Gene Haas' größtes Problem bei seiner Bewerbung um eine Starterlaubnis in der Formel 1 ist eher nicht Bernie Ecclestone, der sich skeptisch äußerte, sondern die Tatsache, dass bereits ein US-amerikanisches Team den Versuch eines Einstiegs in die Königsklasse unternahm. USF1 steht für ein gescheitertes Projekt, Toasterfabriken und zu große Träume. Das Team des ehemaligen Formel-1-Kommentators Peter Windsor schaffte es 2010 nicht einmal bis in die Startaufstellung.

"Wenn ich Herr Ecclestone wäre, dann würde ich wohl sagen: Das haben wir schon versucht und es hat nicht geklappt. Was ist bei diesen Typen anders?", gestand Haas auf der jährlichen Medien-Tour der NASCAR am Charlotte Motor Speedway. Es gehe jedoch um Einzelpersonen. "Man weiß nie, wer es hinbekommt und wer nicht. Ich kann hier sitzen und sehen, dass die Formel 1 möglicherweise vorsichtig wäre, ein weiteres amerikanisches Team zuzulassen, nachdem es das letzte nicht in die Startaufstellung geschafft hat. Das war überhaupt nicht gut."

Um eine Wiederholung des USF1-Schicksals zu vermeiden, werden die Bewerbungen für einen Einstieg 2015 oder 2016 sehr genau geprüft. "Sie wollen wissen, wer den Motor liefern wird, wie man das Chassis bauen will. Man füllt nicht einfach bloß ein Formular aus", unterstrich er. Die nächste Frist läuft am heutigen Montag ab. "Ich glaube, sie haben gesagt, dass die endgültige Wahl im März sein wird, etwas um den Dreh", rekapitulierte Haas. "Ich denke, wir haben eine Chance. Es ist keine großartige Chance. Es könnte so oder so ausgehen."

Er habe jedoch das Gefühl, dass sich der Prozess immer länger ziehe, als gedacht. "Wenn sich der Prozess bis Juni oder Juli zieht, dann schaffen wir es vielleicht nicht [für 2015]. Wenn wir es im Dezember gewusst hätten, dann könnten wir es vielleicht schaffen, aber wir kommen in eine Grauzone." Das Ganze hänge auch davon ab, welche Partner - in Sachen Motoren und Chassis - das Team gewinnen könne. Diese Fragen wurden noch nicht beantwortet."

Gerüchten zu Folge wäre Ferrari eine Option als Motorenlieferant, Luca di Montezemolo hat bereits den Wunsch geäußert, mit einem US-Team zusammenzuarbeiten. Als Chassishersteller fiel der Name Dallara. Auch über die Fahrer hat sich Haas bereits Gedanken gemacht. So hofft er, einen Formel-1-Veteran für die Entwicklung und einen Paydriver zu verpflichten, um etwas Geld ins Team zu bringen.

Eines steht für Haas jedoch fest: Das Team wird seinen Hauptsitz in den USA haben. Einen Nachteil gegenüber den anderen Formel-1-Teams, deren Fabriken sich alle in Europa befinden, fürchtet er nicht. "Acht oder neun Rennen sind auf dem europäischen Festland und der Rest in Übersee. Es sieht nicht so einschüchternd aus, wie man meinen würde. Die Autos sind ziemlich leicht, man packt sie in Container. Von Charlotte [nächster Flughafen bei der derzeitigen Haas-Fabrik in Kannapolis] aus gehen zwei oder drei Flüge pro Woche nach München, das als Abholplatz dient. Das ist also alles machbar."