Das neue Motoren-Reglement stellt die Formel 1 vor umwälzende Veränderungen. Die neue Hybrid-Technologie ist aber nicht nur effizient, sondern birgt gewisse Risiken in sich: zum einen die Zuverlässigkeit - siehe Renault in Jerez - und zum anderen die Sicherheit sowohl der Fahrer als auch der Teammitglieder. Rückblick, 2008: Bei Testfahrten in Jerez für die kommende Saison, in der erstmals das KER-System eingesetzt werden durfte, verunfallte ein Mechaniker von BMW Sauber. Der Mitarbeiter berührte Christian Kliens unter Strom stehenden F1.08-Boliden und erlitt dabei einen Schlag. Glücklicherweise zog sich der Mechaniker keine schweren Verletzungen zu, doch ein ähnlicher Vorfall sollte in Zukunft unter allen Umständen vermieden werden - gefährlich und auch schlecht fürs Image.

Unschöner Zwischenfall in Jerez 2008, Foto: Hartley/Sutton
Unschöner Zwischenfall in Jerez 2008, Foto: Hartley/Sutton

Blick nach vorn, 2014: Dieses Jahr treibt die Formel 1 die elektrische Energierückgewinnung auf die Spitze - mehr Power, höhere Effizienz - und noch mehr Stromquellen im Auto. Zwar werden die neuen Batterien, wie MGU-H und MGU-K, strengstens geprüft, trotzdem bleibt ein gewisses Risikopotenzial vorhanden - schließlich darf die MGU-K doppelt so viel Maximalleistung abgeben wie sein Vorgänger, das KERS. Um vor dieser potenziellen Gefahr zu warnen, hält in der Saison 2014 ein neues Licht-System Einzug in die Formel 1: Oberhalb der Cockpits der Boliden wurden LED-Lichter installiert, die über den Spannungszustand der Autos informieren.

Die Lampen befinden sich knapp oberhalb der Airbox im Kameragehäuse. Das System ist simpel: Wenn die LEDs grün blinken, können Mechaniker und Streckenposten das Auto gefahrlos berühren - es herrscht keine körpergefährdende Spannung am Chassis vor. Leuchten die Lampen allerdings rot, ist Vorsicht geboten und das Auto darf nur mit speziellen Handschuhen berührt werden. Während das meiste Teampersonal in der Boxengasse recht gut mit den Sicherheitsvorkehrungen vertraut ist, wird es vor allem darauf ankommen, dass die Streckenposten bei den Meetings genauestens gebrieft werden; sie müssen wissen, wann sie ein liegengebliebenes Auto berühren dürfen - sonst könnte es sehr gefährlich werden.

Rotes Licht bedeutet: Gefahr, Foto: Sutton
Rotes Licht bedeutet: Gefahr, Foto: Sutton

Bei den ersten Testfahrten des Jahres in Jerez herrschten angesichts all der neuen Technik allgemein erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. "Bevor die Autos in die Garage geschoben wurden, mussten sie immer eine Zeit lang warten", hatte Toro Rossos Designchef Luca Furbatto erklärt. Bei den kommenden Tests in Bahrain sollen diese Abläufe etwas schneller über die Bühne gehen.

Grünes Licht am Heck heißt: Rookie im Auto, Foto: Sutton
Grünes Licht am Heck heißt: Rookie im Auto, Foto: Sutton

Laut Sportlichem Reglement muss die Funktionstüchtigkeit dieser so genannten ERS-Statuslichter auch dann gegeben sein, wenn hydraulische, pneumatische oder elektrische Hauptsysteme ausfallen. Wenn der Motor abgeschaltet wird, muss das ERS-Licht noch mindestens 15 Minuten lang in Betrieb sein. Außerdem muss ein Aufkleber mit einem 'High Voltage' (Hochspannung)-Symbol angebracht werden.

Doch nicht nur Teampersonal und Streckenmitarbeiter sollen verstärkt geschützt werden, sondern auch die Fahrer selbst. Auffällig in Jerez: Während die Fahrer ihre Runden auf der Strecke abspulten, blinkten häufig die Heckleuchten am hinteren Teil der Boliden rot. Bislang musste die Hecklampe eingeschaltet werden, sobald ein Auto auf Regenreifen oder Intermediates unterwegs war; also vor allem bei schlechten Sichtverhältnissen, wie etwa bei Regen. Bei den Tests in Jerez regnete es zeitweise zwar auch, doch in Wahrheit wurde die Lampe zweckentfremdet.

Die Autos leuchten nicht nur bei Regen rot, Foto: Sutton
Die Autos leuchten nicht nur bei Regen rot, Foto: Sutton

Sie diente als eine Art Warnleuchte um hinterherfahrenden Piloten anzuzeigen, dass das Auto in Front stärker als gewohnt verzögern kann. Das System wird als "Torque reduction warning lights" bezeichnet, sprich: Der Hintermann wird gewarnt, wenn das vorausfahrende Auto Drehmoment verringert. Wenn ein Fahrer Gas rausnimmt, sorgen die Eigenschaften der neuen Power Unit dafür, dass es zu einem äußerst abrupten Abbremsen kommen kann. Die neuen Motoren erzeugen wegen des Turbos beim Beschleunigen viel mehr Drehmoment als die alten V8-Sauger. Wird bei hoher Geschwindigkeit Gas rausgenommen, ist der Bremseffekt wesentlich stärker als früher.

Angesichts der stark beschränkten Spritmenge (100 kg) sind Vollgasfahrten nicht mehr möglich, kluges Taktieren mit dem Benzin wird ein Schlüssel zum Erfolg sein; oder wie es Sebastian Vettel ausdrückte: "Man kann versuchen, ständig mit Vollgas zu fahren - aber dann wird man die Ziellinie nicht sehen." Damit es nicht zu Auffahrunfällen kommt, blinkt die Warnleuchte im Falle der Gaswegnahme und warnt so den Hintermann. Wie Motorsport-Magazin.com von der FIA erfahren hat, wird dieses System nicht nur bei den Testfahrten verwendet, sondern während der gesamten Saison in jeder Session.