Anthony Hamilton gerät nach Falschaussagen und dem Bekanntwerden kurioser Ereignisse vor dem High Court in London zunehmend unter Druck. So sollen laut englischen Medienberichten wichtige Beweisstücke bei einem Umzug zu Jahresbeginn auf mysteriöse Art und Weise verschwunden sein. Zudem soll Hamilton entscheidende E-Mails gefälscht haben. Ursprünglich hatte der Brite den Fall vor Gericht gebracht, um gegen - seiner Meinung nach - eine ungerechtfertigte Kündigung als Manager von Paul di Resta im Jahr 2012 vorzugehen sowie Schadensersatz für entgangene Zahlungen und seine beschädigte Reputation in F1-Kreisen einzuklagen.

"Anthony Hamilton ist inkompetent und hat bei der Akquise persönlicher Sponsoren auf ganzer Linie versagt. Zudem hat er mich belogen", klagte di Resta seinen Ex-Manager an. Wie er jedoch erst vor Gericht eröffnete, war der Hauptgrund für die Kündigung ein Täuschungsversuch Hamiltons gegenüber seiner Person hinsichtlich eines Deals mit der Getränkefirma Go Fast über fünf Millionen Euro, bei dem dieser sich angeblich persönlich bereichern wollte.

Im Auftrag der Firma Belir Associates, die zwar auf Hamiltons Vater Davidson gemeldet ist, jedoch Gerüchten zufolge komplett unter der Aufsicht und Führung von Anthony steht, wollte Hamilton bei Force India die Rechte für persönliche Sponsorendeals mit di Resta für eine Millionen Euro ab- und für die doppelte Summe an Go Fast verkaufen, damit diese rechtlich dazu in der Lage wären, den Deal mit Di Resta abzuschließen. Auf persönliche Nachfrage beim Team erfuhr di Resta jedoch, dass die Rechte lediglich eine Million wert seien, und machte die Tatsache der überhöhten Forderung Belirs an Go Fast für das letztliche Scheitern des Deals verantwortlich.

Deal mit Go Fast sicher ein Betrug

Hamilton wollte sich zu den Anschuldigungen nicht äußern. Sein Handeln erklärte er damit, dass er niemals davon ausgegangen war, dass es sich um ein reelles Angebot von Go Fast handelte. "Nur in der Fiktion bekommt ein Fahrer, der in der Formel 1 noch keinen großen Namen hat und noch nie von sich reden machte, einen Deal in dieser Größenordnung angeboten. Ich war mir sicher, dass es sich nur um einen Betrug handeln kann", betonte Hamilton.

Aufgrund des großen Drucks persönliche Sponsoren für den Schotten zu verpflichten, sei er dem Deal nachgegangen. "Ich musste im Interesse meines Klienten handeln und zumindest sehen, was an dem Angebot dran war. Ich sah mich in der Folge gezwungen, die Vertreter von Go Fast zu belügen, um den gesamten Prozess aufrecht zu erhalten." Hamiltons Glaubwürdigkeit hatte allerdings zuvor massiven Schaden genommen, als er behauptete, sein Sohn habe ihn für seine Dienste als Manager nie bezahlt. Kurz darauf erinnerte er sich doch an Zahlungen in der Höhe von drei Millionen Pfund. Diese seien jedoch direkt an sein Unternehmen gezahlt worden sowie erst nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses, weswegen er sie nie als persönliche Bezahlung angesehen hatte.

Brisantes Beweismaterial verschwunden

Auf Bitten, Beweise für seine Aussagen vorzulegen und zudem klarzustellen, dass niemals Geld von Go Fast auf eines seiner Konten geflossen sei, gab Hamilton an, bei seinem Umzug zu Beginn des Jahres mehrere Videos, Mobiltelefone und einen Computer verloren zu haben. Auf Nachfrage des Anwalts, wieso Hamilton den Verlust eines derart wertvollen Inhaltes nicht bei der Polizei gemeldet habe, entgegnete dieser, er habe nicht gewusst, ob es sich um einen unglücklichen Verlust oder einen Diebstahl gehandelte habe. Dementsprechend sei er nicht bereit gewesen, durch falsche Anschuldigungen möglicherweise Personen wie die Umzugshelfer in die Bredouille zu bringen. Wenig später ruderte er jedoch zurück, und manövrierte sich wohl aus Angst und Unsicherheit weiter in die Defensive: "Ich stand unter großem Stress und möchte meine Aussage jedoch noch einmal ändern - es war wohl doch ziemlich sicher ein Diebstahl."

Auf die Frage von di Restas Anwalt, wie er dann jetzt erklären wolle, warum er keine Anzeige bei der Polizei erstattet habe, wusste Hamilton allerdings keine Antwort. Brisant: Hamilton ist neben dem Vereinigten Königreich ebenfalls als Bürger im Ursprungsort seiner Familie auf der Insel Grenada gemeldet, wohin im Zusammenhang mit dem Deal und auch den Managertätigkeiten für Sohn Lewis möglicherweise Gelder auf ein Auslandskonto geflossen sein könnten. Da Hamilton zudem eine Hypothek auf sein Haus laufen hat, ein versprochenes Geldgeschenk durch Lewis in Höhe von mehreren Millionen nach Zwistigkeiten ausblieb, scheint zumindest für di Restas Verteidiger der Verdacht der versuchten unrechtmäßigen Bereicherung zusätzlichen Nährboden zu erhalten.

IT-Wissen zum Fälschen von Emails verwendet?

Paul Downes, Verteidiger von Paul di Resta, setzte Hamilton weiter unter massiven Druck und zweifelte neben der Geschichte der gestohlenen Beweise zudem an, dass der jahrelang in der IT-Brache beheimatete Brite nicht in der Lage gewesen sein will, Zeit und Datum alter E-Mails zu verändern, um sie als Beweise innerhalb des relevanten Zeitraums zu legen. Hamilton entgegnete hierzu, dass Installateure eines mobil aktivierbaren Sicherheitssystems in seinem neuen Haus zu Testzwecken mehrere Male Zeit und Datum an seinem mobilen Endgerät ändern mussten, und sämtliche Abweichungen aus dieser Tatsache resultierten. Weiter ließ er verlauten, dass es "bei einem Gerät, das in einem Netzwerk integriert ist und an einem zentralen Server hängt nicht möglich ist, Daten und Zeiten von Dateien allgemein zu ändern", was Downes ebenfalls zu widerlegen versuchte.

Hamilton gesteht Lügen

Hamiltons zugegebene Unehrlichkeit wirft mitunter einen immer größeren Schatten auf die Aufrichtigkeit seiner Aussagen. Auf die Frage, ob er in seiner Tätigkeit als Manager jemals lügen würde, gestand Hamilton, dass er oft die Wahrheit verdrehe, um seine Klienten in ein besseres Licht zu rücken. "Ich wäre ein unaufrichtiger Mann, wenn ich sagte, ich hätte nie gelogen. Ich passe die Wahrheit manchmal an, um meinen Klienten einen Vorteil zu verschaffen, aber in einem Umfeld wie der Formel 1, wo permanent Falschmeldungen und Lügen kursieren, ist das Gang und Gäbe." Die Gerichtsverhandlung soll noch mindestens bis Ende der Woche laufen. Ein Urteil wird aufgrund von weiterer Beweisaufnahme allerdings nicht vor Mitte Januar erwartet.