Mitten in die Zeit des Friedens und der Besinnlichkeit schickt Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo massive Giftpfeile in Richtung der Formel-1-Obrigkeiten. So kritisierte er während eines Medien-Events in Fiorano die extreme Abhängigkeit der Königklasse des Motorsports von Simulator-Tests und die hohen Kosten für Windkanäle. Auch die seiner Meinung nach gähnende Leere zwischen den Rennwochenenden stieß dem ‚Herr der Roten Göttinnen´ übel auf.

"Das ganze Thema ist ein kompletter Witz", polterte di Montezemolo gegen das strenge Testverbot in der Formel-1, das Simulator-Tests für die Teams unabdingbar macht. "Anstatt normale Testfahrten auf unseren wunderbaren Rennstrecken wie hier in Fiorano oder in Mugello durchzuführen, sind wir gezwungen, Unsummen in diese künstlichen Maschinen zu stecken. Wenn jemand kein Geld für Tests hat, soll er halt lieber in der GP2 fahren oder bei den Go-Karts, oder am Besten gleich Basketball spielen."

Di Montezemolo sieht zudem weitere Vorteile häufiger Testfahrten: "Vor dem finanziellen Aspekt steht vor allem die Chance, Nachwuchsfahrern eine Trainingschance zu geben. Zudem würden Tests das Interesse der Öffentlichkeit an der Formel 1 sicher steigern und zudem eine dichtere Ereigniskette schaffen, die auch für die Sponsoren lukrativer wäre. So wie es im Moment ist, ist zwischen den einzelnen Rennen nichts - einfach gar nichts." Wie er weiter ausführte, seien die Tests effektiv sogar noch billiger, als den Simulator Rennen für Rennen neu zu konfigurieren und technisch weiterzuentwickeln.

Trotz aller Kritik stimmt der Ferrari-Supremo zu, dass eine Kostenreduktion unabdingbar ist, allerdings nicht auf Kosten der Qualität. "Es ist im Grunde genommen wie im Fußball: wenn du in der Champions League spielen und Erfolg haben willst, musst du dir die besten Spieler kaufen und viel trainieren - wenn es sein muss fünf Mal am Tag. Das ist Wettbewerb." Auch die Arbeit in den teuren Windkanälen ist du Montezemolo ein Dorn im Auge. "Für mich ist es unverständlich, warum wir teure Windkanäle benötigen um Testeffekte zu ersetzen, ich die gewonnen Erkenntnisse jedoch auf kein einziges meiner Straßenautos übertragen kann. Das ist für jeden Automobilhersteller Nonsens und zudem höchst unwirtschaftlich."

Auch die unleidige Reifendebatte hätte nach Meinung des Ferrari-Präsidenten der Formel 1, den Fans und vor allem auch Pirelli erspart werden können: "Ich will hier nicht wie ein konservativer alter Idealist klingen, der sich gegen sämtliche Innovationen stemmt, aber neben allen von mir bereits genannten Vorteilen könnten auch Dinge wie der Reifenskandal durch das Erlauben von Testfahrten verhindert werden. Zwar haben wir im nächsten Jahr wieder mehrere Möglichkeiten während der Saison, jedoch müssen wir abwarten, ob dies dennoch genug ist."