Mit seinem Februar-Cover hat das deutsche Satire-Magazin "Titanic" eine Welle losgetreten, die ihresgleichen sucht. Eigentlich widerstrebt es mir, dem Magazin mit meinem Kommentar auch noch eine Bühne zu geben - was sie eindeutig mit dem Cover bezweckt haben. So wird auf der Homepage extra darauf aufmerksam gemacht, wer schon alles über das Cover berichtet hat - von Spiegel Online bis zur Daily Mail und dem Mirror.

Meinen Kollegen dürfte es - ähnlich wie mir - schwer gefallen sein, eine derartige Geschmacklosigkeit unkommentiert zu lassen. Selbst Niki Lauda konnte sich ein Statement nicht verkneifen und teilte einer österreichischen Gratiszeitung seine Empörung mit: "Das Cover ist eine bodenlose Frechheit, absolut indiskutabel und völlig pietätlos. Wer bitte druckt so einen Schwachsinn?" Das Cover zeigt ein Porträt des Österreichers, was auf den ersten Blick keine große Sache ist.

Ein geköpfter Pinguin als Warnung, Foto: Satire Magazin
Ein geköpfter Pinguin als Warnung, Foto: Satire Magazin

Erst auf den zweiten Blick sticht einem der Text dazu ins Gesicht "Exklusiv! Erstes Foto nach dem Unfall: So schlimm erwischte es Schumi." Die Redakteure des Magazins wollten mit ihrem Gag sagen: Seht her, Michael Schumacher sieht nach einem Monat Koma genauso aus wie Niki Lauda nach seinem Feuerunfall. Es ist natürlich jedem selbst überlassen, das als lustigen Gag zu sehen oder nicht. Wer denkt, dass es schlimmer oder provozierender nicht geht, der wird im Blattinneren eines Besseren belehrt.

Dort machen die Redakteure des Magazins darauf aufmerksam, dass man schon vor drei Jahren, in der März-Ausgabe 2010, auf die Gefahr des Skifahrens hingewiesen habe. Damals präsentierte das Magazin ein Gemälde des prophetischen Zeichners Ernst Kahl mit einem geköpften Pinguin auf Skiern. Als Extra wird der schwer verletzte Schumacher mit Helm- Puzzle ("Bereitet wenig Kopfzerbrechen!"), Fehlersuchbild und Labyrinth-Rätsel (der falsche Weg führt in ein Spital) verhöhnt.

Satire hat durchaus seinen verdienten Platz in der Welt des Schreibens, doch die Redakteure des Satire Magazins sollten sich vielleicht mal wieder den Duden zu Gemüte führen und nachlesen, was Satire eigentlich bedeutet. Und dass eine Persiflage auf einen im künstlichen Koma liegenden Patienten geschmacklos ist, sollte jedem, der über Verstand & Herz verfügt, klar sein.