Mercedes hier, Mercedes dort, Mercedes überall. Die Silberpfeile gehen als absoluter Top-Favorit in die neue Formel-1-Saison. Schon bei den Testfahrten dominierte Silber die Konkurrenz in fast allen Belangen, in Melbourne setzte sich dieser Trend fort. Motorsport-Magazin.com sucht dennoch nach Gründen, wieso es am Sonntag nicht klappen könnte.

Williams?

Bei den Testfahrten sah es so aus, als wäre Williams Mercedes' größter Herausforderer. In Australien bestätigte sich das bisher nur zum Teil. Auf eine Runde gesehen waren Massa und Bottas nicht schnell genug. Vor allem im Nassen mussten Felipe Massa und Valtteri Bottas federn lassen. Für den Brasilianer reichte es für Platz neun, Bottas reihte sich direkt dahinter ein, muss aber wegen eines Getriebewechsels noch fünf Plätze nach hinten.

Bottas dürfte somit raus aus dem Rennen sein. Doch könnte Massa noch gefährlich werden? Bei den Testfahrten war der Williams vor allem im Longrun stark. Auch in Australien war der FW36 im Dauerlauf mehr als nur solide. In unserer Longrun-Analyse schnitt Bottas gut ab. Er absolvierte den längsten Run der Spitzengruppe - und das mit den ältesten Reifen.

Fazit: Massa dürfte zu weit weg sein, um eine ernsthafte Gefahr für die Silberpfeile darzustellen.

Red-Bull-Ricci?

Red Bull stand wohl bei den wenigsten auf der Liste. Bis Daniel Ricciardo im gesamten Qualifying über in der Spitzengruppe mitmischte und sogar das Mercedes-Führungs-Duo sprengte. Nur drei Zehntelsekunden fehlten dem Australier am Ende auf seine erste Pole Position. Dass es im Rennen ähnlich laufen wird, dürfte wohl unwahrscheinlich sein. Denn die nassen Bedingungen spielten Red Bull in die Karten.

"Mercedes ist im Trockenen mindestens anderthalb Sekunden schneller als wir", weiß Dr. Helmut Marko. Nicht nur die reine Speed ist es, die Red Bull fehlt, auch die Zuverlässigkeit der Power Unit wirft Zweifel auf. "Wir werden schauen, dass wir irgendwo einen gewissen Sicherheits-Gedanken haben. Das Ankommen ist eigentlich wichtiger, als eine Top-Platzierung, die nur mit einem Risiko zu erreichen wäre."

Fazit: Red Bull? Eher nicht. Im Trockenen zu langsam und bei allen Bedingungen zu unzuverlässig.

Der Rest?

Wen gibt es da noch? Im Grunde Kevin Magnussen und Fernando Alonso. Doch sowohl der Ferrari, als auch der McLaren sind schlichtweg zu langsam. Das zeigte sich besonders deutlich im dritten Freien Training. Button fehlten 1,4 Sekunden, Alonso gar noch eine Zehntel mehr. Selbst wenn der Ferrari-Motor weniger Benzin braucht und der McLaren spritsparender abgestimmt ist - der Abstand ist zu groß.

Fazit: Aus eigener Kraft sind die Gegner nicht stark genug, um Mercedes zu ärgern.

Technik?

To finish first, you have to finish first - selten wurde diese Floskel so häufig gebraucht wie dieser Tage. Auch wenn Mercedes Kilometer-Meister bei den Testfahrten war, problemlos lief es für die Mannschaft von Toto Wolff nicht. Und auch in Australien sorgte ein technischer Defekt dafür, das Hamilton FP1 verpasste.

"Wir haben zwar schon Rennsimulationen abgespult, aber diese Simulationen waren nicht die einfachsten. Morgen wird eine Herausforderung vor allem wegen dem Benzin und der Reifen", warnt Lewis Hamilton. In der Tat ist der Benzinverbrauch die große Unbekannte. Erstens weiß niemand, wie viel welcher Motor verbraucht, zweitens zählt der Albert Park Benzin-technisch zu den schwierigsten Rennen im Kalender.

Und auch die Reifen könnten wieder Probleme bereiten. Im letzten Jahr war der Reifenverschleiß Mercedes' großes Problem. Zwar sind die Reifen 2014 deutlich härter, gänzlich sicher ist sich Mercedes aber nicht. "Benzinverbrauch oder mehr Reifenverschleiß", sind auch für Dr. Helmut Marko die einzigen zwei Gründe, wieso Mercedes nicht gewinnen sollte.

Fazit: Reifen, Benzin und Zuverlässigkeit. Die drei Faktoren, die Mercedes noch am ehesten von der Siegesstraße abbringen könnten.

Wetter?

Auch im Regen war Mercedes das Maß der Dinge, Foto: Sutton
Auch im Regen war Mercedes das Maß der Dinge, Foto: Sutton

"Regen macht es nicht einfacher. Vor allem wenn er kommt und geht", konstatierte Toto Wolff nach dem Qualifying. Motorsport-Magazin.com-Wetter-Experte Philipp Schajer, der bereits Nässe pünktlich zum Qualifying vorausgesagt hatte, sieht die Regenwahrscheinlichkeit eher klein. Nicht allzu heiß sollte es werden, dafür aber trocken bleiben.

Fazit: Regen? Eher nicht. Und selbst wenn es regnet, hat Mercedes im Qualifying gezeigt, dass Silber vorne steht.

Selbst?

Nico Rosberg hat Lewis Hamilton nicht zur Hochzeit eingeladen! Die Medienrunde der beiden Silberpfeil-Piloten wurde getrennt abgehalten. Im Kampf um die Weltmeisterschaft gibt es keine Freundschaft. Wie viel wurde in den letzten Tagen über die Beziehung zwischen Hamilton und Rosberg geschrieben?

Egal, ob etwas dran sein sollte oder nicht - auf der Strecke sind die Fronten geklärt. "Man kann hart, aber fair miteinander umgehen, ohne irgendwelche Harakiri-Manöver zu starten. Das haben wir mit beiden sehr intelligent diskutiert und immer wieder Beispiele aufgenommen, die ihnen wichtig waren", stellte Toto Wolff klar.

Fazit: Es darf wohl bezweifelt werden, dass sich Hamilton und Rosberg gegenseitig im Weg stehen.