Brennpunkt I: Sorgenkind Red Bull

Nach enttäuschenden 21 Runden in Jerez hatte Red Bull gehofft, in Bahrain imposant zurückschlagen zu können, doch diese Hoffnung zerschlug sich schnell. "Wir hatten uns für den RB10 sicher nicht so einen Start vorgestellt - aber wir arbeiten daran!", stellte Sebastian Vettel klar. Dem Serienweltmeister gelang es zwar die Probleme aus Jerez in den Griff zu kriegen, doch dafür traten neue Schwierigkeiten auf. Vor dem finalen Test herrscht Feuer am Dach.

"Wir rutschen von Problem zu Problem und liegen ganz klar hinter dem Zeitplan. Es ist offen und nicht absehbar, ob wir das alles bis zum Saisonstart hinbekommen", gab Dr. Helmut Marko offen zu. Das Team stecke in komplexen Schwierigkeiten, die man nur gemeinsam mit Motorenpartner Renault beheben könne. Allerdings rühren die Testprobleme nicht nur seitens Renault her. So gestand Adrian Newey bei der Karosserie ein zu großes Risiko eingegangen zu sein, um die aerodynamischen Beeinträchtigungen durch die größeren Kühlanforderungen der neuen Motoren zu minimieren. Die Folge: in Bahrain stand der Feuerlöscher in der Red Bull-Box stets griffbereit.

Brennpunkt II: Renault & die Power Unit

Während bei so manchem Renault-befeuerten Team bereits die Alarmglocken schrillen, gibt sich der Motorenhersteller bisher auffällig gelassen. Motorenchef Rob White versicherte nach den ersten Testfahrten in Bahrain, dass in der Fabrik in Viry Tag und Nacht gearbeitet wird. Die Zusammenarbeit mit den Teams sei enger denn je. "Die Entwicklungsgeschwindigkeit ist abseits der Strecke extrem hoch. Dass wir effektive Lösungsansätze sehr schnell entwickeln und überprüfen können, zeigt die Entschlossenheit und Hartnäckigkeit all unserer Teammitglieder", sagte White und versprach beim finalen Test in Bahrain stärker zurückzukehren.

Brennpunkt III: Mercedes in Pole Position

In der ersten Bahrain-Testwoche kristallisierte sich Mercedes nicht nur als zuverlässigstes, sondern auch schnellstes Team heraus. Nico Rosberg knackte als erster Pilot die 1:33er Marke und war damit eine Sekunde schneller als der Rest. "Mercedes hat einen beeindruckenden Job gemacht. Man muss im Moment sagen, dass sie wie die Favoriten aussehen", musste auch Christian Horner eingestehen. Mercedes schiebt die Favoritenrolle noch von sich weg. "Erst nach den zweiten Tests in der nächsten Woche in Bahrain können wir etwas handfestere Prognosen darüber abgeben, wie eine mögliche Reihenfolge für den Saisonauftakt in Australien aussehen könnte", sagte Niki Lauda. Sämtliche vorgezogenen Spekulationen seien nicht nur unnötig, sondern sinnlos.

Brennpunkt IV: Das unsichtbare Ferrari-Pferd

Obwohl der F14T bisher eine gute Figur ablieferte, waren es Mercedes und Red Bull, die die Test-Schlagzeilen beherrschten - mit Ausnahme von Kimi Räikkönens Crash am finalen Tag in Bahrain. Der Finne demolierte seinen Boliden als er auf einem Kerb das Auto verlor. Dabei versprechen die Testzeiten der beiden Ferrari-Piloten einen spannenden, teaminternen Zweikampf. Die jeweiligen Bestzeiten von Fernando Alonso und Kimi Räikkönen trennten nur zwei Zehntel. "In den verbliebenen vier Tagen beinhaltet unser Programm, das Auto noch enger an die tatsächlichen Rennbedingungen heranzuführen, den Fahrern unbezahlbare Praxis zu bieten und das Auto und all seine Systeme der vollen Härte zu unterwerfen, der sie während der Saison ausgesetzt sind", erklärte Technikdirektor Pat Fry.

Räikkönen & Alonso präsentieren sich auf einem Level, Foto: Sutton
Räikkönen & Alonso präsentieren sich auf einem Level, Foto: Sutton

Brennpunkt V: Lotus nimmt den Mund voll

Die aktuellen Probleme bei Serienweltmeister Red Bull nahm Lotus zum Anlass den Mund ganz schön voll zu nehmen. So mutmaßte Technikchef Nick Chester: "Wir könnten das beste Renault-Team sein." Ohne Zweifel fällt der Verlust des ersten Tests in Jerez aufgrund der massiven Probleme mit der Power Unit nicht allzu schwer ins Gewicht, nichtsdestotrotz hat Lotus noch eine Menge Arbeit vor sich.

In den ersten Tagen kämpfte das Team mit der asymmetrischen Nase des E22, was zur Folge hatte, dass der Bolide insgesamt in Bahrain die zweitwenigsten Kilometer hinter Marussia abspulte. Zwar konnte Pastor Maldonado die schnellste Zeit eines Renault-befeuerten Teams abspulen, allerdings war diese fünf Sekunden langsamer als die Bestzeit von Nico Rosberg. Und blickt man auf die Statistik, dann ist im Moment Caterham das beste Renault-Team - und nicht Lotus.

Brennpunkt VI: Schlusslicht Marussia

Im Vorjahr schlug Marussia seinen direkten Gegner, Caterham, in der Konstrukteurswertung, doch diesen Trend konnte das Team während der Testfahrten nicht fortsetzen. Stattdessen erlebte Marussia in Jerez und Bahrain aufgrund zahlreicher, technischer Probleme ein wahres Testdesaster. In der Kilometer-Statistik findet sich der Rennstall somit auf dem altbekannten, letzten Platz wieder. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht im Geringsten besorgt bin. Es ist ok, zu denken, dass man die Probleme lösen kann, aber man muss es beweisen", erklärte John Booth ehrlich.