Nun ist es also soweit: 2014 ist da und die neue Formel-1-Saison lässt nicht mehr lange auf sich warten. Vieles wird sich ändern, sehr viel sogar - doch was genau? Die Regeländerungen für 2014 kamen in mehreren Etappen, teilweise ist noch nicht einmal sicher, ob einzelne Änderungen nun wirklich kommen. Motorsport-Magazin.com liefert die Antworten zu den wichtigsten Reglement-Fragen.

Änderungen: Technisches Reglement

Neuer V6 für 2014, Foto: Mercedes-Benz
Neuer V6 für 2014, Foto: Mercedes-Benz

Die Motoren:
Die wohl gravierendste Änderung wird es bei den Motoren geben. Nach acht Jahren hat der 2,4-Liter V8-Saugmotor ausgedient und wird durch einen 1,6-Liter V6-Turbomotor ersetzt. Neben dem Hubraum und der Zylinderanzahl sind noch zahlreiche weitere Parameter festgelegt, beispielsweise darf es nur einen einzigen Turbolader geben. Außerdem wird es für die gesamte Saison pro Fahrer nicht mehr acht Aggregate geben, sondern nur mehr fünf. Muss ein zusätzliches Power-Unit verwendet werden, muss der betroffene Pilot aus der Box starten. Muss nur eine einzelne Einheit wie Turbolader oder MGU ersetzt werden, erhält der Pilot eine Strafversetzung um zehn Positionen.

Die Energierückgewinnung:
Weil die neuen Verbrennungsmotoren wohl deutlich weniger Leistung haben werden, soll zumindest ein Teil davon durch Energierückgewinnung kompensiert werden. Statt gut 80 Pferdestärken können von nun an rund 160 Extra-PS mobilisiert werden. Außerdem sind es nicht mehr magere 6,7 Sekunden pro Runde, welche die Zusatzleistung zur Verfügung steht, sondern ganze 30 Sekunden pro Runde. Dazu darf nicht nur Bremsenergie (kinetische) eingespeist werden, sondern auch Wärmeenergie (Heat) vom Turbolader. Somit wird aus KERS ERS-H und ERS-K.

Benzin:
Das neue Motorenreglement hat ein großes Ziel: Die Formel 1 wieder näher an die Serienproduktion heranzurücken. Dabei zählt heute vor allem der Kraftstoffverbrauch. War die Benzinmenge bisher unbeschränkt, muss zukünftig die komplette Renndistanz mit lediglich 100 Kilogramm Treibstoff bewältigt werden. Das sind rund 30 Prozent weniger als bisher. Gleichzeitig darf der Maximale Benzinfluss 100 Kilogramm pro Stunde nicht überschreiten. Überprüft wird das vom FIA-Flow-Meter.

Getriebe:
Um weiter Kosten zu sparen, wird es nur mehr eine Getriebeübersetzung für die gesamte Saison geben. Dafür gibt es aber einen zusätzlichen Gang, so dass nun mit acht Vorwärtsgängen und einem Rückwärtsgang gefahren wird.

Auspuff
Coanda, Semi-Coanda - alles Begriffe, die der Vergangenheit angehören. Mit den neuen Motoren wird es nicht mehr zwei Auspuffendrohre geben, sondern nur mehr eines - das ist von der FIA vorgeschrieben. Ebenfalls vorgeschrieben ist die Position des Endrohrs. Es muss mittig und am Ende des Fahrzeugs münden, so dass die Aerodynamiker keinen Nutzen mehr aus den Abgasen ziehen können.

2014: Adieu Stufennase, Foto: Lotus
2014: Adieu Stufennase, Foto: Lotus

Chassis und Bodywork:
Wieder einmal wurde am Chassis Hand angelegt. Um den unästhetischen Knick endgültig zu verbannen, wird die maximale Chassishöhe herabgesetzt. Allerdings lassen erste Zeichnungen Böses erahnen: Schöner wird es auch 2014 nicht, denn statt hässlicher Stufe könnte es nun zu Schnabel-Nasen kommen. Außerdem wird der Frontflügel 150 Millimeter schmaler und stellt die Aerodynamiker vor eine schwere Aufgabe: Wird die Luft innen oder außen an den Reifen vorbeigeführt? Zudem müssen sie auf den sogenannten Beam-Wing verzichten. Der Zusatzflügel unter dem eigentlichen Heckflügel wird per Reglement verbannt.

Sonstige technische Änderungen:
Die neuen Power-Units haben auch abseits der Leistung und des Verbrauchs Auswirkungen: Das Gewicht der Antriebseinheit ist deutlich angewachsen. Aus diesem Grund wird auch das Mindestgewicht von 642 Kilogramm auf 690 Kilogramm angehoben. Fast selbstverständlich werden die Sicherheitsstandards erhöht. Um die Kosten in Grenzen zu halten gibt es hier erstmals Einheitsbauteile.

Änderungen: Sportliches Reglement

Wie in Flensburg: Das neue Strafpunktesystem, Foto: Sutton
Wie in Flensburg: Das neue Strafpunktesystem, Foto: Sutton

Das Strafpunktesystem:
Um für mehr Gerechtigkeit bei den Strafen zu sorgen, wird ein Punktesystem eingeführt. Je nach Schwere des Vergehens erhält ein Fahrer einen, zwei, drei oder fünf Punkte zusätzlich zur normalen Strafe. Die gesammelten Punkte verbleiben ein Jahr lang auf der Superlizenz des Piloten. Haben sich zwölf Punkte angesammelt, heißt es für den entsprechenden Fahrer pausieren: er wird für ein Rennen gesperrt, die Punkte verfallen anschließend wieder.

Doppelte Punkte:
Die am meisten diskutierte und umstrittenste Regeländerung wurde erst nach der abgelaufenen Saison beschlossen. Beim Saisonfinale in Abu Dhabi sollen doppelte Punkte vergeben werden. Heißt: Der Sieger erhält 50 Punkte (2 x 25), der Zweitplatzierte 36 (2 x 18) und so weiter. Somit soll die Weltmeisterschaft länger offen gehalten werden. Wegen den zahlreichen negativen Reaktionen könnte diese Regel aber noch überdacht werden.

Reifen:
Abgesehen von der Tatsache, dass Alleinausrüster Pirelli deutlich konservativere Pneus liefern will, gibt es im ersten Freien Training zu jedem Grand Prix eine Neuerung. Um auch in den ersten Minuten der Trainingssitzung bei schlechten Streckenbedingungen mehr Fahrbetrieb zu garantieren, erhält jeder Pilot einen zusätzlichen Satz Reifen, der nur in den ersten 30 Minuten des ersten Freien Trainings eingesetzt werden darf und später zurückgegeben werden muss.

Feste Startnummern:
Auch an der Kosmetik legten die Regelhüter Hand an. So wird sich ab der kommenden Saison jeder Fahrer seine Startnummer selbst aussuchen dürfen. Der Weltmeister hat das Recht auf die 1, alle anderen Zahlen von 2 bis 99 stehen zur Auswahl. Jeder Pilot darf drei Wunschnummern eintragen lassen, die nach den Platzierungen aus der abgelaufenen Saison vergeben werden.

2014 gibt es mehr Testfahrten, Foto: Sutton
2014 gibt es mehr Testfahrten, Foto: Sutton

Rückkehr der Testfahrten:
Luca di Montezemolo wurde erhört: Es gibt sie wieder, die Testfahrten während der Saison. Allerdings in sehr beschränktem Umfang. Anstelle acht eintägiger Promotion-Events und der dreitätigen Young Driver Tests dürfen während der Saison vier jeweils zwei Tage dauernden Testfahrten abgehalten werden. Diese finden auf europäischen Rennstrecken am Dienstag und Mittwoch nach einem Event statt, um de Kosten im erträglichen Rahmen zu halten.