Steht Daniel Ricciardo bei Red Bull unter Druck? David Coulthard, der selbst vier Jahre lang für die Bullen fuhr, sagt: Nein. "Die Erwartung wird dahin gehen, dass Sebastian als vierfacher Champion der Teamleader sein wird, daher stehen Daniel alle Möglichkeiten offen", sagte er der Australian Associated Press. Wenn Ricciardo genauso schnell sei wie Vettel, würde man anerkennen, dass er etwas Pace hat. "Wenn er ihn schlägt, werden sich die Leute aufsetzen und wirklich Notiz nehmen. Daher glaube ich, dass in vielerlei Hinsicht der Druck nicht bei Daniel ist."

"Er hatte einen großartigen Aufstieg bis zu dem Punkt, an dem er für ein Weltmeisterteam fährt. Es ist besser, gegen den statistisch gesehen in den letzten vier Jahren Besten anzutreten als seinen Teamkollegen im Mittelfeld zu schlagen, denn letztendlich geht es darum, zu versuchen, Rennen zu gewinnen. Er hat eine sehr viel bessere Chance das mit Red Bull Racing zu schaffen, als es mit Toro Rosso der Fall gewesen wäre", gab er zu bedenken.

Die Unbekümmertheit der Jugend

Als er seinerzeit bei Williams sein Debüt gegeben habe, habe er keinerlei Druck verspürt, erinnerte sich Coulthard. "Alles, was ich gesehen habe, war eine Möglichkeit. Ich denke, das ist der Vorteil der Jugend - man macht einfach und denkt erst hinterher an die Konsequenzen." Der Schotte geht davon aus, dass sich Ricciardo im Umgang mit der Öffentlichkeit, den Medien und dem Team ändern wird. "Es ist im Leben unmöglich, sich nicht zu ändern und wenn man sich nicht verändert, dann sammelt man keine Erfahrungen und kann keine besseren Entscheidungen treffen", gab er Ricciardo mit auf den Weg.

Ricciardo werde vor allem beim Saisondebüt vor heimischem Publikum mehr beansprucht werden. "Er ist ein zugänglicher, fröhlicher Charakter und ich denke, dass er eine wirkliche Verbindung zu den Australiern finden wird, wenn er das nicht schon getan hat", sagte er. "Aber jeder muss bedenken, dass er dort ist, um seinen Job zu machen. Wenn er draußen ist und tausende Autogramme schreibt und Vettel sich derweil in einer Besprechung mit den Ingenieuren vergräbt, um nach Wegen zu suchen, das Auto schneller zu machen, dann kann man sehen, wer die besseren Chancen haben wird."

An Zuverlässigkeit gewöhnt

In Australien dürfte bei den meisten Teams ohnehin im Fokus stehen, das Ziel zu erreichen. Christian Horner prognostizierte bereits, dass bis zu 50 Prozent aller Autos nicht die schwarz-weiß-karierte Flagge sehen könnten. Coulthard geht ebenfalls von Ausfällen aus, befindet diese Unsicherheit jedoch als nichts Neues. "Wenn man zurückgeht in die Zeit Mitte der 90er und sicherlich bis ins Jahr 2000, dann war es alltäglich, dass es nur die Hälfte des Feldes ins Ziel geschafft hat", bemerkte er.

Das habe sich mit dem Getriebe und den Motoren, die vier bis fünf Rennen halten mussten, geändert, da die Ingenieure dazu gezwungen wurden, konservativer zu agieren. "Daher sind wir in die Situation gelangt, in der man sehr oft alle Autos einen Grand Prix beenden sieht. Das wird dieses Jahr in Melbourne wohl nicht passieren."