Lewis Hamilton auf der Pole Position - Nico Rosberg auf Startplatz drei. Mit dem fast perfekten Ergebnis endete für Mercedes das Auftakt-Qualifying der Formel 1 in Melbourne. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zeigte sich angesichts der starken Leistung seiner Fahrer bei schwierigsten Wetterbedingungen zwar sichtlich begeistert. Allerdings kosteten ihn die spannenden letzten Sekunden doch einiges an Nerven.

"Wir haben heute 99,9% richtig gemacht und dennoch habe ich sicher einige graue Haare hinzubekommen", schildert Wolff das Wechselbad der Gefühle. "Der Regen hat die komplette Situation unheimlich erschwert, aber wir haben dennoch fast das Optimum herausgeholt, was sehr zufriedenstellend ist." Für Rosberg, der nach einem Ausrutscher auf der letzten Runde die rechtzeitige Zieldurchfahrt um zwei Sekunden verpasste, sein gar noch mehr drin gewesen.

"Nico hat leider die Pole verschenkt, denn der Ausrutscher hat ihn genau die Zeit gekostet, eine letzte schnelle Runde antreten zu können." Das Team hatte die Ausfahrt Rosbergs so getimed, dass er als Letzter auf der immer trockeneren Strecke einen Angriff auf die Spitze hätte starten können. So war es Hamilton, der das letzte Ausrufezeichen setzte. Für das Rennen gibt sich Wolff angesichts der guten Pace bei den Longruns sehr optimistisch, warnt aber jedoch davor, verfrüht in Jubelarien auszubrechen:

Toto Wolff freute sich über Lewis Hamiltons Pole Position - die hundertste für Mercedes in der Formel 1, Foto: Sutton
Toto Wolff freute sich über Lewis Hamiltons Pole Position - die hundertste für Mercedes in der Formel 1, Foto: Sutton

"Morgen wird ein unglaublicher Härtetest, denn wir müssen das Auto zum ersten Mal am Anschlag über die Renndistanz bringen", erklärt Wolff. "Bei diesen Belastungen kann immer leicht etwas kaputt gehen, irgendein kleines Teil, das dann einen Kollateralschaden hervorruft." So seien die bisherigen Probleme Mercedes' bei den Testfahrten im Winter und auch bei Lewis Hamilton im ersten Freien Training des Wochenendes stets auf Marginalien zurückzuführen gewesen.

Doppelsieg wäre keine Überraschung

"Wenn bei uns etwas schief ging, waren es eigentlich immer irgendwelche Sensoren, die beteiligt waren", offenbart der Österreicher. "Wenn diese Ausfallen werden Teilsysteme entweder zu warm oder zu kalt, signalisieren zu viel Druck oder zu wenig und schon fährt sich das gesamte System herunter." Dennoch überwiegt angesichts der bisherigen Form seines Teams die positive Stimmung. "Von der Rennpace her kann uns sicher nur ein Defekt schlagen, ansonsten prophezeie ich uns für morgen einen Doppelsieg", zeigte sich Wolff im Gespräch mit Motorsport-magazin.com optimistisch.

Ein weiteres großes Thema in Melbourne neben der Standfestigkeit der rundum erneuerten Boliden ist zudem der Treibstoff-Haushalt, der auf dem Stadtkurs im Albert Park als am schwierigsten zu managen gilt. "Das wird morgen sicher eine enge Geschichte, da gut durchzukommen, aber das sollte für die Fahrer eigentlich kein Problem sein. Die Zeit der reinen Gasgeber ist vorbei und alle Fahrer haben heutzutage genug Rennintelligenz, um sich auf diese Situationen einzustellen."

Lob für den Gegner

Begeistert zeigte sich Wolff von Lokalmatador Daniel Ricciardo, der den zuletzt arg gebeutelten RB10 auf einen sensationellen zweiten Platz beförderte. "Was der Ricciardo hier zuhause abgeliefert, ist doch einfach fantastisch", gratulierte Wolff Konkurrent Red Bull auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Ich kenne Daniel schon lange und er hat mich stets beeindruckt. In den Junior-Formeln hat er zusammen mit Valtteri Bottas schon alles abgeräumt. Da war schon klar, dass der Junge eine gute Zukunft vor sich hat. Außerdem hat das Resultat gezeigt, dass Red Bull wieder zurückkommt."