22 Jahre lang gehörte er zu den Fahrerlagern dieser Welt wie kaum ein anderer: Norbert Haug. Über Jahrzehnte hinweg leitete er die sportlichen Geschicke von Mercedes. Bis zum Jahresende 2012, als er aus dem Dienst ausschied und erst einmal eine Pause einlegte. Es wurde ruhig um Haug. In den vergangenen Wochen tauchte sein Name wieder häufiger in den Medien auf. Der Grund: Haug wurde gleich mehrmals für seine Verdienste im Motorsport geehrt. Am vergangenen Wochenende erhielt der frühere Mercedes-Motorsportchef im Rahmen der ADAC SportGala in der Münchner ADAC Zentrale den Ehren-Christophorus aus Nymphenburger Porzellan.

Eine gute Plattform für den Racer Haug, auf den Rennsport in Deutschland aufmerksam zu machen - gerade im Hinblick auf König Fußball, der sich mit der anstehenden Weltmeisterschaft im kommenden Jahr anschickt, die alleinige Hauptrolle im Sportinteresse zu spielen. "Beim ganzen Fußball-Fieber, das wir ja alle unterstützen, müssen wir auch einmal das Auto-Fieber unterstreichen und sehen, was da geleistet worden ist", so Haug. "Ich erinnere mich noch gut daran, wie der ADAC vor über zwei Jahrzehnten begann, junge Nachwuchs-Rennfahrer zu fördern. Zwei von ihnen, Michael Schumacher und Sebastian Vettel, haben danach in den letzten 14 Jahren elf Formel-1-Weltmeistertitel gewonnen. Es gibt kein Land, das Ähnliches zustande bringt."

Einige der früheren ADAC-Nachwuchspiloten schafften auch den Weg in die DTM, zuletzt stieg Pascal Wehrlein als jüngster Fahrer aller Zeiten in die Tourenwagenserie auf. Die DTM war immer Haugs besonderer Liebling, hier konnte er seine Racer-Leidenschaft voll ausleben. Unvergessen bleiben die Szenen, in denen Haug - damals noch mit Schnauzbart und schwarzer Lederjacke - am Kommandostand mitfieberte und jubelte. Ein jahrelanger Wegbegleiter sowohl in der DTM als auch in der Formel 1: Mario Theissen.

Der ehemalige BMW-Motorsportchef und jetzige Referent für den Oldtimer-Bereich des ADAC saß bei der ADAC SportGala ebenfalls unter den Gästen. Haug erblickte seinen ehemaligen Kollegen und erinnerte sich an die vergangenen Zeiten zurück: "Wenn ich zurücküberlege, was wir in all den Jahren an Wettbewerben ausgetragen und uns trotzdem immer in die Augen geschaut haben, dann ist das etwas ganz Tolles." In diesem Sinne schickte Haug eine Botschaft an die aktuellen Entscheider in der DTM. "Ich wünsche mir, dass es so weitergeht mit den Herstellern", sagte Haug. "Wenn die Basis nicht da ist, dass man neben der Strecke einen Weg findet, dann findet man auch auf der Rennstrecke nicht die Ideallinie. Ich habe manchmal den Eindruck, dass das hier und da vergessen wird."