Martini feiert seine Rückkehr in die Formel 1 mit Williams. Der Traditionsstall aus Grove startet 2014 im weißen Martini-Design mit dem ikonischen rot-blauen Rennstreifen. Die Partnerschaft beider Unternehmen ist auf mehrere Jahre ausgelegt. Fans aus aller Welt freuen sich über das Martini-Comeback, zählten Autos mit diesem Design doch zu den schönsten. Das italienische Unternehmen hat seit Jahrzehnten eine große Tradition im Motorsport und war neben der Formel 1 auch in der Rallye-WM, auf der Langstrecke und in der DTM äußerst aktiv. Motorsport-Magazin.com wagt einen Blick auf die bewegte Vergangenheit.

Formel 1

Chris Amon holte den ersten F1-Punkt für Martini Racing, Foto: Phipps/Sutton
Chris Amon holte den ersten F1-Punkt für Martini Racing, Foto: Phipps/Sutton

1972 trat Martini in der Königsklasse zum ersten Mal in Erscheinung. Als Titelsponsor beim italienischen Tecno-Rennstall brachten es die Piloten Nanni Galli und Derek Bell bei gemeinsam zwölf Versuchen nur auf eine Zielankunft (P13 für Galli in Clermont-Ferrand) . Dem Team blieb der große Durchbruch aber auch im zweiten Jahr und mit Chris Amon als Solo-Piloten verwehrt. Mehr als ein WM-Punkt war nicht drin und so zog sich Martini Racing Ende 1973 vorerst zurück.

1975 war es Bernie Ecclestone, der die Alkoholmarke zurückholte. Als starker Mann beim Brabham-Rennstall angelte er sich die Italiener als Titelsponsor, sodass das ehemalige Konstrukteurs-Weltmeister-Team bis 1977 als Martini Racing unter britischer Flagge antrat. Carlos Pace holte in Sao Paulo 1975 den ersten Sieg, Carlos Reutemann auf der Nordschleife einen zweiten. Die Saison schloss man in der Teamwertung auf Platz zwei hinter Ferrari ab, in der Fahrer-WM holte man die Plätze drei (Reutemann) und sechs (Pace).

Carlos Pace in seinem Brabham, Foto: Phipps/Sutton
Carlos Pace in seinem Brabham, Foto: Phipps/Sutton

Mit dem Wechsel von Ford- auf Alfa-Motoren ging es allerdings sportlich bergab. 1976 blieb Martini Racing ohne Podiumsplatz und wurde nur Neunter in der Konstrukteurs-Wertung. Zwar gab es durch John Watson, Pace und dessen Ersatzmann Hans-Joachim Stuck im Folgejahr insgesamt vier Podiumsplätze und eine Verbesserung auf Platz fünf bei den Konstrukteuren, doch Martini zog sich mit Saisonende als Sponsor zurück.

1979 wagte man einen letzten Versuch bei Lotus, als dem britischen Traditionsteam John Player Special absprang. Als Martini Racing Team Lotus und mit Titelverteidiger Mario Andretti erhoffte man sich Großes, blieb aber bei fünf Podiumsplätzen durch den US-Amerikaner und seinen Teamkollegen Reutemann letztlich ohne Sieg. Die Alkoholmarke kehrte der Formel 1 damit endgültig den Rücken. 2006 engagierte man sich zwar erneut bei Ferrari, allerdings nur noch als kleiner Nebensponsor.

Langstrecke

Der Rekord-Porsche aus dem Jahr 1971, Foto: Phipps/Sutton
Der Rekord-Porsche aus dem Jahr 1971, Foto: Phipps/Sutton

Schon lange vor den Bemühungen in der Formel 1 wagte Martini die ersten Schritte als Sponsor im Langstrecken-Sport. Mitte der 1960er-Jahre gab es erste Partnerschaften, ab 1969 arbeitete man vor allem mit Porsche zusammen. 1970 belegte das Martini Racing Team die Ränge zwei und drei, im Folgejahr holten Helmut Marko und der Niederländer Gijs van Lennep in diesem Jahr nicht nur den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans, sondern brachen auch noch den Distanzrekord (5.335,313 Kilometer) mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 222.304 km/h. Aufgrund der Streckenumbauten hielt dieser Rekord bis 2010.

Nach einer Auszeit 1972 war man fünf weitere Jahre als Sponsor des Porsche-Werksteams in Le Mans und der kompletten Sportwagen-WM tätig. Im 936er holte Jacky Ickx mit wechselnden Partnern die Gesamtsiege 1976 und 1977, zahlreiche Podiumsplätze bei den 24 Stunden und Seriensiege in der Sportwagen-WM, die Porsche zu diesem Zeitpunkt dominierte, folgten.

Jacky Ickx gewann zweimal für Martini Racing Porsche in Le Mans, Foto: Porsche
Jacky Ickx gewann zweimal für Martini Racing Porsche in Le Mans, Foto: Porsche

Ab 1981 spannte sich Martini Racing mit dem italienischen Hersteller Lancia zusammen - eine Partnerschaft, die bis 1986 halten sollte. Trotz namhafter Piloten wie Michele Alboreto, Riccardo Patrese, Alessandro Nannini oder Henri Pescarolo gelang es Lancia mit dem LC2 nie, auch nur in die Nähe der Podiumsplätze in Le Mans zu gelangen. In der Sportwagen-WM feierte man einige Siege, den einzigen Titel fuhr Lancia 1981 mit dem Beta Monte Carlo in der kleineren der beiden Klassen ein. Ab Mitte der 1980er-Jahre konzentrierte sich der Hersteller mehr auf den Rallye-Sport und nahm Martini gleich mit auf die Schotter-Pisten.

Rallye

Martini und Lancia waren ein starkes Rallye-Duo, Foto: Sutton
Martini und Lancia waren ein starkes Rallye-Duo, Foto: Sutton

Die ersten Sponsoring-Aktivitäten von Martini im Rallye-Bereich gab es noch mit Porsche, als Vic Preston und Björn Waldegaard 1978 mit dem Logo des Unternehmens an der Safari Rallye teilnahmen. Richtig ernst wurde es aber erst 1982, als man gemeinsame Sache mit Lancia machte. 1983 gab es mit dem 037 und den Piloten Walter Röhrl und Markku Alen fünf Saisonsiege für Martini Racing und den Konstrukteurs-Titel für Lancia.

In den folgenden Jahren geriet man gegen die hochgezüchteten Gruppe-B-Boliden vor allem von Audi und Peugeot mit dem heckgetriebenen 037 aber immer weiter in Rückstand. Erst Ende 1985 war der Lancia Delta S4 fertig, mit dem Henri Toivonen bei der RAC Rally den ersten Sieg des Boliden einfuhr. 1985 erlebte Martini Racing eine der bittersten Stunden, als Toivonen in seinem S4 bei einem Unfall auf Korsika ums Leben kam. Die lebensgefährlich gewordene Gruppe B war mit Saisonende Geschichte, unter dem neuen Reglement räumten Martini Racing und Lancia alles ab.

Colin McRae wurde im Focus Vizeweltmeister, Foto: Sutton
Colin McRae wurde im Focus Vizeweltmeister, Foto: Sutton

Mit dem Delta HF und dem Delta Integrale gewann man von 1987 bis 1992 sechs Mal in Folge den Konstrukteurs-Titel, im selben Zeitraum krönten sich Miki Biasion und Juha Kankkunen je zweimal zum Fahrer-Weltmeister. Danach endete die Partnerschaft und Martini trat im Rallye-Sport erst 1999 wieder als Titelsponsor auf - diesmal mit Ford. Colin McRae und Carlos Sainz holten zwar einige Siege, ein Titel war der Partnerschaft aber nicht mehr vergönnt und so endete die Kooperation 2003.

Sonstiges

Nicht nur zu Land, sondern auch zu Wasser war Martini tätig. 1973 und 1974 krönte sich Carlo Bonomi mit dem markanten Logo auf seinem Speedboat zweimal zum Weltmeister, es folgten weitere EM-Titel und sogar Platz zwei in der Formel 1 im Jahr 1982 durch verschiedene Fahrer. Auch in der DTM trat Martini Racing auf, als man 1995 die Alfa Romeos von Alessandro Nannini und Nicola Larini sponserte und auch in der Nachfolgeserie ITC 1996 mehrere Siege einfuhr. Zuletzt war Martini in diversen Porsche Cups als Haupt- und Titelsponsor engagiert.

Martini sponserte auch Rennboote, Foto: Martini Racing
Martini sponserte auch Rennboote, Foto: Martini Racing