Melbourne hat gezeigt: Mercedes ist der Konkurrenz voraus. Nico Rosberg fuhr seinen Sieg kontrolliert nach Hause und die meisten Experten gehen davon aus, dass die Silberpfeile noch nicht alles gezeigt haben. "Mein Auto ist so schnell, da konnte keiner mehr rankommen", machte auch Rosberg kein großes Geheimnis aus seinem Speed. Red Bull beziffert den Rückstand auf Mercedes aktuell auf etwa eine Sekunde. Eine Lücke, die das Weltmeister-Team schnellstmöglich schließen will, trotz der beschränkten Möglichkeiten, Eingriffe an der Power Unit vorzunehmen.

Doch genau hier könne Red Bull noch einiges an Zeit herausholen, meinte Red Bulls Teamchef Christian Horner. "90 Prozent unserer Probleme hängen mit der Software zusammen", sagte er. "Es hängt davon ab, wie das ERS mit dem Verbrennungsmotor zusammenarbeitet. Da ist also noch einiges an Luft nach oben."

Vettel stark eingebremst

Sebastian Vettel kam im Albert Park zwar nur fünf Runden weit, hatte aber große Schwierigkeiten mit seinem RB10. So sollen dem vierfachen Champion lediglich 50 Prozent der eigentlichen Leistung zur Verfügung gestanden haben. Zwar sind die Motoren homologiert und damit quasi eingefroren, doch in bestimmten Bereichen - vor allem mit Blick auf die Haltbarkeit und die Programmierung - können die Hersteller weiter Hand anlegen.

Renault ist zuversichtlich, dass die Kundenteams nach den entsprechenden Eingriffen zusätzliche Power erhalten. "In der Power Unit, die wir einsetzen, haben wir bereits die notwendigen Komponenten, um die Aufholjagd zu starten", sagte jüngst Renaults Motorenchef Remi Taffin. "Es geht einfach nur darum, alles zu optimieren, um die volle Power abrufen zu können." Updates der fehlerhaften Software sollen Red Bull und Co. zurück auf die Siegerstraße bringen - ob Renault schon in Malaysia alles im Griff hat, gilt jedoch als ungewiss.

Unglaublich viel Luft nach oben

"Es gibt noch unglaublich viel Raum für Verbesserungen", meinte Horner. "Die Ingenieure in Milton Keynes und Viry-Chatillon arbeiten eng zusammen, um das Meiste herauszuholen. Wenn du in Sachen Fahrbarkeit und wie das Auto Leistung abgibt, extrem eingeschränkt bist, wirkt sich das natürlich auf den Speed auf der Geraden aus."

Red Bull auf der Suche nach Speed, Foto: Red Bull
Red Bull auf der Suche nach Speed, Foto: Red Bull

In Melbourne erreichte Daniel Ricciardo einen Spitzenwert von 292,7 km/h. Rennsieger Rosberg war mit 299,1 km/h knapp sieben Stundenkilometer schneller. Von Kevin Magnussens Topspeed war aber auch Rosberg weit entfernt: 316,9 km/h. McLaren hatte dem jungen Dänen bei seiner Aufholjagd auf Ricciardo im zweiten Renndrittel volle Leistung zugesichert - ein Hinweis darauf, dass auch Rosberg mit seiner Mercedes-Power Unit noch einiges schneller gekonnt hätte? Auch, wenn er ausschließlich an der Spitze fuhr und kein DRS benutzen durfte.

Mercedes kann noch schneller

"Mercedes hat das Rennen kontrolliert", war Horner sicher. "Ich bin sicher, dass sie noch nicht alles gezeigt haben, und es macht den Anschein, dass sie noch mindestens eine Sekunde auf Lager haben. Williams sah auch sehr schnell aus und ich denke, dass sie vorn dabei gewesen wären, wenn ihr Rennen sauber über die Bühne gegangen wäre."

Im Hause Renault wollte man sich lieber nicht auf konkrete Zahlen festlegen, machte aber kein großes Geheimnis aus dem Rückstand. "Zu sagen, es wäre eine Sekunde, ist schwierig, aber es ist keine Zehntel", räumte Taffin ein. "Es ist eher eine Sekunde als eine Zehntel oder eine Hundertstel."