Red Bull gehörte zu den großen Verlierern bei den letzten Testfahrten in Bahrain. Das Team hatte wieder einmal Probleme, mit dem RB10-Boliden zuverlässig Runden zu drehen. Stattdessen tauchten immer wieder neue Schwierigkeiten auf, die darin gipfelten, dass Sebastian Vettel an seinem ersten Einsatztag gerade einmal vier Kurven weit kam, bevor der Tag beendet war. Zumindest am vergangenen Sonntag konnte sich der Weltmeister ein wenig mit dem neuen Auto vertraut machen und 77 Runden in der Wüste drehen.

Wie schnell ist der RB10?, Foto: Red Bull
Wie schnell ist der RB10?, Foto: Red Bull

Die Truppe aus Milton Keynes hinkt bei den Kilometern gehörig hinterher. Da konnte ein Film-Tag am Montag nach dem Ende der offiziellen Tests in Bahrain nicht schaden. Motorsport-Magazin.com war live dabei und schaute dem Team über die Schulter. Am Dienstag geht der Promo-Einsatz weiter, dann fährt aber wahrscheinlich nur der 2012er Bolide.

Nach all den Pannen der vergangenen Wochen stellen sich vor dem Saisonstart in Australien aus Sicht von Red Bull zwei Fragen: Übersteht der RB10 eine komplette Renndistanz, und: Wie schnell ist das Auto eigentlich? An seinem letzten Einsatztag war Vettel mit leicht angezogener Handbremse unterwegs, um nicht noch mehr verlorene Kilometer zu riskieren. "Als wir draußen waren, haben wir natürlich versucht so schnell zu fahren wie es ging", sagte Vettel zwar im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Aber da hängt auch viel vom Tank und den Reifen ab, und davon, wie viel Power man vom Motor abruft. Da wissen wir, dass wir noch nicht bei voller Leistung sind und es noch viel zu tun gibt."

Auch die Konkurrenz grübelt, wozu der RB10 in der Lage ist. Nicht wenige Experten glauben: Wenn es Red Bull gelingt, den Boliden standfest zu bekommen, ist er beim Speed weit vorn dabei. Einen ersten Hinweis lieferte Jenson Button, der die Gelegenheit hatte, sich den Gegner einmal aus der Nähe anzuschauen. "Ich fuhr einige Runden neben Daniel Ricciardo und auf den Geraden kam er nicht an mir vorbei", erzählte der McLaren-Pilot. "Stattdessen überholte er mich in Kurve 11 außen. Das ist eine Highspeed-Linkskurve - so etwas habe ich noch nie zuvor gesehen." Button war sicher: "Wenn sie eine Renndistanz absolvieren können, sind sie nah an der Spitze dran."

Hoffnungsvolle Worte gab es auch aus dem eigenen Lager. Helmut Marko weiß natürlich, dass die Zuverlässigkeit der große Knackpunkt ist, doch von der Performance des RB10 schien er durchaus angetan. "Mit der Software hinken wir hinterher", räumte Red Bulls Motorsportberater ein. "Aber wir wissen jetzt, dass wir ein richtig gutes Autos haben. Wir arbeiten jetzt Tag und Nacht und stehen Renault auch zur Seite, um die Probleme zu lösen." Klar ist inzwischen, dass der Motorenlieferant mit einer überarbeiteten Version seiner Power Unit nach Melbourne reist. Nach der erfolgten Homologierung darf zwar nicht mehr am Performance-Bereich des Motors gearbeitet werden, doch in Sachen Zuverlässigkeit dürfen die Ingenieure weiter Hand anlegen.