Bevor die Motoren auf dem Circuito de Jerez in Südspanien erstmals aufheulten, präsentierte Mercedes am Dienstagmorgen seinen neuen Renner für die Saison 2014. Nico Rosberg und Lewis Hamilton enthüllten den ersten komplett neuen Silberpfeil seit der Saison 1954. Als einziges Top-Team setzt Mercedes in der neuen Saison auf den Vorteil Kontinuität bei der Fahrerpaarung.

"Ich gehe in meine zweite Saison mit Mercedes und fühle mich nun wie ein fester Bestandteil des Teams", meinte Hamilton, der ab dieser Saison mit der Startnummer 44 an den Start gehen wird, Rosberg setzt auf die Glückszahl 6. "Mein Vater hat mir im Winter eine E-Mail gesendet, in der er schrieb, dass dies seine Glückszahl war, als er Weltmeister geworden ist - und ich erinnerte mich daran, dass ich 2002 eine Meisterschaft mit dieser Startnummer gewonnen habe", verriet Rosberg.

In Gedanken ist Mercedes stets beim mittlerweile seit einem Monat im Koma liegenden Michael Schumacher. Deshalb wird auf dem brandneuen Silberpfeil die Botschaft #KeepFightingMichael zu sehen sein, das gab der Rennstall via Twitter bekannt.

Technische Revolution

Die Vorbereitungen auf die Saison verliefen bis dato problemfrei. Bereits Anfang Januar bestand der neue Mercedes-Bolide die erforderlichen FIA-Crashtests und auch Motorsportchef Toto Wolff erklärte vorab, dass er kein 'technisches Blutbad' beim Testauftakt in Jerez erwartet. Stattdessen geht er von einem in der Mitte angesiedelten Pensum aus, heißt also: eher 50 statt 100 Runden täglich mit den neuen Autos. Erwartungsgemäß werden Boliden und Fahrer einige Zeit in der Boxengasse verbringen, um möglichst viele Probleme und Programme zu besprechen.

"In der Saison 2014 erleben wir wahrscheinlich die größten Regeländerungen in der Geschichte der Formel 1 und den Beginn einer neuen Ära", betonte Paddy Lowe. "Das gesamte Team hat bei der Planung und Umsetzung des Projekts fantastische Arbeit geleistet. Wir haben unsere gesetzten Meilensteine und Ziele erreicht, aber wir werden wie immer erst erfahren, wie erfolgreich unsere Arbeit war, wenn wir unter ernsthaften Bedingungen auf der Strecke fahren." Das neue Auto besitzt laut Lowe ein elegantes, aber ebenso aggressives Design. "Unser Team kann zu recht stolz auf die bisherige Arbeit sein, aber niemand von uns macht sich Illusionen: Bis zum ersten Rennen in sechs Wochen liegt noch viel Arbeit vor uns."

2014 ist für Mercedes ein ganz besonders Jahr, denn Mercedes-Benz feiert 120 Jahre Motorsport und das 80-jährige Jubiläum der Silberpfeile. Zudem gilt Mercedes aufgrund des neuen Motorenreglements für viele Experten als Favorit auf den WM-Titel 2014. Immer wieder war von verschiedenen Seiten zu hören, dass der Mercedes Motor der mit Abstand stärkste sei - von bis zu 40 PS Vorsprung gegenüber der Konkurrenz ist die Rede. Doch Wolff lässt sich und sein Team nicht in die Favoritenrolle drängen und glaubt an einen Dreikampf auf Augenhöhe.

Jahr 1 ohne Brawn

"Ich sehe wie viel Aufwand, Ressourcen und Arbeit in die Entwicklung des neuen Powertrains gesteckt wird und ich glaube, dass es wirklich gut läuft. Aber ich weiß nicht was Ferrari und Renault machen. Ich kann aber sagen, dass dort keine Idioten am Werk sind und ich glaube nicht, dass ein Motorenhersteller einen wesentlichen Vorteil haben wird", stellte der Mercedes-Motorsportchef klar Anfang des Jahres klar.

2014 wird Ross Brawn hingegen nicht mehr am Kommandostand bei Mercedes sitzen. Zu Saisonende 2013 gab Mercedes bekannt, dass sich die Wege trennen werden. "Er war ein guter Boss mit sehr guter Herangehensweise, die eine großartige Atmosphäre im Team geschaffen hat - aber das ist etwas, das man von einem Führer erwartet", erklärte Hamilton. Trotz dessen Abschied sieht er Mercedes auch weiterhin gut aufgestellt. "Als ich im Vorjahr zum Team gestoßen bin, habe ich gesehen, dass hier noch eine Menge weiterer talentierter Leute arbeiten", so Hamilton.

Am vergangenen Freitag absolvierte Rosberg in Silverstone einen ersten Shakedown zu Filmzwecken. Am Nachmittag ging es für den F1 W05 bei kühlen, aber trockenen Streckenbedingungen zum ersten Mal aus der Box. Insgesamt spulte Rosberg 40 Kilometer ab. "So ein großartiges Gefühl", freute sich Rosberg. "Bin gerade meinen neuen Silberpfeil zum ersten Mal gefahren. Er sieht schnell aus, aber ich weiß nicht, ob er jetzt schon schnell ist."

Somit ist es kein Wunder, dass der Deutsche den Boliden so schnell wie möglich auf der Strecke testen will. "Hinter uns liegt eine sehr anstrengende Zeit und ich freue mich deshalb sehr darauf, das Auto zu fahren. Mit all den neuen Technologien wird in diesem Jahr alles viel komplexer, was ich toll finde – es hilft der Formel 1 dabei, zeitgemäßer zu werden. Alles dreht sich darum, kraftstoffsparender zu sein und Hybrid-Energie zu nutzen. In meinen Augen ist dies ein guter Weg, der die Rennen noch interessanter machen wird."