Pünktlich zur technischen Umbruch-Saison 2014 wurde auch das Sportliche Reglement angepasst. Permanente Startnummern und doppelte Punkte beim Saisonfinale sind dabei aber nicht die einzigen Änderungen. Auch bei den Testfahrten wurde kräftig Hand angelegt. Motorsport-Magazin.com erklärt die Neuerungen vor dem Auftakt in Jerez im Detail.

Wann und wo finden vor der Saison 2014 Testfahrten statt?

Drei jeweils viertägige Tests vor der Saison gab es auch schon in der Vergangenheit. Jedoch schrieb das Reglement vor, dass diese zwischen dem 1. Februar und zehn Tage vor dem ersten Grand Prix abgehalten werden müssen. Weil viele Teams und vor allem die drei Motorenhersteller fürchteten, dass eventuell auftretende Probleme mit den neuen Aggregaten in dieser Zeit nicht mehr aussortiert werden könnten, forderten viele eine Anpassung des Reglements.

Nach zahlreichen Debatten konnte sich das World Motor Sport Council schließlich dazu durchringen, den Zeitraum zu vergrößern. 2014 darf zwischen dem 20. Januar und zehn Tage vor dem ersten Event in gleichem Umfang getestet werden. Die ersten Testfahrten finden am 28. Januar in Jerez de la Frontera statt, somit gehen die Teams ganze vier Tage früher auf die Strecke als ursprünglich möglich gewesen wäre. Für 2015 gilt übrigens wieder der 1. Februar als Stichtag.

Testfahrten vor der Saison 2014:
28.01. - 31.01.in Jerez
19.02. - 22.02. in Bahrain
27.02. - 02.03. in Bahrain

Warum gibt es zwei Tests in Bahrain?

Die Formel 1 wird zum Stammgast in Bahrain, Foto: Red Bull
Die Formel 1 wird zum Stammgast in Bahrain, Foto: Red Bull

In den letzten Jahren fanden die Testfahrten vor Saisonbeginn stets in Jerez und Barcelona statt. Während die Königsklasse 2014 weiterhin in Jerez ihre Runden dreht, kehrt sie der katalanischen Metropole den Rücken und schlägt ihre Zelte zwei Mal in Bahrain auf. Der Grund dafür ist denkbar einfach: Auch Spanien war vor winterlichen Wetterverhältnissen oftmals nicht gefeit, sodass tiefe Temperaturen und Regenfälle auf der Tagesordnung standen - alles andere als optimale Bedingungen für die Teams in dieser wichtigen Vorbereitungsphase.

Auch Abu Dhabi und Dubai standen zur Auswahl, doch letztlich fiel die Wahl auf den Bahrain International Circuit in Sakhir, wo im April auch die zehnte Ausgabe des Wüsten-Grand-Prix stattfinden wird. "Abu Dhabi ist kein guter Kurs für Testfahrten und Dubai eine Mickey-Maus-Strecke", erklärte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh. "Die beste Strecke für Testfahrten ist Bahrain."

Welche Teams nehmen an den Testfahrten in Jerez teil?

Zehn der elf Teams finden sich in Jerez ein, um zum ersten Mal die neuen 1,6-Liter-V6-Turbomotoren aufheulen zu lassen. Lediglich Lotus hat es nicht geschafft, den E22 rechtzeitig fertigzustellen, auch wenn die Mannschaft aus Enstone bereits erste Bilder des Boliden veröffentlichte. Stichwort veröffentlichen: Am Dienstagmorgen, dem ersten Tag der Testfahrten, werden Red Bull, Mercedes, Caterham und Marussia ihre neuen Gefährte in der Boxengasse offiziell präsentieren. Bereits am Montagabend enthüllt Toro Rosso den STR9.

Wer testet an welchem Tag?

Die Teams dürfen an jedem Testtag zwar nur ein Auto einsetzen, die Fahrer können jedoch wechseln. Von dieser Möglichkeit dürfte in Jerez allerdings kaum Gebrauch gemacht werden, sodass die meisten Einsatzpiloten zwei volle Testtage erhalten. Caterham hat sich hingegen entschlossen, Reservefahrer Robin Frijns am Donnerstag einige Runden im neuen Boliden drehen zu lassen.

Das Testprogramm in Jerez:

Team Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag
Red BullVettelVettelRicciardoRicciardo
MercedesHamiltonRosbergHamiltonRosberg
FerrariRäikkönenRäikkönenAlonsoAlonso
McLarenButtonButtonMagnussenMagnussen
Force IndiaPerezHülkenbergJuncadella- noch offen -
SauberGutierrezGutierrezSutilSutil
WilliamsBottasBottasMassaMassa
Toro RossoVergneKvyatVergneKvyat
MarussiaChiltonBianchiChiltonBianchi
CaterhamEricssonEricssonFrijnsKobayashi

Wird auch während der Saison getestet?

Um Fahrern und Teams die Möglichkeit zu bieten, die unter neuem Reglement gebauten Autos auch während der Saison zu testen, wurden die acht eintägigen Filmtage in richtige Testtage umgewandelt. Wohl kaum ein Team nutzte die Filmtage ausschließlich für den vorgesehenen Zweck, die Überprüfung dessen konnte ohnehin nicht sichergestellt werden.

Die acht Testtage sind in vier jeweils zweitägige Tests aufgeteilt. Diese dürfen nur am Dienstag und Mittwoch nach Rennwochenenden durchgeführt werden, um die Kosten im Zaum zu halten. Als Austragungsorte wurden abermals Bahrain sowie Barcelona, Silverstone und Abu Dhabi, wo das Saisonfinale stattfindet, gewählt.

Testfahrten während der Saison:
08.04. - 09.04.in Bahrain
13.05. - 14.05. in Barcelona
08.07. - 09.07. in Silverstone
25.11. - 26.11. in Abu Dhabi

Wie sieht es mit Reifentests aus?

Die Reifen waren in der vergangenen Saison ein heikles Thema und sorgten aufgrund der zahlreichen Schäden für allerhand Negativschlagzeilen. Um zu verhindern, dass es erneut zu einem solchen Chaos kommt, ließ sich Pirelli einige Sonderrechte zusichern. So ist etwa mindestens einer der zwölf vorsaisonalen Testtage ausschließlich den Regenreifen vorbehalten. Was den Teams wohl weniger gefallen wird, ist für Pirelli die einzige Möglichkeit die neuen Nass-Pneus vor dem Saisonstart zu testen. Weil die Regenwahrscheinlichkeit in den Destinationen Jerez und Sakhir gering ist, könnte eine Strecke wie bereits Abu Dhabi 2011 künstlich bewässert werden.

Alles dreht sich um da schwarze Gold, Foto: Sutton
Alles dreht sich um da schwarze Gold, Foto: Sutton

Auch bei den Testfahrten während der Saison hat Pirelli ein Mitspracherecht. Jedes Team muss einen dieser acht Testtage gemeinsam mit Pirelli-Ingenieuren durchführen und ein spezielles Pirelli-Programm abspulen. Dabei muss an jedem der acht Tage mindestens ein Team den Pirelli-Testzyklus fahren, maximal dürfen zwei Teams gleichzeitig in Diensten Pirellis stehen. Die Reifenreserven des jeweiligen Teams für Testfahrten werden dabei nicht angegriffen: Der Pirelli-Testtag ist davon ausdrücklich ausgenommen.

Um keine Konflikte bei der Vergabe der Testtage aufkommen zu lassen, wurden im Reglement genaue Bestimmungen dazu verankert. Noch vor dem ersten Rennwochenende müssen die Teams ihre Wünsche übermittelt haben. Haben mehrere Teams den gleichen Wunsch, entscheidet die Platzierung in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft aus dem Vorjahr.

Was ist mit Promotion Events?

Jedes Team darf pro Saison zwei Demo-Runs absolvieren, die nicht als Testfahrten gewertet werden. Ein Promotion Event ist als Veranstaltung definiert, die ausschließlich zu Marketingzwecken dient. Die Beschränkung pro Event beträgt 100 km, zudem dürfen nur speziell für diese Events hergestellte Reifen verwendet werden.

Wer darf im Freitagstraining testen?

Bisher war es den Teams erlaubt, im ersten Freien Training am Freitag einen Stammpiloten durch einen Reservefahrer zu ersetzen. Ab 2014 dürfen hingegen bis zu vier Piloten in beiden Freitagstrainings eingesetzt werden, die Limitierung auf zwei Fahrzeuge bleibt jedoch bestehen. Um auch in den ersten Minuten der Trainingssitzung bei schlechten Streckenbedingungen mehr Fahrbetrieb zu garantieren, erhält jeder Pilot einen zusätzlichen Satz Reifen, der nur in den ersten 30 Minuten des ersten Freien Trainings eingesetzt werden darf und später zurückgegeben werden muss.