Wenn Robert Kubica auf seine Formel-1-Karriere zurückblickt, gibt es viele Möglichkeiten, von 'hätte, wäre, wenn' zu sprechen. Der Pole lässt sich jedoch nur bedingt auf derartige Gedankenspiele ein und aus seinen Worten spricht weniger Bedauern, als viel mehr Wertschätzung für das, was er bis zu seinem schweren Rallyeunfall Anfang 2011 erleben durfte.

Eine Frage, die sich Fans und Experten stellen, ist, ob Kubica eines Tages Weltmeister geworden wäre. "Ich weiß nicht, ob ich in der Formel 1 die Weltmeisterschaft hätte gewinnen können, aber ich habe definitiv versucht, mein Bestes zu geben", erklärt Kubica gegenüber Autosport. "Wenn man sich ansieht, wie sich die Saisons nach meinem Unfall entwickelt haben, wäre es mit der Kombination aus Sebastian [Vettel] und Red Bull und dem gesamten starken Paket anders gewesen. Es wäre sehr schwierig gewesen, aber man weiß ja nie. Aber ich muss mich darauf konzentrieren, was jetzt ist."

Auch heute noch wird spekuliert, ob Kubica 2012 oder 2013 zu Ferrari gewechselt wäre. Aufklärung gibt es von Seiten des Grand-Prix-Siegers jedoch nicht. "Es ist ein etwas delikates Thema. Ich denke, ich hätte nicht mehr lange die gleichen Farben getragen, wenn ich in der Lage gewesen wäre, meine Karriere nach 2011 fortzusetzen", deutet er lediglich einen Abschied von Lotus Renault GP an.

Zu einem Wechsel sollte es nicht mehr kommen und eine Rückkehr in die Königsklasse steht nach wie vor in den Sternen. Damit bleibt es vorerst bei der Tatsache, dass Kubica sein volles Potential in der Formel 1 nicht ausschöpfen konnte. Aber auch wenn er zugibt, dass das hart klingt, findet er eine positive Sichtweise. "Auf der anderen Seite hatte ich eine großartige Chance, die andere talentierte Fahrer nicht hatten. Ich hatte eine großartige Möglichkeit, meine Fähigkeiten zu zeigen, mit sehr professionellen Teams zu arbeiten und meinen Status in der Formel 1 als Fahrer als sehr hoch zu etablieren", betont er.

Das Alesi-Schicksal

"Ich weiß nicht, wie viele Fahrer in der gesamten Formel-1-Geschichte einen Grand Prix gewonnen haben, aber ich bin einer von ihnen und das ist etwas, was das Leben besonders macht", merkt er zudem an. Traurig ist nur, dass es ihm nicht gelang, nach seinem Erfolg beim Kanada GP 2008 ein weiteres Mal ganz oben aufs Treppchen zu steigen. Kubica erinnert sich, dass Jean Alesi, der Sieger des Kanada GP 1995, zu ihm sagte: 'Sei nicht so wie ich.' "Um ehrlich zu sein, blieb dieser Satz in meinem Gedächtnis und ich habe gesagt, dass ich mehr Rennen gewinnen muss, aber ich konnte es nicht. Aber so ist das Leben."

Ein zweiter Platz bedeutet bisweilen mehr als ein erster., Foto: Sutton
Ein zweiter Platz bedeutet bisweilen mehr als ein erster., Foto: Sutton

Obwohl der eine Sieg Kubica viel bedeutet, nennt er ein anderes Rennen als das Highlight seiner Karriere. "Eigentlich war für mich das beste Rennen von allen - das hatte ich fast vergessen und die Menschen begreifen das nicht - 2008 in Fuji. Das Auto funktionierte einfach nicht mehr. Die Menschen denken, dass es nicht mein bestes Rennen war, da ich aus der dritten Reihe startete und nach dem Tumult der ersten Kurve Erster war. Fernando Alonso konnte dann länger draußen bleiben und ich bin letzten Endes Zweiter geworden", erinnert er sich. "Ich kannte das wahre Potential des Autos zu diesem Zeitpunkt und es war nicht so gut. Daher war Fuji definitiv das beste Rennen."

Glücksgefühle erlebte er aber auch an anderer Stelle in Japan. "Die beste Runde meiner Karriere war definitiv Suzuka, als ich mich als Zweiter qualifiziert habe. Nur wenige Menschen wussten, dass wir ein Problem mit dem Unterboden hatten, der beschädigt war. Das Auto funktionierte nicht zu 100 Prozent und ich dachte nur: Wow. Es hat zwei Stunden gedauert, um mich nach dieser Runde zu beruhigen", gesteht er. "Suzuka ist eine der Traditionsstrecken, bei denen es nicht viele Auslaufzonen und Kies gibt, daher gibt einem das einen zusätzlichen Schub."

Diesen Highlights aus der Königsklasse hat Kubica in den letzten Monaten Erfolge im Rallyesport hinzugefügt. Er feierte den Titel in der zweithöchsten Rallyekategorie, der WRC2, und erhielt als Belohnung ein Cockpit in der WRC. Beim Saisonauftakt in Monte Carlo übernahm der Pole kurzzeitig die Führung, ehe er nach einem Crash ausschied.