Jean-Eric Vergne steht vor dem ersten Diensteinsatz seiner dritten Saison als Stammfahrer bei Toro Rosso. Nach der Enttäuschung der vergangenen Saison, als ihm nach der Sommerpause kein Punktgewinn mehr gelang und er zudem bei der Wahl zu Mark Webbers Nachfolger Ex-Teamkollege Daniel Ricciardo den Vortritt lassen musste, steht für ihn 2014 einiges auf dem Spiel. Doch auch sein Team muss nach einem unterdurchschnittlichen Abschneiden in der Vorsaison zeigen, dass es zumindest auf dem Papier die kleine Schwester der Superbullen um Sebastian Vettel ist.

"Es ist mein drittes Jahr und alles wird zählen", gibt Vergne am Vorabend zu den Eröffnungstests in Jerez die Marschroute für die Saison vor. "Ich muss mich das ganze Jahr darauf besinnen, dass der Grand Prix schon am Freitag losgeht, denn es wird auf jeden Fall ein Schlüsseljahr für mich persönlich, aber auch für Toro Rosso." Nicht nur für die Fans, auch für Teams und Fahrer wird der Auftakt in die neue Ära der V6Turbo-befeuerten Powerunits eine spannende Angelegenheit. Für Vergne, der die neuen Boliden nur aus dem Simulator kennt, stehen somit entscheidende Tage an.

So muss er sein neues Arbeitsgerät auf Herz und Nieren testen, sich zudem vor allem an die neue Fahrweise, die Verhaltenseigenschaften des Autos sowie eine leicht veränderte Sitzposition gewöhnen, wie er gegenüber Motorsport-Magazin.com verriet. "Bei meinen Simulator-Tests im Winter hat mich am meisten das Drehmoment des Turbomotors beeindruckt, das schwer zu beherrschen war." Allerdings müsse er logischerweise zunächst das echte Auto fahren, um einen Vergleich anstellen zu können. Auch auf eine dem neuen Technischen Reglement geschuldete niedrigere Downforce habe er sich mental schon eingestellt.

Dass viele die neuen Nasen-Kreationen der Boliden nicht als besonders ästhetisch empfinden, spielt für den Piloten Vergne hingegen keine Rolle. "Wie unser Auto aussieht ist mir vollkommen egal. Ein Auto, das gewinnt, ist sowieso immer schön". Zwar dürfte es für Toro Rosso auch 2014 kaum um Rennsiege gehen, jedoch wäre auch schon der sofortige Sieg über das neue Technische Reglement schon eine bemerkenswerte Leistung. Denn noch tappen alle hinsichtlich der Zuverlässigkeit der neuen Boliden komplett im Dunkeln. "Beim ersten Grand Prix wird die Haltbarkeit der Boliden mit Sicherheit der Schlüsselfaktor", so Vergne.

Viele Leute seien gar der Meinung, dass das Gros des Feldes das Ziel in Australien nicht erreichen werde. "Von dem was ich von unseren Ingenieuren gehört habe, bin ich mir sicher, dass nach diesem Test einige Angst haben, das Rennen nicht starten oder zumindest nicht beenden zu können." Seine Rolle als Fahrer schätzt er trotz der Umstellungen immer noch ähnlich ein. "Ich denke, dass jeder ziemlich früh und schnell lernt, wie im Cockpit das Optimum an Leistung aus den neuen Antriebssträngen herausgeholt werden kann". Vor allem im Vorfeld könne ein Fahrer dabei bereits einen Unterschied machen, indem er beispielsweise gezielten Input zur Einstellung intelligenter Motormappings gibt, die eine Optimierung für die automatische Energiebreitstellung auf der Strecke zur Folge haben.