Die Vorsaison-Tests in Jerez de la Frontera und in Bahrain zeigten deutlich, dass die neue Formel 1 deutlich mehr an Standfestigkeit eingebüßt hat, als an Geschwindigkeit. Vor allem in Bahrain waren die Zeiten ermutigend, die Standfestigkeit jedoch nicht. Abgesehen von den Hitzeproblemen bei Renault war es oftmals die Elektronik, die für unplanmäßige Stopps sorgte.

"In Melbourne könnte es passieren, dass kein Auto die Zielflagge sieht, weil jedes Team ernsthafte Probleme damit hatte", warnte Roberto Dalla, Leiter der Formel-1-Abteilung des Elektronikzulieferers Magneti Marelli. Gegenüber der Gazzetta dello Sport beschwerte er sich vor allem über die geringe Vorbereitungszeit: "Wir mussten uns während der Wintertests, die ingesamt nur zwölf Tage dauerten, darauf vorbereiten. Das war eine wahre Mission Impossible."

Das Problem liegt vor allem in der Tatsache begründet, dass die Steuerelektronik der neuen Boliden deutlich komplexer ist. Mit ERS-H und ERS-K müssen zwei hochkomplexe Hybridsysteme nicht nur untereinander perfekt miteinander arbeiten, sondern gleichzeitig den Verbrennungsmotor bestenfalls nahtlos ergänzen. "Im letzten Jahr gab es nur eine einzige Einheit, die von McLaren hergestellt wurde. Das war für alle Belange das Gehirn", so Dalla.

Zwar gibt es die Standardelektronik von McLaren, genannt Einheits-ECU (Engine Control Unit) noch immer, doch zahlreiche weitere Steuergeräte sind durch die angesprochenen Hybridsysteme hinzugekommen. Genau die Zusammenarbeit sei nun die Herausforderung, "Motor, Turbolader und Energierückgewinnungssysteme müssen wir ein Orchester harmonieren."

Im Renntrimm sieht es anders aus

Roberto Dalla im (Krisen?)Gespräch mit Remi Taffin, Foto: Sutton
Roberto Dalla im (Krisen?)Gespräch mit Remi Taffin, Foto: Sutton

Dafür braucht es Zeit: "Um die richtigen Lösungen zu finden, braucht man weitere zwei oder drei Monate." In der Tat gab es bei den Wintertests zahlreiche Unterbrechung wegen Elektronikdefekten. Ganz so dramatisch wird es in Melbourne jedoch nicht aussehen, wie Renault Motorenchef Remi Taffin gegenüber Motorsport-Magazin.com erklärte: "Im Rennen würden wir mehr Risiko eingehen als hier. Aber man muss eine Balance für dieses Risiko finden. Wenn man die Power Unit schon im ersten Rennen verliert, wird es schwierig."

Heißt: Bei den Testfahrten gingen die Teams auf Nummer sicher. Lieferte nur ein einziger Sensor abweichende Werte, wurde das Auto gestoppt. Folgeschäden sollten vermieden werden. Oftmals war dabei auch nur der Sensor selbst defekt und lieferte deshalb falsche oder keine Werte. Im Rennen würde man das Risiko in diesem Fall wohl eingehen, das Auto weiterfahren zu lassen.