass es passieren würde", kommt für ihn die ganze Thematik allerdings keineswegs überraschend. "Jeder sollte darüber nachdenken, warum wir in dieser Situation sind. Gibt es einen Grund dafür? Wir könnten normal essen, glücklich sein und hätten diese Diskussion nicht. Es ist einfach unnötig."

Dabei wäre die Lösung für das Dilemma denkbar einfach. "Bei einem leichteren Fahrer muss der Sitz schwerer sein, dann wären alle gleich schwer. Das wäre die fairste Lösung für alle", zeigte Sutil auf, wie man all die Gewichtsprobleme über Bord werfen könnte. Doch nicht alle Beteiligten sehen es genauso wie der Deutsche. "Es ist eine sehr clevere Idee, aber nicht jeder akzeptiert sie", raunte er. Es wird also vorerst wohl weitergehungert werden müssen.