Die Formel 1 der Generation 2014 ist anders - das lässt sich bereits nach dem ersten Qualifying des Jahres konstatieren. Die Boliden sind aufgrund der neuen 1,6-Liter-V6-Turbomotoren, die offiziell als Power Units bezeichnet werden, deutlich leiser und leistungssschwächer als ihre Vorgängermodelle und generieren auch weniger Abtrieb. Dafür ist das Drehmoment der Aggregate wesentlich höher, weshalb die Piloten mehr Gefühl im Gasfuß beweisen müssen, vor allem bei nassen Bedingungen, wie sie am Samstag in Melbourne vorherrschten.

Bleibt der Fahrspaß bei alledem auf der Strecke? Motorsport-Magazin.com hat sich im Fahrerlager unter den deutschen Piloten umgehört.

Keine Drift-Challenge

"Der Ans-Gas-gehen-Prozess dauert einfach länger", schildert Nico Hülkenberg, worin der Unterschied zu den Vorsaisons besteht. "Aus der Kurve raus muss man mehr dosieren, es dauert länger, bis man voll am Gas stehen kann, denn man will ja nicht die ganze Zeit durchdrehende Reifen haben. Es ist ja keine Drift-Challenge" Durchdrehende Reifen, ein instabiles Heck - eigentlich eine tolle Herausforderung für die Piloten. "Nicht wirklich, ein paar Knöpfe drücken nimmt den Kick vom Speed wieder zurück", widerspricht der Force-India-Pilot.

Noch nicht alles läuft nach Plan, Foto: Sutton
Noch nicht alles läuft nach Plan, Foto: Sutton

Gerade was den Abtrieb betrifft, der aufgrund des neuen Reglements wesentlich geringer geworden ist, sei es ein enormer Unterschied gegenüber den Vorjahren. "Klar gewöhnt man sich daran und adaptiert sich langsam, aber man hat noch die Referenz vom vergangenen Jahr im Kopf und merkt einfach, dass etwas fehlt", steht Hülkenberg dem neuen Fahrgefühl vorerst skeptisch gegenüber.

Anderes Rennfahren

Wie bei den Testfahrten wurde Sebastian Vettel auch in Melbourne wiederholt von technischen Problemen heimgesucht. Nicht zuletzt deswegen ist es für den Heppenheimer noch zu früh, die Auswirkungen des neuen Regelwerks zu beurteilen. "Es gibt viele neue Dinge, an die man sich gewöhnen muss und mit denen man zurechtkommen muss", betont der vierfache Weltmeister. "Im Moment ist jeder gespannt, weil man nicht weiß, was man im Rennen erwarten kann."

Ob all die Regeländerungen gut oder schlecht sind, liege im Auge des Betrachters, gibt sich Vettel diplomatisch. "Alle würden sich wohler fühlen, wenn sie genau wüssten, was es braucht. Ich glaube, wir werden relativ bald mit allen Dingen zurechtkommen, im Moment ist es aber noch kompliziert." Nicht zuletzt deswegen freut sich Vettel aber auf den ersten Grand Prix der neuen Ära. "Ich bin gespannt, denn das Rennfahren ist anders geworden."

Nico Rosberg, der im vermutlich besten Formel-1-Auto der Gegenwart sitzt, glaubt nicht, dass der Fahrspaß auf Dauer abhandengekommen ist. "Das kommt schnell wieder", zeigt sich der Mercedes-Pilot unbesorgt. "Beim ersten Mal denkt man 'schade, alles langsamer', aber ich habe das schnell wieder vergessen und suche jetzt nach kleinen Verbesserungen."

Schwacher Sound

Die neue Power Unit, Foto: Mercedes-Benz/adrivo
Die neue Power Unit, Foto: Mercedes-Benz/adrivo

Jenes Thema, das gerade die Fans der Königsklasse am meisten beschäftigt, ist der ziemlich schwachbrüstige Klang der neuen Motoren. Aber auch unter den Fahrern kommt der Turbo-Sound nicht gut an. "Die Autos haben weniger Leistung. Schade, dass sie so leise sind", bedauert Vettel. Dem kann sich Hülkenberg nur anschließen: "Der Sound ist schon eher eine Enttäuschung, ich finde ihn nicht so toll."

Einen angenehmen Nebeneffekt hat der weniger intensive Klang der Aggregate für die Fahrer allerdings, verriet der Emmericher mit einem Lächeln auf den Lippen. "Vom Lärm im Kopf ist etwas besser. Sonst hatte man am Sonntag schon ein bisschen Piepen im Ohr - das sollte jetzt besser sein."