Der Paddock von Malaysia brummt. Schon am Donnerstagvormittag ist die Hölle los. Noch nicht, was die Anzahl der schwitzenden Menschen angeht, sehr wohl aber mit Blick auf den Fahrbetrieb. Mit einem stetigen Brummen bewegen sich gleich mehrere Gabelstapler in unterschiedlichste Richtungen. Manche entgegengesetzt, manche stehen im Stau. Diskussionen über die Vorfahrt oder gar den Sound gibt es Gott sei Dank nicht. Schwer beladen sind sie jedoch alle.

Die meiste Fracht laden die Arbeiter hinter der Box von Red Bull ab. Große, hohe Boxen. Flachere, dafür aber breitere Kisten. Bis zu 35 Tonnen bringt jedes Team an Material mit. Bei Red Bull sind es in Malaysia noch ein paar Zusatzkilo. Allein der von einer dunkelblauen Plane bedeckte Lieferkarton, der den hinteren Boxeneingang leicht versperrt, wiegt knapp 80 Kilo.

Red Bull erneut mit Entwicklungssprung?

Red Bull erhält stetig Nachschub aus England, Foto: Sutton
Red Bull erhält stetig Nachschub aus England, Foto: Sutton

"Es kommen stetig neue Kisten aus England hier an", sagt Johnny Herbert zu Motorsport-Magazin.com. "Das ist typisch Red Bull. Sie haben immer mehr neue Teile als alle anderen." Das ist auch nötig. Daniel Ricciardo konnte mit dem Speed seines RB10 beim Saisonauftakt in Australien zwar überzeugen, doch ihren Erwartungen und Ansprüchen entsprach das noch nicht. Der neue Klassenprimus heißt Mercedes. Adrian Newey und seine smarten Ingenieursköpfe müssen Nachsitzen.

"Hier in Malaysia könnte es das gleiche Bild geben wie in Melbourne", glaubt Herbert, der Red Bull aber durchaus eine Steigerung zutraut. "Ihnen ist vom letzten Test in Bahrain bis Australien ein großer Sprung gelungen. Nun lag zwischen Australien und Malaysia ähnlich viel Zeit." Könnte Red Bull erneut solch ein Entwicklungssprung gelungen sein? "In der Vergangenheit ist das der Fall gewesen", betont Herbert.

Wenn ja, lautet die Frage für das anstehende Rennwochenende in Sepang, ob auch Mercedes diese Entwicklungsgeschwindigkeit mitgehen und so den Vorteil gegenüber den anderen Teams verteidigen konnte. "Red Bull muss sich diesbezüglich wohl mehr Sorgen machen", sieht Herbert die Silberpfeile noch immer vorne. "Bei Williams müssen wir abwarten. Sie scheinen ein gutes Rennauto zu haben, aber Mercedes hat noch immer einen Vorteil."

Unglaublich viel Entwicklungsspielraum

Die Weiterentwicklung steht nicht still, Foto: Red Bull
Die Weiterentwicklung steht nicht still, Foto: Red Bull

Die Vergangenheit lehrt: Die Weltmeisterschaft gewinnt immer das beste Paket aus Motor, Auto und Fahrer. Das Entwicklungsrennen hat begonnen. Die Ingenieure befinden sich im Dauerstress. Oder wie Adrian Sutil es ausdrückt: "Auf der Suche nach der Perfektion wird es nie langweilig." Anders als in der jüngeren Vergangenheit geht es in dieser Saison aber nicht nur um jedes Hundertstel an Zeitgewinn, das die Teams finden können, sondern auch um die Steigerung der Zuverlässigkeit.

"Es ist unglaublich spannend, wie sich die Szene im Verlauf der Saison entwickeln wird", sagt Motorsport-Magazin.com Experte Christian Danner. Die Entwicklung der Power Units befindet sich noch in der Anfangsphase und parallel wird auch an den Autos geschraubt.

"Es gibt noch unglaublich viel Entwicklungsspielraum", glaubt Danner. "Die Hersteller und Teams werden die Zuverlässigkeitsprobleme im Laufe des Jahres immer besser meistern - wobei die nahezu hundertprozentige Ankunftsquote der vergangenen Jahre sicherlich nicht mehr erreicht werden wird." Die Gefahr eines Ausfalls fährt immer mit. Egal wie viel schneller die Teams ihre Autos auch machen, der Strom an nachgelieferten Kisten wird die gesamte Saison über nicht abreißen.