Graeme Lowdon ist ein Mann der klaren Worte. Marussias Sportdirektor nimmt kein Blatt vor den Mund und spricht Missstände klar an. So auch beim Fuel-Flow-Gate. "Wenn Red Bull sich dazu entschieden hat, die Richtlinien der FIA zu ignorieren, dann haben sie das nur gemacht, um ihr Auto schneller zu machen - sonst gibt es keinen Grund, wieso sie das gemacht hätten", so Lowdon gegenüber dem britischen Skysports.

Dabei glaubt er, dass nicht nur Red Bull vor der Frage stand, ob man sich an die Werte des FIA-Fuel-Flow-Meters halten, oder auf die eigenen Messwerte zurückgreifen solle. "Ich glaube, dass die meisten Teams ihre Entscheidung im Einklang mit der Sichtweise der FIA getroffen haben, die verlangt, dass das Auto die gesamte Zeit über sicher und legal ist, das ist im Sportlichen Reglement festgelegt."

Mit Sicherheit kann Lowdon hier nur für sein eigenes Team sprechen, Marussia jedoch wäre im Zweifel immer auf Nummer Sicher gegangen. Red Bull entschied sich beim Großen Preis von Australien dazu, nicht die Werte des Einheitssensors als Grundlage zu nehmen, sondern die eigenen Messwerte aus der Einspritzanlage des Motors.

Schon während des Trainings hatte das Weltmeisterteam festgestellt, dass das FIA-Fuel-Flow-Meter ungenaue und schwankende Werte lieferte. Die FIA allerdings war mit dem Bauteil zufrieden und wies Red Bull nicht dazu an, auf eigene Werte zu vertrauen. Genau das hätte aber geschehen müssen, um das Vorgehen Red Bulls zu rechtfertigen.

Mitleid gibt es nur bedingt, Foto: Red Bull
Mitleid gibt es nur bedingt, Foto: Red Bull

Mitleid mit dem Betroffenen hat der Sportdirektor nur bedingt. "Natürlich ist es nicht gut für Daniel Ricciardo. Er ist ziemlich gut gefahren, aber das Team hat eine Entscheidung getroffen, die das Auto schneller gemacht hat." Er selbst könne diese Entscheidung nicht nachvollziehen: "Es ist eigentlich eine ziemlich riskante Strategie."

Hoffentlich kein Kompetenzgerangel

Lowdon hofft weiterhin auf unkomplizierte Entscheidungen an der Rennstrecke, Foto: Sutton
Lowdon hofft weiterhin auf unkomplizierte Entscheidungen an der Rennstrecke, Foto: Sutton

Weil Red Bull gegen die Disqualifikation Daniel Ricciardos aber Einspruch einlegte, ist der Fall noch nicht abgeschlossen. Am 14. April wird das Berufungsgericht der FIA in Paris darüber entscheide, ob die Disqualifikation bestehen bleibt.

Graeme Lowdon hofft nicht, dass sich am Rennergebnis noch etwas ändern wird: "Meine Ansicht ist - und das ist nur meine persönliche Sicht der Dinge -, dass es all diesen Dingen Tür und Tor öffnen würde, wenn die Berufung Erfolg hätte. Das Berufungsgericht ist die letzte Instanz: Meinungen der FIA über das Technische Reglement hinaus sind als Richtlinien gedacht und sie sind auch Richtlinien. Das ist zwar nicht Teil des Technischen Reglements an sich, aber ich glaube manche Dinge sollten vernünftig und einfach gehandhabt werden."

Was Lowdon meint: Wenn sich das Berufungsgericht über die Entscheidung der FIA hinwegsetzt, hätte die Meinung von Charlie Whiting, Jo Bauer und Co. keinen besonders hohen Stellenwert mehr und weitere Berufungsverfahren drohen. Nicht jeder Spezialfall kann im Reglement explizit behandelt werden, im Zweifel gilt dann die Meinung von Charlie Whiting als weisend.