Daniel Ricciardo hat in Melbourne sein breites Grinsen wiedergefunden. "Als ich an die Box fuhr, war kein Feuer am Auto zu sehen - das war durchaus positiv", scherzte Red Bulls Neuzugang bestens gelaunt nach dem Auftakt in Melbourne. Fleißbienchen Ricciardo: Der Australier spulte am Freitag im Verlauf der beiden Trainings 64 Runden ab und lag damit nah an der Spitze der Kilometertabelle. Ein ungewohntes Gefühl bei Red Bull nach all dem Ärger während der Testfahrten in Jerez und Bahrain.

Bei Red Bull ist die Zuversicht pünktlich zum ersten Rennen der neuen Saison zurückgekehrt. Da ging selbst Sebastian Vettels Stotterstart unter, als der Weltmeister vormittags gerade einmal zehn Runden wegen eines Wechsels des Unterbodens an seinem RB10 fahren konnte und lange Zeit zum Zuschauen verdammt war. "Das war unser erster richtiger Testtag in diesem Jahr", meinte Christian Horner anschließend. Die zahlreichen Probleme während der Testfahrten seien vollständig dokumentiert und konsequent abgearbeitet worden. Die Liste dürfte ziemlich lang gewesen sein.

Enorme Herausforderung

"Hinter den Kulissen wird sowohl in der Teamfabrik in Milton Keynes als auch bei Renault in Viry-Chattillon ein riesiger Aufwand betrieben", so Horner. "Die Moral ist sehr hoch und wir arbeiten als Team äußerst effektiv. Es war während des Winters eine enorme Herausforderung, den RB10 zu designen, zu bauen und natürlich auch zu modifizieren. Wie das Team damit umgegangen ist, war fantastisch."

Aufbruchstimmung bei Red Bull, und trotzdem gibt es noch genügend Baustellen rund um das neue Turbo-Auto. Für Kilometer gibt es keine Punkte. Horner vielsagend: "In vielerlei Hinsicht stehen wir jetzt da, wo wir gern beim ersten Test gewesen wären. Das war aber nicht der Fall und jetzt sind wir gefordert, Boden gutzumachen."

Vettel sorgt für Action

Dass beim RB10 noch nicht alles rund läuft, zeigte unter anderem Vettel, als er im 2. Training einen ordentlichen Quersteher in Kurve 1 fabrizierte, das Auto aber noch in letzter Sekunde einfangen konnte. "Unser Auto ist im Moment noch nicht so abgestimmt wie andere", erklärte Horner. "Die Abgabe der Power an den Motor ist noch sehr aggressiv. Dadurch entsteht dieses Zucken und die Fahrer beschweren sich recht häufig über die Fahrbarkeit des Autos." Solange die Software der Power Unit noch nicht angepasst ist, wird sich daran auch nichts ändern.

Vettel im Aufwind, Foto: Sutton
Vettel im Aufwind, Foto: Sutton

Das perfekte Zusammenspiel all der Komponenten der Power Unit ist essentiell, die Software dient als Schaltzentrale in der Mitte. Wenn in diesem Bereich etwas nicht stimmt - ein großes Problem von Renault im Winter - kann sich das unschön auswirken, wie Vettel am eigenen Leib spüren musste.

"Es geht da nicht nur um die Beschleunigung aus den Kurven heraus", erklärte Horner. "Sondern auch darum, wie das System die Energie, die das Bremsen und die Balance beeinflusst, bei Bremsvorgängen speichert. Dann kann das Auto am Kurveneingang nervös reagieren, und es geht genauso viel Zeit verloren wie beim Kurvenausgang."