Vor dem zweiten Rennen des Jahres in Malaysia spitzt sich das teaminterne Duell bei Mercedes zu: Lewis Hamilton in Sepang auf der Pole Position, Nico Rosberg als Drittplatzierter in Schlagdistanz. Motorsport-Magazin.com schlüsselt auf: Wer hat die besseren Chancen beim Malaysia Grand Prix?

Die Ausgangslage:

Lewis Hamilton: Klare Sache, wie es der Brite nach seiner zweiten Pole Position in Folge selbst am besten formulierte: "Ich befinde mich in der bestmöglichen Ausgangslage. Es wäre ein Traum, hier zu gewinnen - und ich werde alles dafür tun." Der Pole-Setter geht als klarer Favorit ins Rennen. Die 33. Pole seiner Formel-1-Karriere war eine besondere: Hamilton ist nun neben Jim Clark der erfolgreichste britische Qualifying-Pilot der Geschichte. "Es ist eine Ehre für mich, mit Namen wie Jim Clark, Nigel Mansell und James Hunt genannt zu werden", so Hamilton. "Ich hoffe, dass ich unser Land weiter gut präsentieren kann und die Leute stolz auf mich sind."

Nico Rosberg: Der Deutsche musste im Qualifying seinen Landsmann Sebastian Vettel ziehen lassen. Angeblich soll Rosberg den Weltmeister auf seinem letzten Run blockiert haben, doch wegen der regnerischen Bedingungen und schlechter Sicht wurde diese Angelegenheit schnell ad acta gelegt. Rosberg startet zum zweiten Mal in Folge von Platz 3 - in Melbourne reichte es nach Hamiltons Ausfall zum Sieg. Auch in Sepang hat Rosberg den großen Erfolg noch längst nicht abgeschrieben. Je nach Wetterlage sei alles möglich: "Das könnte mir die Gelegenheit geben, ein paar Positionen gutzumachen."

Wer macht am Sonntag das Rennen?, Foto: Sutton
Wer macht am Sonntag das Rennen?, Foto: Sutton

Die Statistik:

In der allgemeinen Wahrnehmung werden Hamilton bessere Chancen auf den Titelgewinn ausgerechnet. Der Brite sei schneller als Rosberg und habe schon einen WM-Erfolg auf dem Konto. So deutlich, wie es vor allem die Briten sehen, ist Hamiltons Vorsprung allerdings nicht. Im zweiten Mercedes-Jahr hat er in Qualifying-Duellen zwar die Nase vorn - 13:8 - bei den Siegen sieht es aber anders aus. Rosberg gewann mit Hamilton als Teamkollege drei Rennen, der Champion von 2007 war lediglich vergangenes Jahr in Ungarn siegreich.

Sollte es in Sepang am Sonntag trocken bleiben, werden Mercedes die besten Sieg-Chancen eingeräumt. Wer am Ende vorn steht, dürfte innerhalb des Teams gar nicht so wichtig sein. "Von unseren Startpositionen werden wir um den Sieg fahren", brachte es Paddy Lowe auf den Punkt. Hauptsache Silberpfeil-Sieg. Trotz seiner 22 GP-Erfolge fehlt ein Malaysia-Sieg noch in Hamiltons Vita. Er präsentierte sich als Teamplayer: "Priorität für mich und das Team ist, dass Nico und ich so viele Punkte wie möglich erzielen."

Nico Rosberg hofft auf zweiten Sieg in Folge, Foto: Sutton
Nico Rosberg hofft auf zweiten Sieg in Folge, Foto: Sutton

Die Reifen-Problematik:

Die Reifen waren bei Mercedes eine heikle Angelegenheit. Auf den Intermediates hatte Rosberg im Q1 hauchdünn die Nase vorn, doch als anschließend nur noch die Regenreifen zum Einsatz kamen, fiel der Wahl-Monegasse ab. Sein Rückstand auf Hamilton betrug zwischen 0,4 und 0,6 Sekunden. "Auf den Full Wets fühlte ich mich leider nicht mehr so wohl, vor allem beim Bremsen. Das müssen wir uns anschauen", sagte Rosberg.

Warum es bei Hamilton auf den Regenreifen besser lief als auf den Inters, wusste er selber nicht: "Ich konnte aus den Intermediates einfach nicht das Maximum rausholen. Mit den Regenreifen ging es viel einfacher. Ich sah, wo ich Zeit verloren hatte, und konnte das leicht korrigieren." Im Q3 hätte Hamilton sogar noch schneller gekonnt, doch er verriet, auf seiner ersten schnellen Runde nicht voll ans Limit gegangen zu sein. "Um sicherzustellen, dass man auf jeden Fall eine Rundenzeit setzt, es könnte ja später gelbe Flaggen geben", erklärte er. "Wenn ich noch eine Runde gehabt hätte, hätte ich noch ein bisschen mehr Zeit rausholen sollen. Aber was soll's, zum Glück hat es ja gereicht."

Hamilton kam mit den Full Wets besser klar, Foto: Sutton
Hamilton kam mit den Full Wets besser klar, Foto: Sutton

Der Faktor Zufall:

Das Wetter wird am Sonntag die eine Unbekannte, die Technik die andere. Hamilton musste in Melbourne schmerzlich erfahren, wie viel eine Pole wert ist, wenn die Technik streikt. Erst in Malaysia stellte sich der Grund seines Ausfalls heraus: Wegen eines kleinen Lochs in der Gummi-Ummantelung einer der Zündkerzen fiel in der Folge einer der sechs Zylinder aus und Hamilton musste aufgeben. "Melbourne hat gezeigt, wie technisch alles ist. Zuverlässigkeit ist der Schlüssel", sagte er am Samstagabend.

Dann wurde es in bester Hamilton-Manier tiefgründig: "Auch schlechte Dinge passieren aus einem bestimmten Grund - auch, wenn uns das nicht immer gefällt. So sehe ich die Dinge. Aber bei mir ist das Glas lieber halb voll als halb leer. Ich hoffe, dass uns das Pech in Zukunft erspart bleibt."

Konkreter Vorteil Rosberg: Er hat im Gegensatz zu Hamilton schon eine komplette Renndistanz hinter sich. Der Vorteil halte sich allerdings in Grenzen. "Es ist nicht so, dass du jemanden dazu drängen kannst, seine Batterien zu entladen, um ihn dann locker zu überholen", sagte er. "Ich dachte, dass es ein wenig mehr in diese Richtung gehen würde, aber eigentlich ist es viel simpler als erwartet."

Hat Hamilton diesmal mehr Glück im Rennen?, Foto: Mercedes-Benz
Hat Hamilton diesmal mehr Glück im Rennen?, Foto: Mercedes-Benz

Das sagt der Chef:

Malaysia 2013. Die 'Multi 21'-Saga steckt noch in den Köpfen. Im Vergleich zu Red Bull hielt sich der Teamorder-Ärger bei Mercedes zwar in Grenzen, denn Rosberg hielt sich an das Überholverbot. Was aber, wenn am Sonntag ein ähnlicher Fall eintritt? Toto Wolff sagt: "Vor dem Saisonstart hatten wir mit beiden Fahrern eine lange Konversation, in der wir alle Szenarien besprochen haben. Man kann viel reden, aber wenn die da draußen Rennen fahren, wird es Situationen geben, die gehandhabt werden müssen. Ich habe keinen Zweifel, dass das manchmal knifflig werden kann."