Am Dienstag äußerten sich die Ärzte in Grenoble in einer Pressekonferenz erneut zum Gesundheitszustand von Michael Schumacher. Nach seinem schweren Ski-Unfall am Sonntag kann eine leichte Verbesserung vermeldet werden. Bereits am Montagnachmittag stabilisierte sich der Gehirndruck von Schumacher, was die Möglichkeit einer Computer-Tomographie eröffnete. Dabei wurde festgestellt, dass ein Hämatom innerhalb der linken Gehirnhälfte risikofrei entfernt werden konnte.

Der entsprechende Eingriff wurde am Montagabend um 22 Uhr durchgeführt und dauerte rund zwei Stunden. "Der Bluterguss befand sich auf der linken Seite und war im Gehirn selbst", erklärte Professor Emmanuel Gay, Chef der Neurochirurgie. Dieser Eingriff war im Vorfeld nicht geplant, durch die Verbesserung des Allgemeinzustandes wurde den Medizinern allerdings ein Zeitfenster geöffnet. "Der Bluterguss war auch am Vorabend bereits erheblich, aber es wäre ein zu großes Risiko gewesen, den Patienten zu diesem Zeitpunkt zu operieren."

Gleichzeitig wurde Schumacher eine Vorrichtung implantiert, die den Druck innerhalb des Gehirns weiter senken soll. Tatsächlich trugen diese Maßnahmen erste Wirkung, wie der Chef der Anästhesie, Prof. Jean-Francois Payen nach einem weiteren Kontroll-CT am Morgen feststellte. "Wir waren in der Lage, die Situation etwas besser unter Kontrolle zu bringen. Heute Vormittag können wir sagen, dass es ihm besser als gestern geht, aber ich würde nicht sagen, dass er außer Lebensgefahr ist. In der Reanimationsmedizin bewegen sich die Dinge sehr schnell, zum Guten wie zum Schlechten. Wir haben einfach Zeit gewonnen."

Bereits am Sonntag wurde dem 44-Jährigen ein Teil seiner Schädeldecke entfernt, um dem Gehirn Raum zu geben. "Damit sorgt man dafür, dass sich die Gehirnschwellung ohne Beschädigungen ausbreiten kann", schilderte Professor Emmanuel Gay. Dieser Teil des Knochens kann jederzeit wieder eingesetzt werden.

Trotz der leichten Verbesserung des Zustandes kann keinerlei Entwarnung gegeben werden. In Schumachers Gehirn befinden sich laut der Aussagen seiner Ärzte noch zahlreiche weitere Hämatome. "Diese Hämatome sind aber nicht zugänglich", erklärte Professor Gay. Es sei lediglich möglich, sie zu überwachen. Daher wagen die Ärzte keinerlei Prognosen bezüglich der Zukunft des 44-Jährigen. "Wir müssen weiterhin von einem sehr, sehr kritischen Zustand sprechen und können nicht erleichtert sein. Vielleicht sieht die Situation morgen bereits anderes aus, aber es ist sehr schwierig, verlässliche Prognosen abzugeben - selbst für die nahe Zukunft", fügte Jean-Francois Payen an.

Immer wieder wiesen Schumachers Ärzte darauf hin, dass sie lediglich aktuelle Informationen bieten könnten. "Wir haben beschlossen, aufgrund von Fakten und objektiven Befunden Auskunft zu geben", erklärte Schumachers enger Freund und Neurochirurg Gérard Saillant. "Wir waren gestern besorgt und sind es jetzt immer noch. Der Kampf ist noch nicht gewonnen, aber die Entwicklung der letzten 24 Stunden zeigt, dass sich sein Zustand stabilisiert hat."

Laut dem Vertrauten Schumachers seien keine Prognosen möglich und auch nicht richtig. "Es ist dumm, darüber zu sprechen. Und es macht auch keinen Sinn, darüber zu sprechen, was passieren könnte, denn dafür würden wir eine Kristallkugel benötigen." Nochmals wies der Freund des 44-Jährigen darauf hin, dass Fans, Journalisten und Interessierte Michael Schumacher am besten helfen würden, wenn sie das Klinikpersonal ungehindert ihre Arbeit verrichten lassen würden. "Ich bitte Sie im Namen von Corinna, keinen Druck auf die Familie oder auf uns aufzubauen und somit Informationen herauszupressen", so Saillant. Wie die Klinik erklärte, sind auch keine täglichen Pressekonferenzen vorgesehen. Lediglich bei neuen Informationen werde die Presse und die Öffentlichkeit informiert.