Pro: Safety first

Schönheitsköniginnen sind die neuen Turbo-Autos nicht, was aber bei der ganzen Nasen-Debatte gern vergessen wird: der Grund der Regeländerung. Die tief gezogenen Nasen sollen nicht hässlich, sondern vor allem sicher sein. Das Konzept der Safety-Nasen wird seit mehreren Jahren konsequent von der FIA verfolgt und immer weiter verfeinert. Wer glaubt denn wirklich, dass der Weltverband einfach nur hässliche Autos heraufbeschwören möchte?

Die Sicherheit steht an erster Stelle - und das fängt bei der Front des Autos an. Unfälle gehören im Motorsport zwar zur Tagesordnung, doch das Risiko für die Fahrer ist mit den Jahren immer weiter minimiert worden. Kaum vorstellbar, dass sich jemand über diesen Trend beschweren würde. Auch den Fahrern gefällt die neue Nasen-Optik nicht unbedingt, doch am Ende des Tages sollten sie froh sein, dass sich die FIA derart für den Sicherheitsgedanken einsetzt.

Und seien wir doch einmal ehrlich: Welcher richtige Formel-1-Fan hat sich schon von seinem Lieblingssport abgewandt, nur weil ihm die Optik nicht passt? Die Anzahl dürfte verschwindend gering sein. Der Action auf der Strecke tun die Nasenbär-Autos keinen Abbruch - und darauf kommt es doch schließlich an. Außerdem ist der Mensch seit jeher ein Gewohnheitstier und irgendwann geht all der Ärger über das Aussehen sowieso in der Vorfreude auf die neue Saison unter.

Contra: Schönheit - der universelle Trumpf

Ästhetik. Nicht selten geht sie mit dem Sport Hand in Hand. Graziles und Elegantes in Kombination mit herausragender Leistung elektrisiert die Massen sportartübergreifend fast mehr als der reine Erfolg. Die Formel 1 ist diesbezüglich keine Ausnahme. Pure Kraft, Geschwindigkeit und Rausch in Kombination mit den symmetrischen, raumschiffartigen - ja fast schon gemalten - Boliden sind ein wesentlicher Bestandteil der Motorsport-Königsklasse. Die Formel 1 als Maß aller Dinge, als Vorreiter, steht dabei zusammengefasst schlicht für Perfektion.

Optik rules: Die Vorjahres-Renner setzten sich nicht nur sportlich in Szene, Foto: Red Bull
Optik rules: Die Vorjahres-Renner setzten sich nicht nur sportlich in Szene, Foto: Red Bull

Mit dem Jahr 2014 wird dabei einiges anders. Sehen wir einmal von den 'grüneren' aber dafür auch leistungsschwächeren Antriebsaggregaten sowie auch dem geringeren Lärmausstoß ab, bleibt ein weiterer großer Kritikpunkt am neuen Technischen Reglement bestehen. Unübersehbar. Schaurig. Abstoßend. Die neue Front der 'Nasenbär-Rennwagen' - besser gesagt: die Nasen selbst. Wäre das Formel-1-Auto ein Mensch mit niedrigem Selbstbewusstsein und dem nötigen Kleingeld - die Schönheits-Operation wäre unumgänglich.

Den fast schon mythischen und magisch anmutenden Rennwagen etwas von ihrer Besonderheit, Faszination und Perfektion zu nehmen, indem sie per Reglement verunstaltet werden, ist eigentlich nicht tragbar. Der Aspekt der Sicherheit ist natürlich ein ehrenwerter Ansatzpunkt und darf keinesfalls missachtet werden. Jedoch kann in der technischen Wunderwelt Formel 1 mit dem Einsatz aller grauen Ingenieurs-Zellen sicherlich eine bessere und im wahrsten Sinne des Wortes schönere Lösung gefunden werden. Schönheit ist in der hoch-kommerzielen Formel 1 eben auch Trumph - trägt sie doch wesentlich zur Außendarstellung des Gesamtprodukts bei.