Ob Jean Todt bewusst war, welche Reaktionen die neue Doppelpunkte-Regelung hervorrufen würden? Fahrer, Experten und Fans äußerten sich in den vergangenen Wochen äußerst kritisch zur Regelreform, beim Saisonfinale 2014 die doppelte Punktezahl zu vergeben. Der alte und neue FIA-Präsident reagierte mit Unverständnis. "Es wird so viel darüber geredet, aber so dramatisch ist die Änderung gar nicht", wird Todt von der spanischen AS zitiert. "Ich finde, dass die Punkteänderung für ein Rennen keine Revolution ist. Es ist eine kleine Veränderung - mehr nicht."

Viel einschneidender aus Sicht des FIA-Bosses, der der neuen Punkteregel seinen Segen gab, sei das neue Motorenreglement. "Für mich ist die Einführung des neuen 1,6 Liter-Motors mit seiner 40-prozentigen Benzinreduzierung viel wichtiger", so Todt. "Unsere Priorität lautet schließlich, Kosten einzusparen."

Bernie Ecclestone ließ kürzlich anklingen, dass die Punkteregel beim nächsten Treffen der Formel-1-Entscheider wieder gekippt werden könnte - und stattdessen doppelte Zähler bei den letzten drei Rennen des Jahres vergeben werden. "Ich denke, es sollten die letzten drei Rennen sein oder gar nichts", so Ecclestone. "Meine Präferenz wäre, die letzten drei Rennen doppelt zu bewerten. Das würde bedeuten, die Meisterschaft würde für jeden bis zum Ende spannend bleiben - Fans, Presse und Fernsehen."

Motorsport-Magazin.com hörte sich bei F1-Experten um und stieß dabei vornehmlich auf eine ablehnende Haltung bezüglich der neuen Regelung. "Ich halte nichts von dieser Idee und hoffe im Sinne des Sports und seiner Interessierten, dass sie revidiert wird", sagte der frühere Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Wenn beim Fußball vorgeschlagen würde, beim letzten Spiel der Saison für ein Tor zwei zu geben hielte man das für einen mäßig gelungenen Aprilscherz."

Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner sagte: "Meiner Ansicht nach ist diese Regeländerung hirnverbrannt." Danner sieht dringlichere Probleme in der Königsklasse als doppelte Punkte beim Finale: "Die FIA hat übertrieben, indem sie versucht, Abu Dhabi zum Superbowl der Formel 1 hoch zu stilisieren. Es ist 1 von 19 Rennen und als letztes Rennen kann es titelentscheidend sein. Ich halte es für ungut, da eine künstliche Veränderung bewirken zu wollen."