Nach einem weiteren suboptimalen Testtag für die Renault-Kundenteams scheint die Krise der ersten beiden Tests weiterzugehen. Lediglich 141 Runden brachten Red Bulls Daniel Ricciardo, Lotus' Pastor Maldonado, Toro Rossos Daniil Kvyat und Caterhams Kamui Kobayashi kumuliert zusammen. Der Druck auf den französischen Hersteller wächst, beginnt doch in zwei Wochen in Melbourne bereits die Formel-1-Saison 2014.

Renaults Motorenchef Remi Taffin gesteht zwar weiter Probleme ein, will aber dennoch keine Verlängerung der am Freitag endenden Homologations-Deadline für die Power Unit beantragen. "Ab morgen herrscht quasi Entwicklungsstopp. Wir werden regulär die Motoren-Spezifikation für Melbourne beantragen und sämtliche notwendigen Angaben und Dokumente liefern, die die FIA benötigt."

Die aktuellen Probleme an Hard- und Software der Power Unit werden dann zwar noch nicht behoben sein, jedoch wird Renault im Rahmen der bestehenden Regeln Reparaturen und Updates vornehmen. Die Zuverlässigkeitsprobleme sollen so nach und nach getilgt werden. "Es war doch auch schon so, als wir damals von der V10- in die V8-Ära übergingen. In der ersten Saison hatten alle Probleme und gegen Ende der V8-Zeit lief der Motor bei allen mehr oder weniger perfekt und hatte zu 95,0% nichts mehr mit der Ausgangsversion zu tun.

Allgemeine und spezifische Probleme

Obwohl Taffin der Meinung ist, dass die Renault-Teams zumindest am Morgen des ersten Tages von Bahrain II eine angemessene Geschwindigkeit und Performance vorwiesen, weiß er um die bevorstehende Herkulesaufgabe für seine Abteilung. "Wir haben die allgemeinen Probleme an unserer Power Unit, die wir zunächst lösen müssen. Danach müssen wir für jedes der vier Teams noch die spezifischen Probleme lösen."

Große Probleme machte dabei das Thema Überhitzung, die sowohl Red Bull als auch Lotus am Donnerstag außer Gefecht setzte. Jedoch will sich Taffin den Schwarzen Peter nur teilweise zuschieben lassen. "Bei einem komplexen System wie den neuen Power Units ist es ganz normal, dass mache Teile stärker sind und manche schwächer. Die Hitzeresistenz ist also nicht überall gleich, weswegen manche Teile in Mitleidenschaft gezogen werden und andere nicht. Dabei kommt es aber auch darauf an, wie die Power Unit im Auto verbaut ist, wie das Chassis-Design ausfällt, etc."

Die Überhitzung am Lotus von Pastor Maldonado sei beispielsweise auf einen gebrochenen Auspuff zurückzuführen und hänge somit nicht mit der Power Unit an sich zusammen, obwohl zumindest der Beginn desselben per Reglement noch zum Antriebsstrang gezählt wird. "Die eigentliche Power Unit ist nicht von Hitzeproblemen betroffen", ist sich Taffin sicher.

Jedoch gäbe es immer wieder Installationsprobleme, die die Komplementärsysteme der Power Unit angreifbar machten: "Chassis-Design und Packaging inklusive Kühlung und Schutz der wichtigsten Teile gehen immer Hand in Hand und je nach Einbau der Power Unit kann es sein, dass andere Teile in Mitleidenschaft gezogen werden, da sie nicht optimal platziert sind", so Taffin auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. So sei auch ein einfacher Austausch von Teilen nicht immer ohne weiteres möglich, da einige von ihnen dabei eine Veränderung des Auto-Design nötig machen würden.

Auf Seiten der Software sieht Taffin noch Nachholbedarf beim Engine-Mapping, das unter anderem für einen optimalen Energiehaushalt der hybriden Power Unit eine gewichtige Rolle spielt. "Wir sind da noch in der Entwicklungsphase, werden uns aber mit Sicherheit rasch steigern. Das Ziel ist es, sämtliche Teile so schnell wie möglich am Limit operieren zu lassen." Für den Saisonstart in Melbourne wird dies zwar aufgrund des großen Entwicklungsrückstandes nicht gelingen, einer Rennteilnahme der Kundenteams sollte zumindest aus Renault-Sicht jedoch nichts im Weg stehen.