Die ersten Tage nach einem Unfall mit der Folge eines schweren Schädel-Hirn-Traumas wie im Fall von Michael Schumacher sind laut Medizinern die kritischsten. 14 Tage danach - so lange ist der Unfall von Schumacher her - beginnt die spannende Phase, wenn es darum geht, wie es mit dem Patienten weitergeht. Motorsport-Magazin.com ließ sich diese ausführlich von einem Unfallchirurgen erklären.

Folgeschäden

Wie viel Schaden bei dem Ski-Unfall entstanden ist und wie sich Michael Schumacher davon erholen wird, können die Ärzte erst sagen, wenn der Deutsche aus dem Tiefschlaf erwacht. Im künstlichen Koma können die Ärzte nicht erkennen, wie gut das Gehirn funktioniert. Mittels CT (Computertomographie) können die Ärzte zwar mögliche Schäden sehen, aber deren Auswirkungen nicht einschätzen. Deshalb beginnt laut Medizinern jetzt die spannende Phase.

Aufwach-Prozedere

Im Normalfall können nach 14 Tagen die Narkosemittel abgesetzt werden, da die Schwellungsphase überstanden ist. Allerdings wacht der Patient nicht sofort aus dem künstlichen Koma auf. Es handelt sich hierbei um einen langwierigen Prozess, der sich mindestens über mehrere Tage hinzieht. Wenn sich die Verletzungen als extrem schwerwiegend erweisen, kann sich der Prozess des Aufwachens noch länger hinziehen.

Es gilt: einerseits versuchen die Ärzte den Patienten so lange wie möglich im Koma zu halten, um das Gehirn in der kritischen Phase nicht zusätzlich zu beanspruchen. Andererseits versuchen sie, einen Patienten so früh wie möglich aus dem künstlichen Koma erwachen zu lassen.

Künstliches Koma

Patienten wie Michael Schumacher, die ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten haben, werden in ein künstliches Koma versetzt. Damit wird das Hirn 'heruntergefahren'. In diesem Zustand braucht das Gehirn weniger Energie, weniger Sauerstoff, und kann sich damit besser erholen bzw. wird damit nicht weiter geschädigt.

Blutung nach Aufprall

Michael Schumacher war bei Bewusstsein, als die Rettungskräfte bei ihm eintrafen. Der Grund: die Blutung hat in diesem Moment erst angefangen, unmittelbar danach beginnt der Patient 'einzutrüben'. Damit ist auch zu erklären, dass der Deutsche auf die Rettungskräfte verwirrt wirkte. In manchen Fällen treten bei Patienten erst Monate nach dem Unfall Blutungen auf, weil das Blut sukzessive in das Gehirn hineinrinnt - es kommt darauf an, welches Gefäß (ein kleineres, ein größeres, eine Vene, eine Arterie usw.) beschädigt wurde. Im Fall von Michael Schumacher muss es allerdings gewaltig in das Gehirn reingeblutet haben, ansonsten wäre sein Schädel nicht umgehend im Krankenhaus geöffnet worden.

Schweres Schädel-Hirn-Trauma

Bei Michael Schumacher wurde ein schweres Hirn-Schädel-Trauma diagnostiziert, was zur Folge hatte, dass seine Schädeldecke geöffnet wurde. Der Grund: das Blut konnte nicht entweichen und drückte immens auf das Gehirn des Deutschen. Nur durch das Öffnen des Schädels war es möglich, die Blutung zum Stillstand zu bringen und das bereits ausgetretene Blut zu entfernen. Hätten die Ärzte das nicht getan, wäre im Gehirn ein immenser Druck entstanden, der sich dann auf das Rückenmark und die Halswirbelsäule ausgedehnt hätte. In Folge dessen wären sämtliche zentralen Nervenstrukturen abgeklemmt geworden, was den Tod Schumachers zur Folge gehabt hätte.

Nachblutungen

Generell ist es keine gute Prognose, wenn Blutungen und sekundäre Schäden wie bei Michael Schumacher vorhanden sind. Natürlich kommt es darauf an, in welchem Bereich die Blutung auftritt - in der Hirnmasse oder außerhalb an der harten Hirnhaut - und wie groß die Blutung ist. Prinzipiell handelt es sich um eine sehr schwere Verletzung, die meistens Folgeschäden mit sich zieht. Selbst wenn der Patient überlebt, ist er in den meisten Fällen in seinem Wesen nicht mehr derselbe.