Nur eine Woche nach der schwülen Hitze Malaysias steht der Formel 1 das nächste Rennen im Glutofen ins Haus - zumindest auf dem Papier. Denn anders als bisher wartet die diesjährige Ausgabe des Großen Preises von Bahrain pünktlich zum zehnten Jubiläum mit einer Besonderheit auf. So wird der als Hitzeschlacht bekannte Wüsten-Grand-Prix auf dem Bahrain International Circuit quasi als Nachtrennen gefahren, das komplett unter Flutlicht ausgetragen wird. Gegen 18 Uhr Ortszeit gehen die Piloten in der Abenddämmerung an den Start. Bis zum Ende des Rennens gehen Luft und vor allem Streckentemperatur um bis zu 15 Grad Celcius zurück.

Streckenlayout ein Vorteil für Mercedes Power Units

57 Runden für insgesamt knapp 310 Kilometer müssen die Piloten am Sonntag bei normalen Rennbedingungen zurücklegen. Das Streckenlayout des knapp 5,4 Kilometer langen Kurses ist dabei für die vor allem auf den Geraden in Sachen Leistung überlegene Power Unit von Mercedes ein gravierender Vorteil. Vier lange Vollgas-Passagen stehen in jeder Schleife auf dem Programm - ergänzt durch einen Mix an langsamen, mittelschnellen und wenigen Hochgeschwindigkeits-Kurven.

Bekommt die Konkurrenz in Bahrain wieder nur die Mercedes-Rückansicht zu sehen?, Foto: Sutton
Bekommt die Konkurrenz in Bahrain wieder nur die Mercedes-Rückansicht zu sehen?, Foto: Sutton

Fünf der insgesamt fünfzehn Kurven des Kurses - davon sechs Linksknicke und neun Rechtsknicke - gelten dabei als extrem langsam. Zudem folgen diese mit einer Ausnahme stets auf lange Vollgaspassagen. Hier spielen somit ein optimal eingestelltes Break-by-Wire-System und eine gute Bremsbalance der Boliden eine gewichtige Rolle. Da die Teams aufgrund des großen Vollgasanteils der Strecke meist auf ein Setup mit mittlerem Abtrieb setzen, wird das Einfahrverhalten in Kurven zusätzlich erschwert. Nur mit optimaler Balance und starker Traktion am Kurvenscheitel kann jedoch auf der fast permanent versandeten Strecke/Ideallinie ein großer Zeitverlust vermieden werden.

In den mittelschnellen und sehr schnellen Abschnitten wird es vor allem aufgrund der geringeren Downforce der hybriden Turbo-Boliden wieder stark auf die aerodynamischen Fähigkeiten ankommen. Wie auch in Malaysia gilt es hier, den optimalen Mix zwischen genügend Anpressdruck bei gleichzeitig minimalstem Luftwiderstand zu erreichen. Gehen die Teams in Malaysia aufgrund der hohen Regenwahrscheinlichkeit eher in Richtung einer Abstimmung mit mehr Downforce, könnte beim garantierten Trockenrennen in Bahrain der ein oder andere Ausreißer in Richtung Topspeed-Einstellung passieren.

Die Strecke in Bahrain wird ständig mit Sand aus der umliegenden Wüste angeweht, Foto: Sutton
Die Strecke in Bahrain wird ständig mit Sand aus der umliegenden Wüste angeweht, Foto: Sutton

In Sachen Reifenverträglichkeit ist der Bahrain International Circuit nicht mit dem Kurs in Sepang gleichzusetzen. Zwar ist auch hier der Asphalt extrem rau, jedoch führt die geringere Anzahl an langen Highspeed-Kurven dazu, dass das Material deutlich weniger in Anspruch genommen wird. Dennoch ist das Reifenmanagement wie bei den meisten Rennen auch eine Schlüsselkomponente. Da Pirelli für Bahrain die Medium- und Soft-Mischungen an die Strecke bringt, besteht für die Teams die Möglichkeit, strategisch mehr zu experimentieren.

Mercedes AMG klarer Favorit

Wie bereits in den ersten beiden Rennen ist klar: An Mercedes führt auch in Bahrain kein Weg vorbei. Zu dominant scheint momentan das Paket der Silberpfeile, wobei vor allem die überlegene Power Unit gegenüber den großen Rivalen Red Bull und Ferrari auch in Bahrain den Unterschied machen sollte. Wie das Rennen in Sepang gezeigt hat, war Mercedes sogar in flüssigen Kurven - der Domäne des aerodynamisch überlegenen Red Bulls - auf Augenhöhe; in allen anderen Bereichen hingegen überlegen. Ferrari liegt gegenüber den Silbernen gar in sämtlichen Disziplinen zurück.

Angesichts des veränderten Layouts gegenüber Malaysia mit noch mehr Gewichtung in Richtung Motorleistung auf den Geraden und Vollgaspassagen dürfen sich auch die Mercedes-Kundenteams wieder eine größere Hoffnung machen, näher an Red Bull und Ferrari heranzurücken. Mit der stärkeren Power Unit im Heck sollten vor allem Williams und McLaren in der Lage sein, deutlich an Performance zuzulegen. Zwar fehlt im Gegensatz zu Malaysia die Komponente 'Wetter' als Überraschungsfaktor, jedoch bietet Bahrain immer noch genügend Variablen für ein spannendes Rennen und womöglich die ein oder andere Überraschung.