Die Fahrer betonen stets einhellig, wie gerne sie nach Australien kommen, doch zu Nico Hülkenbergs Lieblingsstrecken dürfte der Albert Park Circuit bisher nicht gezählt haben. Drei Mal war der Deutsche bereits als Einsatzpilot in Melbourne, das Ziel sah er aber noch nie. Während er zwei Mal nach einer Kollision vorzeitig ausschied, konnte der Emmericher im Vorjahr gar nicht erst am Rennen teilnehmen, weil mit dem Benzinsystem seines Sauber-Boliden Probleme aufgetreten waren.

Keine Probleme im Regen

Diesmal könnte jedoch alles anders werden. Hülkenberg, der mittlerweile in Diensten von Force India steht, qualifizierte sich als Siebter für den ersten Grand Prix des Jahres und blickt dem Rennen höchst zuversichtlich entgegen. "Das ist meine beste Startposition bisher, die drei Rennen waren ja zum Abschreiben. Daher wird es morgen ein Hammer-Rennen für mich", strahlte der Deutsche über das ganze Gesicht. Nur zu Beginn des Qualifyings gab es bei Force India Probleme, weil der Benzindruck kurz abgefallen war, doch Hülkenberg macht sich keine Sorgen, dass er dadurch am Sonntag ausgebremst werden könnte. "Wir checken das noch einmal", versicherte er.

Im Regen gab Hülkenberg Gas, Foto: Sutton
Im Regen gab Hülkenberg Gas, Foto: Sutton

Wenige Minuten nach Beginn des Qualifyings öffnete der Himmel über Melbourne seine Schleusen, was Hülkenberg allerdings keineswegs beeinträchtigte. "Ich habe es deutlich schlimmer erwartet", betonte er. "Der Griplevel war echt hoch, ich hatte das anders in Erinnerung. Aber als ich gefahren bin, war ich wirklich positiv überrascht. Ich habe mich direkt wohl gefühlt und gut zurechtgefunden." Nicht einmal die so tückischen weißen Straßenmarkierungen im Albert Park, die bei Nässe enorm rutschig werden, konnten den Force-India-Pilot auf seinem Weg in die Top-10 bremsen.

Schwierige Standortbestimmung

Großes Lob sprach Hülkenberg seinem Wagen, dem VJM7, aus. "Es geht immer besser und es gibt immer Sachen, die wir beanstanden, aber insgesamt kann man ganz zufrieden sein", zog er ein erstes Fazit. Was das Kräfteverhältnis betrifft, wollte sich der Deutsche gerade aufgrund des regnerischen Wetters noch nicht wirklich festlegen, obwohl er Mercedes deutlich vor Force India sah, während man sich Williams nach den Eindrücken im Trockenen wohl mehr erhofft habe. "Unter normalen Bedingungen sind wir irgendwo um die Top-10 rum", so seine grobe Einschätzung.

Allerdings, so hielt Hülkenberg fest, seien derlei Spekulationen in diesem frühen Stadium der Saison ohnehin wenig sinnvoll, da es sich lediglich um Momentaufnahmen handle. "Jetzt haben sich die Bedingungen extrem geändert, vor allem der Wind, und es ist schwer, das genau zu bemessen", erklärte er. Zudem nahm Force India, wie die meisten anderen Teams auch, von Freitag auf Samstag umfassende Änderungen am Setup vor. "Vom Verständnis des Autos sind wir aber gut dabei", unterstrich Hülkenberg, dass sich die Inder auf dem richtigen Weg befindet.

Lob für die Youngsters

Unmittelbar hinter dem Deutschen wird am Sonntag Daniil Kvyat starten, der sich im ersten Qualifying seiner Formel-1-Karriere glänzend schlug. "Ich bin mir aber gar nicht sicher, ob es in diesem Jahr so ein Nachteil ist, ein Rookie zu sein, denn es hat sich so viel verändert und vieles muss neu gelernt werden", meinte Hülkenberg mit Blick auf die Neulinge im Feld. "Ich weiß nicht, ob die Erfahrung noch so viel Vorteil ist, wie es mal war."

Anerkennende Worte fand der 26-Jährige auch für Daniel Ricciardo. Der Australier stellte den bisher so schwächelnden Red-Bull-Boliden bei seinem Heimspiel überraschend in die erste Startreihe. "Daniel ist kein Neuling, ich habe erwartet, dass er stark sein wird", so Hülkenberg. "Er kann mit dem Druck umgehen und ist eh ein lockerer Typ, aber er hat es echt gut umgesetzt."