Sportlich könnte das Jahr 2014 für Sebastian Vettel ein Reinfall werden. Könnte - denn auch wenn die Testfahrten mäßig bis katastrophal liefen, Red Bull darf man nie abschreiben. Für den Fall, dass die Weltmeistertruppe den RB10 nicht zuverlässig und schnell bekommt, kann Sebastian Vettel dennoch als Sieger aus der Saison hervorgehen.

Nicht sportlich, sondern menschlich. Nicht nur die Erfolge verbinden den Heppenheimer mit seinem Vorbild Michael Schumacher - auch die öffentliche Wahrnehmung. Vettel holte zwar in den letzten vier Jahren vier Weltmeistertitel, Sympathiepunkte gewannen aber andere. Der 'ungeliebte Weltmeister' machte die Runde, Pfiffe der Fans begleiteten seine Siegesserie.

Totalausfall als Chance?, Foto: Sutton
Totalausfall als Chance?, Foto: Sutton

Mit seinem Manöver in Malaysia hatte er die Pfiffe teilweise selbst zu verantworten, den fehlenden Respekt nicht. Viele schreiben die herausragenden Erfolge stets dem Auto zu. Newey sei Weltmeister, nicht Vettel, provozierte Alonso mehrfach. Helmut Marko stelle nicht nur einmal klar, dass es schließlich zwei Newey-Autos gibt, am Ende aber immer nur Vettel gewinnt.

Die verdiente Anerkennung blieb Vettel trotzdem oftmals verwehrt. "Ich weiß nicht, was er machen muss, damit ihn die Leute akzeptieren", fragt sich Red Bull Teamchef Christian Horner. Die Antwort könnte Renault liefern: Ein schlechtes Auto.

Michael Schumacher machte die Formel 1 in Deutschland salonfähig, der große Sympathieträger für alle Deutschen war er aber bis zu seinem Comeback 2010 nicht. Drei weitestgehend erfolglose Jahre bei Mercedes hat es gebraucht, um von (fast) allen geliebt zu werden. Verlieren ist schwieriger als gewinnen - zumindest auf menschlicher Ebene.

Verlieren lernen

Verlieren lernen: So könnte die große Lektion für Sebastian Vettel 2014 lauten. "Natürlich ist es für ihn eine Gelegenheit, wenn er bei den ersten paar Rennen im Hintertreffen sein wird", ist Horner überzeugt, "aber ich bin mir sicher, dass er diese Aufgabe meistern wird." Während sportlich in diesem Jahr die Rekordjagd Vettels ein vorübergehendes Ende finden könnte, so könnte er am Ende doch wieder als Sieger dastehen.

Als Gewinner von Sympathiepunkten. Dass er das Potential dazu hat, zeigte Vettel schon in Bahrain. Auch wenn der RB10 immer noch nicht lief, stellte er sich geduldig den Fragen der Journalisten, nahm die ein oder andere Frage mit Galgenhumor. Als ein Journalisten-Kollege am letzten Testtag sieben Runden in der Tagesbilanz unterschlagen hatte, scherzte Vettel, dass diese sieben Runden ganz schön viel seien. "Bei der derzeitigen Verfassung ein paar Testtage", warf ich - natürlich nicht ganz ernst gemeint - ein. Vettel lachte mit.

Vettel hat in diesem Jahr die Chance, sich auch menschlich zu beweisen. Die Zutaten stimmen: Ein schlechtes Auto, die Gelassenheit eines viermaligen Weltmeisters und die Ruhe eines frischgebackenen Vaters. Auch Oberbulle Dietrich Mateschitz hat Vertrauen in seinen teuersten Angestellten, wie er der dpa sagte: "Ich glaube nicht, dass er ein Problem hat, mit der jetzigen Situation klarzukommen. Er wird, so wie das gesamte Team, die Herausforderung annehmen." Challenge accepted?