Letztlich gab es für Lotus am ersten Wochenende der Formel-1-Saison 2014 keine Überraschung. Nach 29 Runden musste Neuzugang Pastor Maldonado seinen E22 mit einem Defekt an der MGU-K abstellen, knapp 15 Runden später fügte sich Romain Grosjean gezwungenermaßen dem gleichen Schicksal. Das katastrophale Abschneiden des Emporkömmlings der vergangenen beiden Jahre kommt dabei alles andere als von ungefähr. Die Testsaison glich für Lotus einem Desaster. Gleiches gilt für die Freien Trainings sowie das Qualifying in Melbourne. Angesichts dieser Vorzeichen sind die 72 absolvierten Runden unter Extrembelastung sogar noch ein silberner Schweif am ansonsten schwarzen Horizont.

Permanes Hoffnung nur teilweise erfüllt

"Wir wollen das Wochenende um jeden Preis retten!" Mit diesen Worten hatte Chefingenieur Alan Permane nach dem desaströsen Qualifying seines Teams die Durchhalteparole vorgegeben. Lediglich die beiden letzten Plätze waren zuvor für Lotus in der Startaufstellung herausgesprungen. Maldonado schied mit Problemen an der Antriebseinheit, Regen und Verkehr am Ende von Q1 ohne gesetzte Zeit vorzeitig aus. Grosjean seinerseits litt an Schwierigkeiten mit dem Motormapping, zudem funktionierten die Bremsen nicht wie gewünscht. Nach Änderungen am E22 unter Parc fermé Bedingungen musste er schließlich aus der Box starten.

"Jede Möglichkeit, die Autos auf der Strecke zu haben lohnt sich für uns, da wir immer etwas lernen können. Es ist klar, dass wir noch jede Menge Arbeit vor uns haben", hatte Permane anschließend vorsichtige Vorgaben für das Rennen geäußert. Es schien klar, dass es für Lotus nur darum ging, Runden und Daten zu sammeln und somit das Rennen quasi als realen Test zu nutzen. Allerdings schnupperten beide Autos nach der von Valtteri Bottas verursachten Safety-Car-Phase kurzzeitig sogar an den Punkterängen.

Lotus zu langsam und unbeständig

Schnell holte die Piloten jedoch die Realität ein: Für einen Angriff auf die ersten Zehn fehlt derzeit schlicht der Speed. Dies scheint umso schmerzhafter, da das Renault-Aggregat so langsam seine Leistung zu produzieren scheint, wie die Auftritte Red Bulls und Toro Rossos bewiesen. Dass die beiden Ausfälle wohl auf Probleme Renaults zurückzuführen sind, kann nicht darüber hinweg täuschen, dass auch Probleme beim Team selbst bestehen. Chassis, Packaging, elektrische Systeme, Kühlung und Mechanik bedürfen zügig noch weiterer Evolutionsschritte, soll eine rasche Performance-Steigerung erfolgen.

Nach einer unauffälligen Fahrt im Mittelfeld ereilte beide Boliden also schließlich das von vielen prognostizierte Aus. Und es kam tatsächlich quasi mit Ansage. Nachdem Grosjean nach einem Leck im Getriebe das erst Freie Training des Wochenendes aussetzen musste und auch im zweiten Freien Training nur auf zwölf Runden kam, entpuppte sich der E22 im dritten Training schlicht als unfahrbar, was sich im Qualifying schließlich widerspiegelte. "Ich habe erwartet, so auf 15 bis 20 Runden zu kommen und bin daher mit der Ausbeute von 45 Runden tatsächlich zufrieden", macht Grosjean gute Miene zum bösen Spiel.

Maldonado ereilte im ersten Freien Training ein Elektronikdefekt nach einem Problem am Kabelstrang. Ergebnis: Eine einzige Runde am Freitag. Nach Abflügen im dritten Training scheiterte auch er grandios im Qualifying. Dennoch sieht der Venezolaner wie auch Grosjean seine insgesamt 29 Rennrunden als klares Indiz einer Leistungssteigerung an. "Es ist natürlich sehr enttäuschend, aber wir haben zumindest so viele Runden am Stück geschafft wie bisher im gesamten Jahr noch nicht. Wir müssen einfach weiter Gas geben und schnell Fortschritte machen."

Bereits in den Freien Trainings lief bei Lotus in Melbourne wenig bis gar nix zusammen, Foto: Sutton
Bereits in den Freien Trainings lief bei Lotus in Melbourne wenig bis gar nix zusammen, Foto: Sutton

Redaktionskommentar:

Motorsport-Magazin.com meint: Das Team hat zwar ein paar Schritte in die richtige Richtung gemacht, wann, wie schnell und ob ein Aufholen auf die Kontrahenten vor allem an der Spitze möglich ist, bleibt aber noch abzuwarten. Vom Gefühl her sind zumindest die Mercedes-befeuerten Teams sowie auch das Ferrari-Werksteam bereits zu weit weg, zumal die Konkurrenz alles andere als schläft. Lotus wird sich nach zwei starken Jahren also wohl wieder niedrigere Ziele stecken müssen, auch wenn Team und Antriebshersteller sich bereits gesteigert haben. Somit kommt nun die gerechte Strafe für die chaotischen Verhältnisse in allen Ebenen, die bereits in der Vorsaison mit der Personalie Kimi Räikkönen und dem Phantom-Deal mit Quantum begannen und im Verpassen des Testauftakts in Bahrain kulminierten (Samy Abdel Aal).