Viele Journalisten in Australien stellen eigentlich nur noch eine Frage: Wer könnte am Sonntag den dritten Platz auf dem Podium einnehmen? Zu dominant wirken die Silberpfeile, als könnte sich einer zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg schieben. "Ihr Journalisten hypt uns die ganze Zeit! Für uns ist es wichtig, keine allzu großen Erwartungen zu haben", versuchte Hamilton die Journalisten nach dem Qualifying etwas zu beruhigen.

Zwar weiß auch Hamilton, dass Mercedes bei den Testfahrten das Maß der Dinge war, "wenn man dann hier ankommt und es nicht der Fall ist, dann sieht man wie ein Idiot aus", rechtfertigte er die Tiefstapelei, die anschließend folgte. Das Beenden des Rennens sei nach wie vor eine der schwierigsten Aufgaben. Auch wenn Mercedes bereits Rennsimulationen abspulen konnte, frei von Problemen wären sie nicht gewesen, so der Pole-Setter.

Umstände haben Red Bull geholfen

Ein Team, das noch keine einzige Rennsimulation abspulen konnte, ist Red Bull. Mit Daniel Ricciardo auf Rang zwei erzielte das Weltmeisterteam ein deutlich besseres Ergebnis als von vielen erwartet. Für Toto Wolff nicht ganz überraschend: "Es war klar, dass Red Bull zurück kommt. Vielleicht haben ihnen auch die Umstände etwas geholfen."

Auch Nico Rosberg hat die Konkurrenz aus Österreich auf der Rechnung: "Man darf sie nie abschreiben. Red Bull war die letzten fünf Jahre über die Benchmark, sie wissen schon, was sie tun." Und auch Hamilton hat Red Bull nicht abgeschrieben: "Bei einem Longrun in Bahrain sahen sie sehr konkurrenzfähig aus."

Welche Rolle spielen die Reifen?

Eine gute Qualifying-Performance lieferte Mercedes auch schon im Vorjahr. Allerdings erwies sich der F1 W04 im Rennen als Reifenfresser. Pirelli hat die Reifen in diesem Jahr stark überarbeitet und konservativer gestaltet. Für Mercedes trotzdem kein Freibrief. "Bei den Wintertests dachten wir, dass sie in diesem Jahr kein Problem sind und wir nur einen Stopp machen müssen", plauderte Rosberg aus und korrigierte umgehend.

"Das stimmt aber nicht. Der Reifenabbau ist durchaus eine Sache." Lewis Hamilton sieht diese Problematik etwas gelassener. "Ich glaube nicht, dass die Reifen das ganz große Problem für uns sein werden, zumindest nicht mehr so wie in den Jahren zuvor. Bleibt es trocken, wird es aber trotzdem knifflig."

Sollte es regnen, erwartet die Piloten ebenfalls keine leichte Aufgabe. Denn auch die Regenreifen sind neu. Sie verdrängen jetzt 65 Liter Wasser pro Sekunde, zuvor waren es 60. Nicht die einzige Änderung am blauen Cinturato: "Der Regenreifen ist ziemlich hart", so Hamilton. "Er ist härter, als ich es erwartet hatte. Wenn wir morgen wechselnde Bedingungen haben, dann wird es ein sehr, sehr schwieriges Rennen."