Lotus gehörte zu den großen Verlierern der Wintertests. Nichtsdestotrotz gibt sich die Mannschaft aus Enstone vor dem Saisonauftakt in Australien kämpferisch. Romain Grosjean stellte klar, dass der Spruch von Pierre de Coubertin 'Dabei sein, ist alles' nicht im Fall von Lotus gilt. "Wir sind in keiner schönen Situation, aber das heißt nicht, dass es vorbei ist. Wir versuchen zum Auftakt so viele Punkte wie möglich zu holen und mit jedem Rennen aufzuholen."

Lotus holte Maldonado für Räikkönen, Foto: Sutton
Lotus holte Maldonado für Räikkönen, Foto: Sutton

Das Team: Bye, bye Eric hieß es Anfang des Jahres. Teamchef Eric Boullier wechselte zur Konkurrenz von McLaren, wo er 2014 als Renndirektor fungiert. Als Nachfolger wurde zuletzt Olivier Quesnel gehandelt, eine offizielle Bestätigung steht weiterhin aus. Bereits im Vorjahr trennte sich Technikdirektor James Allison vom Team und heuerte bei Ferrari an. Auch Zugpferd Kimi Räikkönen wechselte nach Maranello.

Als Ersatz verpflichtete Lotus Pastor Maldonado, wobei der Rennstall offen zugibt, dass seine Sponsor-Mitgift eine Rolle spielte. "Irgendwann muss man als Team eine Entscheidung treffen und akzeptieren, dass man ein Budget zusammenkriegen muss. Ich sage nicht, dass wir Abstriche gemacht haben, aber wir haben uns dafür entschieden, mehr Zeit in einen Fahrer zu investieren", erklärte der frühere Lotus-CEO Patrick Louis gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Team - Note: ausreichend bis nicht genügend

Lotus ging bei der Nase eigene Wege, Foto: Sutton
Lotus ging bei der Nase eigene Wege, Foto: Sutton

Das Auto: Bei der Präsentation des Autos gelang Lotus ein PR-Streich, denn obwohl der E22 erst beim Bahrain-Test gezeigt werden sollte, stellte Lotus ein Bild ins Netz - ausgerechnet am selben Tag der offiziellen McLaren-Präsentation. Aber auch das Design, vor allem die Nase, die an einen Gabelstapler erinnert, sorgte für zahlreiche Schlagzeilen. Viele Experten hielten die Nase für nicht regelkonform, doch die FIA wies die Vorwürfe zurück.

"Lotus hat das Konzept im Sommer präsentiert und wir konnten nichts Falsches daran finden. Ganz im Gegenteil, es ist eine sehr clevere Interpretation des Reglements", erklärte FIA-Renndirektor Charlie Whiting. Lotus ist somit das einzige Team, das sich für eine asymmetrische Lösung entschieden hat. Die größte Schwachstelle scheint aktuell die Power Unit von Renault zu sein, die während der Testfahrten immer wieder für Probleme sorgte.

Auto - Note: gut bis befriedigend

Die Zuverlässigkeit ist ein großes Problem, Foto: Sutton
Die Zuverlässigkeit ist ein großes Problem, Foto: Sutton

Die Zuverlässigkeit: Nachdem Lotus beim Testauftakt in Jerez fehlte, waren die beiden Testwochen in Bahrain für den Rennstall umso entscheidender. Doch in der ersten als auch zweiten Testwoche legte Lotus die wenigsten Testkilometer von allen Teams zurück. An den ersten vier Testtagen spulten Grosjean und Maldonado 111 Runden respektive 601 Kilometer ab. Beim finalen Test lief es nicht viel besser - die Fahrer kamen auf insgesamt 127 Runden respektive 687 Kilometer.

Im Vergleich: Kilometerkönig Williams fuhr in Bahrain insgesamt 2370 Kilometer. Zudem musste Lotus an allen Tagen der finalen Testwoche aufgrund eines Problems vorzeitig abbrechen. "Wir haben noch nicht einmal die Hälfte oder ein Drittel von dem geschafft, was wir machen wollten", klagte Grosjean. "Aber was will man machen? Wir stehen morgens auf und arbeiten hart weiter. Es macht keinen Sinn, wegzurennen und zu schreien."

Zuverlässigkeit - Note: nicht genügend

Grosjean stieg zum Teamleader auf, Foto: Sutton
Grosjean stieg zum Teamleader auf, Foto: Sutton

Die Fahrer: Romain Grosjean gelang es im Vorjahr sein Image als Crash-Pilot endgültig abzulegen. Nach dem Abgang von Räikkönen stieg der Franzose zum Teamleader auf. "Wir wussten immer, um Romains Potenzial. 2012 hieß es, wir seien komplett verrückt, ihn zu behalten und heute sagen die gleichen Leute, er sei ein großartiger Fahrer", erzählte Patrick Louis gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Das gleiche Potenzial sieht der Rennstall auch in Maldonado. "Pastor ist für mich ein Fahrer, den man innerhalb von sechs Monaten sehr stark fördern kann. Er muss lernen intelligent zu fahren, um auch anzukommen und Punkte zu holen. Im Grunde werden wir mit ihm einen vergleichbaren Prozess durchlaufen wie damals mit Romain", erklärte Louis. Die beiden Fahrer kennen sich bereits aus verschiedenen Nachwuchs-Kategorien. "Ich respektiere Romain sehr. Hoffentlich können wir gemeinsam viel für das Team erreichen", so Maldonado.

Fahrer -Note: gut bis befriedigend

Redaktionskommentar:

Saisonziel: Top-Teams ärgern & Siege einfahren

Pro: Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Wintertestfahrten für Lotus nicht wie erwünscht verliefen, doch Tests sind eine Sache, Grand Prix eine andere Sache. Keiner weiß im Moment, wo die Konkurrenz steht, daher wäre es verfrüht, die Saison für Lotus schon jetzt abzuschreiben. Für die Mannschaft aus Enstone gilt jetzt: die Nerven behalten und fokussiert weiterarbeiten.

Contra: Vor dem Saisonstart in Australien sieht es bei Lotus düster aus. Das Team hat mehrere Baustellen - Teampersonalien, Finanzen, Kinderkrankheiten am E22 -, was eine Wiederholung des Auftaktsieges vom Vorjahr schier unmöglich macht. Selbst die Fahrer haben bereits öffentlich kundgetan, dass in den ersten zwei Saisonrennen nicht viel zu holen ist. Es bleibt zu hoffen, dass Lotus all seine Probleme schnell in den Griff bekommt. Ansonsten könnte nicht nur der Saisonstart in die Hose gehen, sondern die gesamte Saison.

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