Beim Saisonauftakt im australischen Melbourne bestätigte sich für Red Bull der Eindruck der Wintertests. Bei den drei Testfahrten brachte es Red Bull lediglich auf 1710 Kilometer - das war der drittschlechteste Wert aller Teams. Nur Marussia und Lotus spulten weniger Kilometer ab. Mercedes spulte im Vergleich dazu fast die dreifache Distanz ab - und war dabei auch noch deutlich schneller.

Zwiegespaltenes Australien

In Australien zeigte sich dann zunächst ein Aufwärtstrend. Im zweiten Freien Training fuhren Vettel und Ricciardo sogar die meisten Runden aller Piloten. Doch der Aufwärtstrend hielt am weiteren Wochenende nur bei Daniel Ricciardo an. Schon am Samstagvormittag kehrten beim vierfach-Weltmeister die Probleme zurück. Erneut machte die Renault Power Unit im Heck des RB10 Probleme.

Über Nacht hatten die Ingenieure an Vettels Boliden ein Software-Update aufgespielt, das die Antriebseinheit nahezu unfahrbar machte. Zwischen FP3 und Qualifying konnten die Probleme nicht gelöst werden. Ganz im Gegenteil, wie Red Bull Motorsportberater Dr. Helmut Marko erklärte: "Beim Versuch, das noch zu lösen, sind wir in immer größere Probleme hineingeschlittert und es war für ihn einfach nicht möglich mit diesem Auto in Q3 zu kommen."

Vettel musste den Saisonauftakt von Startplatz zwölf in Angriff nehmen, während der RB10 von Teamkollege Daniel Ricciardo rund lief und sich der Australier sogar zwischen die Mercedes schieben konnte. Im Rennen dann der nächste Rückschlag für Vettel: In Runde fünf musste er seinen Boliden abstellen. "Es haben nicht alle Zylinder sauber funktioniert, dann fällt die Leistung weg und man tut sich schwer, die Batterie zu laden", so die Erklärung des Heppenheimers.

Wie stehen die Chancen in Malaysia?

Nach zwei Wochen Pause steht nun der Große Preis von Malaysia bevor. Zwei Wochen, in denen Renault weiter Zeit hatte, die Probleme am Sorgenkind Energy F1 auszusortieren. Was Red Bull Mut machen dürfte: Im Vergleich zu den Testfahrten gelang Renault in Australien bereits ein großer Sprung. Beide Toro Rosso kamen in die Punkte, Daniel Ricciardo sogar auf Platz zwei - für wenige Stunden.

Funktioniert der Motor, ist der RB10 schnell, Foto: Red Bull
Funktioniert der Motor, ist der RB10 schnell, Foto: Red Bull

Denn der funktionierende Red Bull wurde Stunden nach Rennende disqualifiziert, weil der maximale Benzinfluss die erlaubten 100 Kilogramm pro Stunde überschritten haben soll. Die Frage lautet: Bekam Red Bull nur wegen des Überschreiten des Limits die Probleme in den Griff?

Sollten die Motoren-Probleme in Malaysia aber aussortiert sein, darf sich Vettel durchaus Hoffnungen auf mehr machen: Die besondere Stärke des RB10 sind schnelle Kurven. Der Sepang International Circuit hat davon gleich einige zu bieten.

Und nicht nur die Streckencharakteristik macht Mut: Auch in der Longrun-Analyse von Motorsport-Magazin.com zeigte der Red Bull, dass mit ihm durchaus zu rechnen ist. Allerdings war der Abstand auf Mercedes immer noch beträchtlich.

Was sagt der Weltmeister?

Vettel selbst nimmt die Situation mit der Gelassenheit eines vierfachen Champions. "Zu einer Saison gehören Höhen und Tiefen. Was das Auto angeht, gibt es noch vieles zu lernen. Als Mensch sollte ich darauf eingestellt sein, dass solche Sachen passieren können und nun einmal dazugehören. Es gibt keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen", so Vettel gegenüber Bild.

Der 26-Jährige konnte sogar Positives aus Australien mitnehmen: "Es ist eine Überraschung, zu sehen, dass das Auto schnell ist und wir vorn mitmischen können! Das Potenzial ist also vorhanden. Das gibt Hoffnung und deshalb bin ich gut drauf!" Gute Laune dürfte Vettel auch beim Blick in die Historie haben: Bereits dreimal konnte er in Malaysia gewinnen.