1. - Wer war der Schnellste in Bahrain?

Nico Rosberg setzte zum Abschluss der Tests ein deutliches Ausrufezeichen. Der Mercedes-Pilot fuhr in 1:33.283 Minuten die schnellste aller Runden und pulverisierte damit die bis dato beste Rundenzeit seines Teamkollegen Lewis Hamilton vom Vortag. Rosberg war bei seinem Run am Vormittag auf weichen Reifen unterwegs, genau wie Hamilton. "Es ist noch zu früh, um etwas zu sagen, weil die anderen Teams wahrscheinlich nicht so viel Sprit aus dem Auto genommen haben wie wir", relativierte Rosberg seine Zeit. Erster Verfolger bleibt McLaren, doch am Samstag war gegen Rosberg kein Kraut gewachsen - Jenson Button hatte als Zweitschnellster fast 1,7 Sekunden Rückstand.

Wie sind diese Zeiten nach dem Motorenwechsel einzuordnen? Zum besseren Vergleich: Rosberg benötigte in der vergangenen Saison für seine Pole-Runde 1:32.330 Minuten - rund eine Sekunde schneller als die Zeit im Turbo-Boliden. Dabei darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass die neuen Autos aerodynamisch noch lange nicht ausgereift sind, die Reifen härter als ihre Vorgänger und die Fahrer noch nicht ans Limit gehen. Zumindest auf einer schnellen Runde sollten die Turbos ihren V8-Vorgängern kaum etwas nachstehen.

Schneller, weiter, besser: Nico Rosberg und Mercedes, Foto: Sutton
Schneller, weiter, besser: Nico Rosberg und Mercedes, Foto: Sutton

2. - Wer war der Rundenkönig in der Wüste?

Zehn Piloten knackten in Bahrain die 100-Kilometer-Marke. Die Spitze des Rundenklassements hat Nico Rosberg mit 174 Umrundungen inne. Dahinter folgt Valtteri Bottas mit 171 Runden. Platz drei belegt Jenson Button mit 169 Runden um den Bahrain International Circuit. Fernando Alonso kommt auf 161 Umrundungen, das sind zehn mehr als Esteban Gutierrez vorweisen kann. Dieser wiederum drehte zehn Runden mehr als Lewis Hamilton. Nico Hülkenberg hat mit 137 Runden zehn mehr auf dem Konto als Kevin Magnussen. Kimi Räikkönen drehte mit der roten Göttin 126 Runden. Last but not least knackte Marcus Ericsson mit 102 Umläufen die 100er Marke.

3. - Wie verlief der zweite Test aus Renault-Sicht?

Während Renault in Jerez nur auf 668 Kilometer kam, sahen die Franzosen in Bahrain mit insgesamt 3.296 abgespulten Testkilometern deutlich besser aus. Nichtsdestotrotz kann der Motorenhersteller nicht von der Hand weisen, dass man gegenüber der Konkurrenz zurückliegt. "Wir haben einige Probleme gelöst und andere entdeckt. Wir liegen noch nicht wieder im Plan. Viel mehr ist der Abstand zu dem Level, an dem wir zu diesem Zeitpunkt eigentlich sein wollten, erheblich", gestand Rob White.

Zumindest konnte der Motorenchef auch Positives vermelden: Nach den Problemen mit dem Energiespeicher der Power Unit in Jerez nahm Renault einige Veränderungen an der Hardware vor. Zudem führte man zwei Software-Updates bei den Kontrollsystemen der Power Unit ein. "Wir sind auf dem richtigen Weg", so die Renault-Message vor dem finalen Test.

Stotterstart für die Doppelnase, Foto: Sutton
Stotterstart für die Doppelnase, Foto: Sutton

4. - Wie hat sich Lotus beim Test-Debüt geschlagen?

Als letztes Team präsentierte Lotus sein neues Auto in Bahrain. Natürlich lag der Fokus auf der Mannschaft, die die ersten Testfahrten in Jerez ausgelassen hatte. Der E22 kam mit dem Druck offenbar nicht gut zurecht... Romain Grosjean reiste nach zwei Testtagen und lediglich 26 absolvierten Runden ziemlich frustriert ab. Teamkollege Pastor Maldonado erlebte am dritten Tag ebenfalls einen Stotterstart mit 26 Runden, rettete die Enstone-Ehre zum Abschluss aber mit 59 Umläufen. Fazit: Ungenügend, Lotus fehlen im Vergleich zur Konkurrenz haufenweise Runden.

Der Lotus-Einsatz war durchzogen mit Problemen jeglicher Couleur: Zum Auftakt sorgte der Energiespeicher der Power Unit für Ärger - das gleiche Problem, das die anderen Renault-Kunden in Jerez hatten. Am Donnerstag ging es mit Software-Problemen weiter, freitags stand ein Getriebe-Defekt auf der Speisekarte. Zum unrunden Abschluss sorgte Maldonado wegen elektronischer und Software bedingter Schwierigkeiten am Samstag für zwei Rotphasen. Das Team hat nun eine ziemlich große Liste, die es bis zum nächsten Testeinsatz kommende Woche abzuarbeiten gilt.

5. - Wieso kam Red Bull wieder nicht in Fahrt?

Nach all den Problemen in Jerez kam Red Bull auch in Bahrain nur sehr stockend in Fahrt. Sebastian Vettels Auftakt startete mit vierstündiger Verspätung und endete nach gerade einmal 14 Runden und einem kleinen Feuer am Heck des RB10-Boliden. Vettels größter Aufwand bestand darin, dem Brand eigenhändig mit dem Feuerlöscher Herr zu werden. "Man beseitigt das eine Problem - ruckzuck gibt es ein neues", stellte er nüchtern fest. Nach einer durchschraubten Nacht war am zweiten Tag zumindest ein Aufwärtstrend erkennbar. Der Weltmeister spulte 59 Runden ab - mehr als an den zuvor fünf Testtagen zusammen. Von Panik wollte Vettel überhaupt nichts wissen.

Wann gerät Red Bull in Panik?, Foto: Sutton
Wann gerät Red Bull in Panik?, Foto: Sutton

Auch Teamkollege Daniel Ricciardo blieb nach seinem ersten Einsatz am Freitag zumindest äußerlich ruhig - obwohl sein Tag nach 28 Runden ein frühes Ende nahm. Es wurde nicht besser. "Ganz ehrlich, heute war kein toller Tag", zeigte der junge Australier erstmals einen Anflug von Kritik, nachdem samstags nach 15 Runden schon wieder Feierabend war. Eine grauenhafte Bilanz für das Weltmeister-Team, dem jetzt nur noch vier Einsatzmöglichkeiten vor dem Saisonstart bleiben. Die Ingenieure reisten hastig in die Teamfabrik nach Milton Keynes, um eine Lösung zu finden. Die Zeit läuft ganz klar gegen Red Bull.

6. - Warum ist Caterham der heimliche Sieger der Testfahrten?

"Wir sind mehr Runden als alle anderen Renault betriebenen Autos gefahren und haben wesentliche Fortschritte im Umgang mit dem 2014er Paket gemacht", erklärte der stellvertretende Caterham-Technikdirektor Jody Egginton. Damit ist bereits mehr oder weniger alles gesagt. Während Weltmeister Red Bull 116 Runden abspulte, Lotus es beim ersten Auftritt immerhin auf 111 Umrundungen brachte und Toro Rosso 139 Mal um den Bahrain International Circuit fuhr, schaffte Caterham 253 Runden in vier Tagen.

Schon alleine die Anzahl der Runden ist beeindruckend, doch auch die Problemlöse-Fähigkeiten des vermeintlichen Underdogs lassen sich sehen. Während beispielsweise Red Bull nach technischen Problemen meist den Tag komplett quittieren musste, war Caterham in der Lage, Defekte schnell in den Griff zu bekommen und erneut auf die Strecke zu gehen. Zwar sind die grünen Renner in Sachen Zeiten - insofern diese auch nur im Ansatz aussagekräftig sind - nicht bei den Schnellsten, aber wie heißt es so schön: "To finish first, you have to finish first."

7. - Welche Probleme hatte Kimi Räikkönen in Bahrain?

Bei Ferrari streikte am Morgen von Tag drei die Telemetrie. Klingt erstmal nicht dramatisch. Kimi Räikkönen musste dennoch stehen bleiben. Denn erstens macht es keinen Sinn, weiterzufahren, wenn an der Box keinerlei Daten ankommen. Zum anderen können ohne Telemetrie auch keine Werte überwacht werden, wodurch es zu Überhitzung und anderen Problemen kommen könnte. "Auch wenn es nur ein kleines Problem war, hat es sehr lange gedauert, um es zu reparieren. Das zeigt, wie kompliziert die neuen Systeme sind", sagte Räikkönen.

Rumms! Kimi kaputt, Foto: Sutton
Rumms! Kimi kaputt, Foto: Sutton

Kurz vor dem Ende der ersten Testfahrten in Bahrain sorgte der Finne dann noch einmal für rote Flaggen. In Kurve vier rutschte er von der Strecke und demolierte die nicht für ihre Schönheit bekannte Nase der roten Göttin. Ursache des Abflugs waren durchdrehende Reifen und ein Kerb. "Ich konnte das Auto nicht mehr abfangen. Solche Dinge passieren. Ich würde nicht sagen, dass es mein Fehler war", meinte Räikkönen.

8. - Warum ist McLaren so begeistert?

"Es ist schön zu sehen, dass die Begeisterung bei McLaren zurückgekehrt ist", erklärte Jenson Button bei den Testfahrten in Bahrain. "Die Jungs sind so motiviert dieses Jahr." Der Grund dafür ist 1,6 Liter groß, verfügt über sechs Zylinder und stammt aus Brixworth. Das Mercedes-Triebwerk, das den McLaren MP4-29 antreibt, läuft wie ein Uhrwerk. "Das Beste ist, dass wir schon viele Runden auf der Uhr haben. Wir können eine Renndistanz abspulen. Das gibt uns Zuversicht", sagte Button. "Meine Ingenieure sahen danach ziemlich erschöpft aus - so etwas habe ich noch nie zuvor gesehen!" Nur Valtteri Bottas drehte mit 116 Umläufen an einem Tag mehr Runden als Button mit seinen 103 am Freitag.

Angriff der Chrompfeile, Foto: Sutton
Angriff der Chrompfeile, Foto: Sutton

9. - Was machen die Teams bis zum nächsten Test?

Am Donnerstag geht es für die Teams schon wieder mit den nächsten Testtagen weiter. Dann haben sie noch einmal vier Tage Zeit, um sich auf den Saisonauftakt in Melbourne vorzubereiten. Bei den Teams, die das Thema Zuverlässigkeit schon gut im Griff haben, rückt die Performance in den Vordergrund, während die übrigen daran arbeiten werden, eine Renndistanz durchzuhalten. So oder so heißt es für die Teams in den nächsten Tagen intensiv die Daten zu analysieren, die sie in den vergangenen Tagen gesammelt haben, und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.