Sein oder Nichtsein, das ist am Sonntag die Frage. Das Auftaktrennen der Formel 1 in Melbourne könnte zum Überlebenskampf werden, zu einem Ausscheidungsrennen nach dem Motto "Nur die Härtesten kommen durch". Sieht überhaupt ein Auto die Zielflagge oder geht sämtlichen Power Units vor Abschluss der 307.574 Meter die Kraft aus?

Zumindest bei Red Bull Racing, Lotus und Caterham darf man skeptisch sein, nachdem deren Renault-Units an kaum einem der zwölf Wintertesttage problemfrei liefen. Gefragt nach einem Tipp bezüglich der Zielankünfte meinte Daniel Ricciardo bei der Eröffnungs-Pressekonferenz: "Null! Wir werden alle über die Ziellinie laufen." Ein Scherz, der aus dem Munde eines Red-Bull-Fahrers nach der Februar-Performance fast wie ein Wunschdenken klingt. Denn kommt niemand ins Ziel, verliert Red Bull auch keine Punkte und Adrian Newey hat zwei weitere Wochen Zeit, um an seinem Zeichentisch den Rückstand auf die Konkurrenz wettzumachen. Ricciardos Kollegen waren da schon zuversichtlicher: Fernando Alonso tippte auf 16 Autos im Ziel, Sebastian Vettel auf zwölf, Lewis Hamilton auf 15, Felipe Massa auf 14 und Kevin Magnussen - wohl ähnlich scherzhaft wie Ricciardo - auf alle 22.

Kamui Kobayashi hat einen Plan B, Foto: Caterham/Twitter
Kamui Kobayashi hat einen Plan B, Foto: Caterham/Twitter

Das Protokoll der FIA sieht übrigens vor, dass das Rennen abgebrochen wird, sobald der letzte Fahrer sein Auto abstellen muss, wie Charlie Whiting in Melbourne ausführte. Danke für die Erklärung, denn wir dachten schon, die Fahrer dürften das Rennen auf dem Fahrrad zu Ende bringen. Leider ist damit auch Kamui Kobayashis Plan B, falls sein Caterham kaputtgeht, dahin (siehe Bild rechts). Während unsere Abstimmung über die Anzahl der Autos im Ziel noch ein paar Tage läuft, haben wir nach der ersten von fünf langen Nächten (oder waren es frühe Morgen?) im Kaffeesud gelesen. So tippt die Redaktion:

Christian Menath:Lediglich Max Chilton wird die Zielflagge sehen. Nicht nach 58 Rennrunden, dafür aber nach zwei Stunden Rennzeit. Der Brite bleibt seiner Linie treu: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen - oder eben der Chilton.

Robert Seiwert: "42. Wenn es einer weiß, dann die 42."

Michael Höller: 22 Fahrer - 6 Renault-Defekte - 2 Rennunfälle x Maldonado-Faktor = 13 Zielankünfte.

Stephan Heublein: Es ist völlig egal, ob ein Auto die Zielflagge sieht. Schon jetzt steht fest: Der Australien GP wird das bislang effizienteste Formel-1-Rennen der Geschichte! Power und Unit sei Dank. Was wollen wir mehr?

Marion Rott: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird, daher tippe ich auf sechs bis acht Ausfälle. Doch selbst wenn es deutlich mehr sind, muss das für die restliche Saison keine Auswirkungen haben - schließlich sahen 2008 nur sechs Autos in Melbourne die karierte Flagge.

Philipp Schajer: Elf Autos, also 50 Prozent des Feldes, werden die Zielflagge sehen. Mutige (?) Prognose: Caterham oder Marussia holt die ersten Punkte!

Nico Pappelau: Wir werden überdurchschnittlich viele Ausfälle sehen, aber zehn Autos werden schon ins Ziel kommen.

Stephan Vornbäumen: Australien war und bleibt ein Ausfall-Rennen. In den letzten fünf Jahren kamen immer nur zwölf bis 18 Fahrer in die Wertung. Beim Saisonauftakt werden am Sonntag 13 Piloten das Ziel erreichen. Maldonado wird natürlich als 13. die Flagge sehen.