Es macht immer wieder Freude, die unterschiedlichen Tweets von Fahrern, Teams und anderen Formel-1-Verantwortlichen zu verfolgen. Was die Vögelchen teilweise zwitschern ist spannender als manches Rennen. So präsentierten uns einige Teams die ersten Bilder ihrer neuen Autos, Fahrer oder andere wichtige Informationen über Twitter. Allen voran Lotus. Das Team gilt seit langem als eines der witzigsten Vögelchen im Twitterwald. Allerdings nehmen die ach so witzigen Sprüche, Bilder und Anekdoten langsam überhand und das Gezwitscher trifft nicht immer den richtigen Ton.

Nun zog das Team erstmals die Notbremse - in diesem Fall eigentlich schade. Freitagnachmittag twitterte Lotus während der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele ein Bild zweier sich küssender Männer mit dem Spruch: "Allen Athleten erfolgreiche Olympische Winterspiele 2014 #Sochi2014." Damit spielte das Team auf die russischen Gesetzte gegen Homosexuellen-Propaganda an. Da scheint nur jemand vergessen zu haben, dass Genii Capital, der Besitzer des Lotus-Rennstalls, 10 Prozent seiner Anteile des Teams an den russischen Investor Yota Devices verkauft hat. Noch am gleichen Abend folgte die förmliche Entschuldigung: Die Nachricht sei nicht autorisiert gewesen und sofort gelöscht worden.

Nicht das erste Mal, dass Lotus sich auf der Social-Media-Plattform keine Freude macht. Für Freitagabend kündigte das Team Großes an. Viele erwarteten die Präsentation des E22, andere rechneten mit einem Video der Promo-Fahrten. Tatsächlich gab es ein Video - mit Gähneffekt. Lustig gemeint, langweilig gemacht. Das Video zeigt den alten Boliden mit Romain Grosjean am Steuer, der einen Wohnwagen zieht. Sagen soll uns dieser Clip, dass die Ferien nun auch bei Lotus vorbei sind.

Ohnehin geizte das Team während der Testfahrten nicht mit Häme für die Konkurrenz. Mit einem Bilder der lachenden Piloten twitterte die Mannschaft den Satz: Und dann sagte der Kerl in Jerez: Gentleman start your engines..." Damit spielte Lotus darauf an, dass es wohl kein großer Nachteil war, nicht in Spanien gewesen zu sein. Recht überheblich für das einzige Team, das den Boliden nicht für die Testfahrten in Jerez fertig bekam und dazu noch selbst mit Renault-Motoren unterwegs ist.

Auch ein paar Tage zuvor machte sich Lotus bei einigen Fans - speziell wohl bei McLaren-Anhängern - unbeliebt. Während die Welt gespannt auf den neuen MP4-29 wartete, machte sich Lotus mit dem Satz "Ermüdet euch der McLaren-Launch bereits?" darüber lustig. Stattdessen sollten alle auf die Präsentation des E22 warten. Und sie kam - wie ein Elefant im Porzellanladen. Mitten in die Vorstellung des Boliden von Jenson Button und Kevin Magnussen platzte ein Twitterbild des neuen Lotus.

McLaren war nicht das einzige Team, das sein Fett wegbekam. Als Mercedes nicht an den Young Driver Tests in Silverstone teilnehmen durfte, fragte Lotus auf dem Auto: #WhereIsRoscoe und spielte dabei auf die Abwesenheit von Mercedes-Pilot Lewis Hamilton und dessen Hund an. Zur neuen Toro-Rosso-Nase für 2014 gab es nur den Spruch: "Und einige Leute dachten, dass unsere Hasen unangebracht waren. Damit bezog sich das Team auf das Bilder zweier Hasen, das das Team nach dem Abschied von Kimi Räikkönen getwittert und auf Facebook geteilt hat. Dabei der Spruch: "So, Kimi ist nun 2014 bei Ferrari; das tut ein bisschen weh."

So geschmacklos und sinnfrei für den ein oder anderen, so erfolgreich für Lotus. Das Bild wurde innerhalb kürzester Zeit 10.900 mal retweetet und im selben Zeitraum fand der Account des Teams mehr als 2000 neue Anhänger.

Abschließend muss man bei aller Kritik sagen: Manchmal haben die Jungs und Mädels aus Enstone auch richtig witzige Ideen. Ob es nun die Karnickel, eine Liste an Umarmungswünschen am National-Hug-Day, oder die Aufzählung völlig überspitzer Regelvorschläge als Reaktion auf die doppelten Punkte zum Saisonfinale ist...gelacht haben wir beinahe alle darüber. Daher mein Schlussplädoyer: Macht ruhig weiter so, wenn ihr dabei nicht vergesst, dass es bei allem Witz und Spaß in der Formel 1 eigentlich darum geht, ein schnelles Auto auf die Strecke zu bringen. Also konzentriert euch vielleicht zunächst darauf, bevor der nächste witzige Spruch durch den Twitterwald geistert.