Katastrophe, Desaster, Debakel. Sebastian Vettel sah sich nach seinem ersten Einsatz bei den Testfahrten in Bahrain in dieser Woche einiger unschöner Begriffe ausgesetzt. Der Grund ist klar: Der Weltmeister kam am Samstag gerade einmal vier Kurven weit, bis die Fahrt schon wieder beendet war. Unter roten Flaggen wurde sein RB10-Bolide zurück in die Boxengasse geschleppt, und wieder einmal war Vettel zum Zuschauen verdammt, während sich die Red-Bull-Mechaniker auf Fehlersuche begaben. Damit hatte der Tag des Heppenheimers auch schon begonnen - erst zweieinhalb Stunden nach Beginn der Session machte er sich auf den Weg aus der Boxengasse.

Es wurde nicht besser. Knapp eine Stunde nach dem Ausfall schickte sich Vettel an, seine erste echte Runde zu absolvieren. Dieser Plan endete noch in der Boxengasse, als das Auto stehen blieb und Vettel selbst mitanpackte, um den Boliden wieder zurück in die Garage zu rollen. Damit war das Programm des vierfachen Weltmeisters für den Samstag beendet, für den Rest des Tages blieb der RB10 in der Box. "Das darf man jetzt nicht zu sehr dramatisieren", sagte Vettel. "Es war kein guter Tag. Das kann man aber nicht ändern, da müssen wir jetzt durch."

Probleme an allen Ecken und Enden - Red Bull kommt einfach nicht in Fahrt. Am Freitag schaffte Daniel Ricciardo immerhin 66 Runden und sorgte damit für etwas Hoffnung. Vettels Pseudo-Einsatz einen Tag später bedeutete den nächsten Rückschlag. "Was die Zuverlässigkeit angeht, sind wir im Moment nicht gut", machte Vettel kein Geheimnis aus den Schwierigkeiten. "Dafür fahren wir zu wenig. Und wenn wir fahren, geht meist etwas kaputt." Morgens brauchte das Team sehr lange, um eine Batterie der Power Unit zu wechseln - die komplizierte und kompakt gestaltete Technik lässt grüßen - nachmittags habe Red Bull laut Vettel ein mechanisches Problem gehabt.

"Wir haben ein Leck entdeckt", wurde Renningenieur-Koordinator Andy Damerum ein wenig konkreter. "Wir dachten, dass wir es reparieren können. Es stellte sich aber heraus, dass dies genügend Schaden angerichtet hatte, damit wir nicht mehr in der Lage waren, raus zu fahren." Das Problem, das Vettel auf seiner ersten Runde gestoppt hatte, sei laut Damerum elektrischer Natur gewesen: "Wir haben das identifiziert. Es war etwas, das andere Teams auch schon hatten, was uns bislang aber noch nicht beeinträchtigt hatte."

Schwierigkeiten jeglicher Couleur also bei Red Bull - das macht es nicht einfacher für das Team, das Auto einsatzbereit zu bekommen. Vettel: "Wegen der Probleme hier hatten wir ein paar Schäden am Auto. Über Nacht konnten wir die neuen Teile nicht heranschaffen. Von dieser Seite betrachtet denke ich, dass es in den nächsten paar Wochen besser werden wird." Zuvor hatte Teamchef Christian Horner bereits gesagt, dass es keine Wunderwaffe für Red Bulls Schwierigkeiten gibt. Der einzige Weg sei, technische Lösungen für technische Probleme zu finden.

"Wir müssen bei den Tatsachen bleiben", so Vettel. "Es ist bekannt, dass es nicht gut ist. Wir sind aber dran, besser zu werden, auch wenn die Ergebnisse das nicht zeigen. Wir hoffen, dass wir relativ schnell den Anschluss finden und dass das Auto schnell genug ist. Was den Speed angeht, haben wir ein gutes Bachgefühl - wenn es dann einmal läuft." Red Bull steht wieder einmal eine lange Nacht bevor und die Hoffnung, dass Vettel zumindest zum Abschluss der Testfahrten noch ein paar Runden drehen kann. "Wir bekommen ein paar neue Teile, hoffentlich können wir dann ein bisschen mehr fahren", drückte der 26-Jährige auch sich selbst die Daumen.