Für Ferrari kann und darf es nur ein Ziel geben: Beide Weltmeisterschaften. Doch der letzte Fahrererfolg geht auf das Jahr 2007 zurück, der Konstrukteurspokal ging 2008 zum bisher letzten Mal nach Maranello. Doch 2013 sollte sich das wieder ändern: Nachdem der WM-Titel 2012 erst im letzten Rennen und denkbar knapp verloren wurde, wurden in Maranello alle Hebel in Bewegung gesetzt, um der Mythosmarke wieder Grund zu feiern zu geben. Der Ausgang ist bekannt: Gegen die übermächtigen Red Bulls hatte Ferrari nicht den Hauch einer Chance.

James Allison soll Ferrari aus der Krise helfen, Foto: Sutton
James Allison soll Ferrari aus der Krise helfen, Foto: Sutton

Das Team: Ferrari stand vor einer großen Aufgabe: Wie kann man das inzwischen übermächtige Red-Bull-Team wieder hinter sich lassen? Dazu wurde die Technik-Abteilung leicht umstrukturiert. Die einzelnen Aufgabenbereiche wurden kleiner, um mehr Raum für Kreativität zu schaffen. Mit Rory Byrne wurde zudem ein Erfolgsgarant zurück ins Team geholt, der allerdings nicht das diesjährige Fahrzeug schneller machen sollte, sondern sich schon um den 2014er Boliden kümmert.

Als Ferrari während der Saison merkte, dass es wieder nicht für ganz vorne reichen wird, holte sich die Mythosmarke einen der begehrtesten Ingenieure der Königsklasse ins Team. James Allison wechselte von Lotus zu Ferrari und wurde von seinem ehemaligen Arbeitgeber Lotus vorzeitig freigestellt. Nach anhaltender Flaute auf der Rennstrecke platzte Präsident Luca di Montezemolo der Kragen, als Fernando Alonso das Team öffentlich kritisierte. Die große Familie, wie sich Ferrari gerne selbst bezeichnet, scheint zerrüttet. Mit der Verpflichtung von Kimi Räikkönen setzte Montezemolo Alonso dann endgültig die Pistole auf die Brust.

Das Auto: Beim Namen überraschte die Scuderia in diesem Jahr: Als Hommage an die letzte Saison mit Achtzylinder-Motor, erhielt die neue rote Göttin den Namen F138. Wie schon beim F2012 setzten die Ferrari-Ingenieure auch beim F138 wieder auf Pullrods an der Vorderradaufhängung. Die Abstimmungsschwierigkeiten schienen gegen Ender der vergangenen Saison ausgeräumt, das Risiko somit geringer. In der kommenden Saison kehrt Ferrari allerdings wieder zur Lösung mit Pushrods zurück. Zu Saisonbeginn befand sich noch ein rätselhafter Schlitz unter der Nase, der allerdings im Laufe der Saison verschwand.

Erneut vertraute Ferrari auf Pullrods , Foto: Ferrari
Erneut vertraute Ferrari auf Pullrods , Foto: Ferrari

Beim Auspuff vertraute die Scuderia wieder auf die Semi-Coanda-Variante, die bis zum Saisonende mehrfach überarbeitet wurde. Die größte Schwäche des F138 war aber einmal mehr die Qualifying-Performance. In der ersten Saisonhälfte rettete der gute Umgang mit den sensiblen Pirelli-Reifen Fernando Alonso und Felipe Massa. Kurz: Qualifying pfui - Rennen hui. Doch mit der zweiten Saisonhälfte kamen auch veränderte Reifen und Ferrari verlor seine größte Stärke. Weder im Qualifying, noch im Rennen war der F138 nun konkurrenzfähig. Außerdem kristallisierte sich einmal mehr der in die Jahre gekommene Windkanal als Hauptproblem heraus. Kurzfristig konnte Ferrari nicht darauf reagieren, doch ein Neubau ist schon über die Planungsphase hinaus.

Die Fahrer: Vor der Saison waren sich die Experten einig: Fernando Alonso ist der kompletteste aller Fahrer. Nach der Saison sieht das wohl ein wenig anders aus. Nicht, dass Fernando Alonso schlechte Leistungen erbrachte, doch Sebastian Vettel scheint ihm den Rang abgelaufen zu haben. Alonso zeigte oftmals, wieso er von vielen so hoch eingeschätzt wird. Doch im Qualifying offenbarte er teilweise Schwächen, als er hinter Felipe Massa landete. Mit seiner offenen Kritik am Team sorgte er zudem für Unruhe. Dass er am Ende dennoch auf Platz zwei landete, unterstreicht seine Qualitäten.

Di Montezemolo lauscht den Ausführungen von Domenicali, Foto: Sutton
Di Montezemolo lauscht den Ausführungen von Domenicali, Foto: Sutton

Für Unruhe sorgte Felipe Massa zwar nicht abseits der Strecke, dafür ließen seine Leistungen auf dem Asphalt zu wünschen übrig. Im direkten Vergleich mit Alonso sah der Brasilianer einmal mehr blass aus, Alonso sorgte mit 242 zu 112 Punkten für klare Verhältnisse. Für Massa war 2013 somit die letzte Saison bei der Scuderia. Im Kampf um den WM-Titel 2014 baut Ferrari im kommenden Jahr auf Kimi Räikkönen.

Fazit: Irgendwie erinnerte mich Ferrari 2013 an den FC Schalke: weit hinter den eigenen Erwartungen zurück und ständig Unruhe im Team. Fernando Alonso wurde zwar erneut Vizeweltmeister, doch es ist kein Geheimnis, dass ein zweiter Platz nicht den Erwartungen entspricht. Rang drei bei den Konstrukteuren streute zudem noch Salz in die großflächige Wunde. Zugute halten muss man Ferrari zwei Dinge: dass nun auf allen Ebenen - auch bei den Fahrern - gehandelt wurde, und dass die veränderten Reifen die Scuderia weit zurückwarfen. Dennoch: Andere Teams haben es auch geschafft, sich darauf einzustellen.