Vier Mal in Folge sowohl Fahrer- als auch Konstrukteurs-Weltmeister - manch einer könnte meinen, nach einem solchen Erfolgslauf tritt ein gewisses, durchaus menschliches Maß an Sättigung ein. Nicht so bei Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Ich muss nie kämpfen, um die Motivation zu finden", verriet der Brite. "Gewinnen macht süchtig. Es ist die Angst vor dem Scheitern, die uns alle bei Red Bull antreibt. Die Formel 1 ist so ein konkurrenzfähiges Geschäft, dass man es sich nicht leisten kann, einen Schritt zu verpassen."

Einerseits sei er noch relativ jung und es gebe noch viel zu erreichen, und zum anderen stelle Adrian Newey eine große Inspirationsquelle für ihn dar, betonte der 40-Jährige. "Er ist genau so hungrig und motiviert, wie er es immer war", sprach Horner über den Designguru, der an Red Bulls zahlreichen Triumphen maßgeblich beteiligt war. "Ich glaube, der innere Antrieb ist etwas, das in einem vorhanden ist oder nicht."

Seinen Mitarbeiten möchte Horner möglichst viele Freiheiten lassen und sieht sich nicht als klassischen Chef. "Ich sehe meine Rolle nicht so, dass ich jedem sage, wie er seinen Job machen muss", sagte der Brite im Guardian. "Wichtig ist, dass sie sich ermächtigt fühlen, sich in ihrer Umgebung wohl fühlen und sich über ihre Ziele im Klaren sind."

Von ein paar seiner Mitarbeiter musste sich Horner jüngst allerdings trennen. Mark Ellis, Chefdesigner für Fahrzeugdynamik, und Gilles Wood, Chefingenieur für Simulation und Analyse, heuerten bei Mercedes an und Aerodynamikchef Peter Prodromou wird sich 2015 McLaren anschließen. "Wir müssen erst entscheiden, was wir mit Peters Job machen, aber wir haben noch zwölf Monate", betonte Horner, der nicht befürchtet, dass dem wichtigen Mann die Motivation abhanden kommen könnte. "Er ist komplett auf das aktuelle Auto fokussiert."

Neues Reglement: Kein idealer Zeitpunkt

Stichwort neues Auto: Red Bull wird den RB10 erst am Dienstag in Jerez präsentieren, doch auch Sebastian Vettels neuer Renner dürfte über eine wenig ästhetische Front verfügen. "Das Auto wird etwas anders aussehen", verriet Horner. Den viel diskutierten langen Nasen der Generation 2014 möchte er jedoch gar nicht zu viel Aufmerksamkeit widmen. "Was unter der Decke steckt, wird der spannende Aspekt", spielte er auf die neuen Turbomotoren an.

Horner und Newey hamstern Pokale, Foto: Sutton
Horner und Newey hamstern Pokale, Foto: Sutton

Etwas Sorge bereitet dem Red-Bull-Teamchef hingegen der Sound der V6-Aggregate. "Ich hoffe, dass nicht ein entscheidender Teil der Formel-1-DNA verlorengegangen ist. Aber ich glaube nicht", meinte er. Aufgrund der neuen Motoren wird die Zuverlässigkeit in den ersten Grands Prix des Jahres ganz entscheidend sein, ist Horner sicher. "Der Ansatz wird bei jedem Rennen anders sein. Es wird ein sehr taktisches Event. Wie nutzt man den begrenzten Sprit, wie ist die Strategie und wie optimiert man den Motor vom Start bis zum Ziel. Das wird faszinierend."

Während sich Horner auf die zahlreichen neuen Herausforderungen freut, ist er über den Zeitpunkt der Reglementänderungen nicht glücklich. "Meine größte Sorge sind die Kosten. Die Teams haben wirtschaftlich zu kämpfen und der neue, wahnsinnig komplexe Motor ist eine Belastung", erklärte der 40-Jährige, der sich über die gesamte Königsklasse seine Gedanken macht. "Die Formel 1 ist in einer schwierigen Position. Die Teams werden sich kaum einig in der Frage, welcher Wochentag ist. Daher brauchen wir eine starke Führung von Bernie und der FIA, um die Teams in vielen Fällen vor sich selbst zu schützen."