Aus dem Fußball seit Jahren bekannt: die Top-11 des Jahres. Was die Kollegen aus der Welt des Runden können, kann Motorsport-Magazin.com auch. Aus diesem Grund präsentiert die Redaktion sein Dream-Team der Saison 2013 aus der Königsklasse - inklusive der einen oder anderen Überraschung und nicht immer ganz ernst gemeint.

Die Fahrer

Sebastian Vettel #1: Die meisten Siege in Folge, die meisten innerhalb einer Saison und obendrauf noch ein Punkte-Rekord: Die Rahmenbedingungen von Sebastian Vettels viertem Titelgewinn könnten nicht beeindruckender sein. Ganz klar: Super-Seb ist die Nummer 1 des Dream-Teams der Saison 2013. Zwar sorgte der Heppenheimer für sportliche Langeweile, dafür ließ er es abseits des Renngeschehens gern einmal krachen: Multi 21, Eier-in-den-Pool-Affäre, Donut-Orgien zum Saisonende und viele kultige Sprüche - Entertainer Vettel war das Komplettpaket in einer Person.

Echte Freunde..., Foto: Sutton
Echte Freunde..., Foto: Sutton

Kimi Räikkönen #2: Mit WM-Platz fünf verabschiedete sich Kimi Räikkönen aus der Saison. Trotzdem muss der Eismann ins Allstar-Team des Jahres, schließlich wissen wir, was wir tun. Räikkönen gehörte lange Zeit zu den WM-Favoriten, bis ihn der Reifenwechsel zur Saisonmitte zurückwarf. Als dann sportlich nichts mehr lief, unterhielt uns der Finne mit seiner Ferrari-Geschichte über Wochen und Monate hinweg. Selbst als er schon gar nicht mehr im Lotus-Cockpit saß, sorgte Kimi für Schlagzeilen - nur auf ein Twitter-Bild aus dem Krankenbett nach der diskutablen Rücken-OP in Österreich verzichtete er. Ein Räikkönen schreibt keine Tweets. Vettel hat da auch keine Lust drauf, beide lassen es lieber auf der Strecke krachen - passt also gut zusammen. Motorsport-Magazin.com distanziert sich deutlich von der Teamorder, aber - sorry, Kimi - neben Vettel ist jeder andere eben nur die Nummer 2.

Rodolfo Gonzalez #3: Das hätte sich Rodolfo Gonzalez wohl nie träumen lassen: Der Venezolaner taucht tatsächlich im Dream-Team der Saison 2013 auf. Und das nicht einmal, weil Sponsor PDVSA den Platz bezahlt hat - gut, ein wenig schon. Gonzalez hatte in diesem Jahr mehr Einsätze als sämtliche F1-Ersatzpiloten zusammen, wenn auch nicht unbedingt allein wegen seines sportlichen Talents. Insgesamt neun Mal durfte der Venezolaner ins Marussia-Cockpit steigen und im Alter von 27 Jahren F1-Luft schnuppern. Spuren seiner Bilanz: Unfall in Südkorea, Speeding-Strafe am Nürburgring, Getriebeschaden in Bahrain. Damit sorgte Gonzalez für mehr 'Highlights' als der eine oder andere Stammfahrer. Das verdient den Posten des dritten Mannes hinter Vettel und Räikkönen.

Der Kniefall von Delhi, Foto: Red Bull
Der Kniefall von Delhi, Foto: Red Bull

Das Auto

Red Bull Racing RB9: Wenn das blaue Auto mit der gelben Nasenspitze im Rückspiegel immer formatfüllender wurde, war klar: Platz machen. Das galt für das gesamte Feld der Saison 2013, vom Überrundeten bis hin zum vermeintlichen Konkurrenten. Der RB9-Bolide aus Milton Keynes war das Sieg-Monster und der Dominator schlechthin. Die Bilanz des Über-Autos nach 19 Rennen: 2 WM-Titel, 13 Siege, 24 Podiums, 11 Pole Positions, 12 schnellste Runden. Stark war Adrian Neweys Baby schon zu Saisonbeginn, doch nach dem Reifenwechsel zur Saisonmitte hatte Red Bull seinen größten Gegner ebenfalls im Griff - unkontrollierbaren Reifenverbrauch. So eilte Vettel seit Spa von Sieg und Sieg. Nur ein Gefährt war dieses Jahr bei ein paar Gelegenheiten noch schneller: der berüchtigte Buh-Bus, der Vettel-Gegner von Rennen zu Rennen karrte und dafür sorgte, dass die Insassen schon vor dem Heppenheimer am Podium standen. Allerdings ging dem Bus Richtung Saisonende der Sprit aus und er ließ sich nicht mehr an der Strecke blicken...

Die Teamfabrik

Brackley: Milton Keynes? Maranello? Nein, das Dream-Team der Saison 2013 residiert in Brackley. Und natürlich der Motorenfabrik in Brixworth. Die Mercedes-Fabrik in England sieht nicht nur schick aus, sondern bietet auch noch ganz viel Platz. Zumindest, wenn nicht gerade sämtliche Technikchefs im Hause sind, dann wird es etwas enger. Trotz Red Bulls Dominanz war Mercedes das Team des Jahres 2013. Wer hätte schon gedacht, dass es nach der großen Personalrochade so erfolgreich laufen würde? Hamilton für Schumacher, Wolff und Lauda statt Haug, später kam mit Lowe noch ein Alpha-Tier - in Brackley blieb kein Stein auf dem anderen. Am Ende gab der Erfolg Recht: Keinem anderen Team gelang im Vergleich zu den Vorjahren ein derart großer Sprung wie Mercedes. Jetzt verstehen wir auch, warum sich Nico Rosberg und Hamilton ständig bei den Jungs in Brackley und Brixworth bedankten...

In Brixworth bastelt Mercedes seine Motoren, Foto: Mercedes-Benz
In Brixworth bastelt Mercedes seine Motoren, Foto: Mercedes-Benz

Der Teamchef

Christian Horner: Ja, ist ein bisschen langweilig, aber an Christian Horner führt kein Weg vorbei. Red Bulls Teamchef hatte den Laden über die Saison hinweg im Griff - mit tatkräftiger Unterstützung von Besitzer Didi Mateschitz und Motorsportberater Helmut Marko. Das Trio schaffte es, alle wichtigen Stützen der Mannschaft langfristig zu binden und jede Kontroverse größtenteils im Keim zu ersticken - nicht das einfachste Unterfangen bei zwei starken Charakteren wie Vettel und Webber. Nicht wenige sehen Adrian Newey als wichtigsten Mann bei Red Bull, doch der Brite ist Künstler und kein Personalmanager. Diese Rolle nimmt Horner ein und er macht seinen Job nun einmal perfekt.

Der Chefdesigner

Eric Gandelin: Das Allstar-Auto des Jahres 2013 stammt zwar aus der Feder von Adrian Newey, doch noch beeindruckender war die Leistung von Eric Gandelin und seiner Design-Truppe. Sie wissen nicht, wer das ist? Dieser Gandelin war mitverantwortlich dafür, dass Sauber ab der zweiten Saisonhälfte ein Quantensprung gelang. Zum Vergleich: In den ersten elf Rennen des Jahres holten Nico Hülkenberg und Esteban Gutierrez sieben WM-Punkte, bei den anschließenden neun Grands Prix sammelte das Sauber-Duo 50 Zähler. Gandelin übernahm den Job erst zur Saisonmitte, nachdem sich Matt Morris in Richtung McLaren verabschiedet hatte. Natürlich spielte der Reifenwechsel zur Jahresmitte dem Sauber-Boliden perfekt in die Karten, doch ohne Gandelins Zutun hätte das allein nicht gereicht.

Der Rocky und der Seb, Foto: Sutton
Der Rocky und der Seb, Foto: Sutton

Der Renningenieur

Guillaume Rocquelin: Adrian! Rocky! An Red Bulls Kommandostand bekommt man gelegentlich das Gefühl, man befinde sich mitten in Sylvester Stallones Box-Epos. Vor allem Sebastian Vettels Renn-Ingenieur Guillaume Rocqelin musste sich die eine oder andere Funkschlacht mit seinem Schützling liefern. Los ging es mit der ewigen Debatte um die schnellste Rennrunde. Red Bull gefiel es überhaupt nicht, dass Vettel seinen Triumphfahrten noch einen draufsetzen musste. Rocquelin kam die ungemütliche Rolle zu, den Champion davon in Kenntnis zu setzen. Das häufigste Resultat am Rennende: fastest lap, Sebastian Vettel... Auch an anderen Schauplätzen musste Rocky fighten, etwa bei der Donut-Geschichte in Indien. "Komm bitte sofort in die Boxengasse", wies er Vettel via Funk an. Resultat: 20.000 Euro Geldstrafe, weil Vettel lieber Burnouts fabrizierte statt sich ins Parc fermé zu begeben. Als Renningenieur eines Weltmeisters hat man es nicht immer leicht. Das verdient einen Platz im Dream-Team der Saison.

Geheimnisvoller Ferrari-Bär, Foto: Sutton
Geheimnisvoller Ferrari-Bär, Foto: Sutton

Das Team-Maskottchen

Greenbear: Sorry, Hamilton-Hund und Alonso-Schwein - unser Maskottchen für das Allstar-Team 2013 ist der Greenbear. Erinnern Sie sich noch an den Großen Preis von Japan und die Frage, was dieser grüne Riesen-Plüschbär da den ganzen Tag in der Ferrari-Box trieb? Die Welt rätselte, der Bär wandelte umher und alle Beteiligten hielten brav die Klappe. Erst in der Woche nach dem Rennen löste sich das Rätsel um den grünen Kerl. Einer der Software-Sponsoren von Ferrari hatte Greenbear vorbeigeschickt, um sein Unwesen bei der Scuderia zu treiben. Sogar am Team-Meeting nahm der Bär teil! Da selbst Hund Roscoe trotz Paddock-Pass nicht so viel Einfluss besitzt, muss der grüne Bär das Maskottchen des Dream-Teams sein.