Mercedes reiste als Top-Favorit nach Melbourne und wurde mit dem Sieg von Nico Rosberg dieser Rolle gerecht. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff warnt aber vor zu viel Übermut, denn die Konkurrenz schläft nicht - allen voran Red Bull. "Wenn man bedenkt, wo sie vor drei Wochen waren, dann müssen wir uns wirklich davor in Acht nehmen, wozu sie fähig sind", warnte der Österreicher. Sobald Sebastian Vettels RB10 zuverlässig ist, erwartet Wolff einen wirklich schnellen Weltmeister.

Williams im Vormarsch

Abschreiben sollte Mercedes aber auch Williams nicht. Beide Boliden aus Grove erwischten nicht das beste Wochenende, dennoch zeigte Valtteri Bottas zeitweise den Speed des Autos. "Es hätte in Australien besser sein können", räumte Bottas ein, der sich bei einem Mauerkuss einen Reifenschaden zuzog. "Felipe konnte nichts machen und ich habe einen Fehler gemacht - also wird von uns definitiv noch mehr kommen."

Williams sei jetzt ein anderes Team als in der vergangenen Saison, in der es gerade einmal fünf Punkte sammelte. "Wir haben jetzt mehr Punkte als letztes Jahr und das Auto ist im Vergleich zu den anderen viel schneller. Ich bin wirklich glücklich mit dem, was wir über den Winter und die Testfahrten gemacht haben", meinte Bottas.

Für Malaysia erwartet er, in den Top-6 mitzukämpfen. Schwachpunkt des FW36 sind bislang die Hochgeschwindigkeitskurven, während er beim Anbremsen und Einbiegen in die Kurven bereits recht stark ist. "Wir hatten etwas damit zu kämpfen, den anderen in den Hochgeschwindigkeitskurven zu folgen - das ist unser Schwachpunkt. An manchen Kurvenausgängen und in einigen Hochgeschwindigkeitskurven haben wir etwas verloren. Aber ich würde sagen, dass unser Top-Speed sehr stark ist, was uns beim Überholen hilft", analysierte er.

"Wenn wir uns mit den anderen vergleichen, würde ich sagen, dass Mercedes zu schnell ist, aber nach Mercedes ist alles offen und wir können dort sein", schickte Teamkollege Felipe Massa eine Warnung an die Konkurrenz. Der Brasilianer zeigte sich überzeugt, dass ohne seinen Unfall in der ersten Kurve und Bottas' Reifenschaden ein Ergebnis ähnlich dessen von McLaren möglich gewesen wäre. Diese Meinung teilt auch Wolff. "Wenn ihr Wochenende normal verlaufen wäre, wären sie aller Voraussicht nach um das Podest gefahren", sagte Wolff dem Turun Sanomat.

McLaren schon in Malaysia weiter vorne

Neben Williams, mit dem nach dem Testfahrten die meisten ohnehin gerechnet hatten, mischt sich auch McLaren in den Kampf um die vorderen Plätze ein. Allerdings sieht Renndirektor Eric Boullier die Silberpfeile zwischen fünf Zehnteln bis zu einer dreiviertel Sekunde vor dem MP4-29.

McLaren setz auf Zuverlässigkeit und später folgt die Aggressivität, Foto: Sutton
McLaren setz auf Zuverlässigkeit und später folgt die Aggressivität, Foto: Sutton

"Das Wichtigste war aus unserer Sicht, ein zuverlässiges Auto zu entwickeln und wir denken, dass das essentiell wird, um zu Beginn der Saison viele Punkte zu sammeln", spielte Boullier bei Auto Hebdo auf die fehlende Zeit, dafür aber die zuverlässigen Boliden an. "Jetzt arbeiten wir sehr, sehr aggressiv in Richtung Performance-Entwicklung. Wir müssen zu Mercedes aufschließen, aber auch zu anderen Teams, die erfolgreich sein werden, wenn es auch ihr Motor ist", dachte der Franzose in erster Linie auf Red Bull.

Dementsprechend klar ist die Marschrichtung, die von Ron Dennis ausgegeben wird: "Solange wir nicht gewinnen, sind wir nicht dort, wo wir hin wollen." Daher soll für das kommende Rennen in Malaysia bei McLaren der Speed nach oben geschraubt werden. "Wir sind zuversichtlich, dass wir beim nächsten Grand Prix aus verschiedenen Gründen um eine halbe Sekunde schneller sein werden", prognostizierte er. "Das wird nicht genug sein, um unser Ziel zu erreichen, aber es erhöht den Druck auf die Teams, die uns jagen."

Angriff aus Italien

Eine der größten Enttäuschungen erlebte in Australien wohl Ferrari. Im Qualifying traditionell rund um den fünften Rang, wollte die Pace im Rennen nicht wirklich kommen. Das Ergebnis: Rang vier für Fernando Alonso und Platz sieben für Kimi Räikkönen. Nach nur einem Rennen will Teamchef Stefano Domenicali die Flinte aber nicht ins Korn werfen. Er ist weiterhin vom Potenzial des F14 T überzeugt und glaubt an die Weltmeisterschaft. "Sicherlich wird es nicht einfach werden, aber natürlich ist noch Zeit und wir haben die Ressourcen, um alles Mögliche dafür zu tun", zeigte sich der Italiener in der AS zuversichtlich.