Eines steht fest: 2014 wird anders. In der Formel 1 stehen umfangreiche Regeländerungen auf dem Plan, wie es sie schon lange nicht mehr gab. Weniger die Aerodynamik, als vielmehr die Änderungen am Antriebsstrang werden die Königsklasse des Motorsports wohl nachhaltig verändern. Dabei stellt sich die Frage: Werden nur die Köpfe der Ingenieure rauchen, oder müssen sich auf die Piloten auf das neue Abenteuer speziell vorbereiten?

Gleich mehrere Faktoren könnten sich auf die Fahrweise auswirken. Der Aufbau der Antriebeinheit wird deutlich komplexer. Weniger Hubraum, weniger Zylinder, dafür aber Turbolader und erheblich mehr Energierückgewinnung. Fahren eines PKWs mit zwangsbeatmetem Motor dürfte eine Problematik bekannt sein: Kommt die Lader-Turbine auf Drehzahl, steigt die Leistung schlagartig an. Das Drehmoment in diesem Drehzahlbereich ist deutlich höher.

Doch nicht nur der Turbolader sorgt 2014 für eine deutliche Mehrbelastung auf der Kurbelwelle. Auch ERS wird zusätzliche Newtonmeter Drehmoment bringen. Ziel der Ingenieure ist es, Drehmomentspitzen, die charakteristisch für Verbrennungsmotoren - nicht nur aber vor allem mit Turboladern - sind, damit zu kompensieren. So kann die Turbolader-Turbine im niedrigen Drehzahlbereich elektrisch auf Umdrehungen gebracht werden, um somit für den nötigen Durchzug 'von unten raus' zu sorgen.

Dennoch ist das Fahrerlager noch gespalten, wenn es darum geht, wie mit den neuen Aggregaten gefahren werden muss. "Wir arbeiten sehr viel im Simulator. Das soll uns helfen, die Leistung kontrollieren zu können. Aber ich glaube dennoch nicht, dass jemand von uns so viel Drehmoment gewohnt ist. Ich bin jetzt 14 Jahre in der Formel 1, aber so viel Drehmoment hatte ich noch nie, das wird eine neue Erfahrung", meint zum Beispiel Jenson Button. Speziell in Highspeed-Kurven erwartet der McLaren-Pilot deshalb Probleme, das Ansprechverhalten der Antriebseinheit wird insbesondere dort entscheidend sein.

Webber-Nachfolger Daniel Ricciardo hingegen glaubt, dass es nicht so sehr auf die fahrerischen Qualitäten ankommt. "Ich glaube, wir kriegen das schon hin. Ich glaube beispielsweise auch nicht, dass wir KERS manuell betätigen werden. Das wird eher die Aufgabe der Ingenieure sein. Ich denke nicht, dass die Piloten viel ändern müssen, hoffentlich können wir einfach nur Gas geben", so der Australier gegenüber totalrace.

In der Tat wird 2014 der KERS-Knopf auf dem Lenkrad wegfallen. Stattdessen wird es wie bei einem Straßenfahrzeug mit Automatikgetriebe einen Kick-Down geben. Tritt der Fahrer das Gaspedal komplett durch, werden die elektrischen Zusatz-PS freigesetzt. Vom genauen Zusammenspiel zwischen K-ERS und H-ERS, bekommt der Fahrer im Cockpit wenig mit.

Lewis Hamilton ist sich noch nicht ganz sicher, was ihn erwartet. "Es ist das gleich wie in diesem Jahr. Wir haben KERS, wir haben also eine Motorbremse und wir haben DRS. Wir werden diese Dinge immer noch managen müssen. Es ist nur so, dass wir im nächsten Jahr das Bremsen, das KERS und das Benzin managen müssen - vielleicht ein bisschen mehr, vielleicht ein bisschen weniger, wer weiß?"

Benzin der neue Reifen?

Die Benzinmenge ist neben der Leistungsentfaltung der Motoren die zweite große Unbekannte. War die Benzinmenge 2013 noch unbegrenzt, dürfen im kommenden Jahr nur mehr 100 Kilogramm im Rennen mitgeführt werden - Nachtanken bleibt natürlich weiterhin verboten. Während Hamilton keine Sprit-Schlacht erwartet, fürchtet Weltmeister Sebastian Vettel genau das, wie er gegenüber f1.com anmerkte: "Was die Motoren betrifft, wird es eine unglaublich große Herausforderung für die Fahrer. Man muss sich vorstellen, dass wir nur 100 Kilo Benzin für das ganze Rennen haben."

"Das wird vermutlich eine komplett andere Technik verlangen, die es erlaubt, so schnell wie üblich zu fahren und gleichzeitig Benzin zu sparen. Man muss sich an diese neue Situation anpassen und den besten Weg finden, so schnell wie möglich bis zur karierten Flagge zu kommen", so der Red-Bull-Pilot. Der berühmtberüchtigte Kompromiss könnte also 2014 gefragt sein. Ähnlich wie die Piloten in der abgelaufenen Saison einen Kompromiss aus reifenschonender und schneller Fahrweise finden mussten, könnte 2014 eine ähnliche Aufgabe mit dem Parameter Benzin erforderlich sein.

Genau darnin wittert Fernando Alonso seine große Chance: "Mal sehen, welchen Fahrstil man benötigt. Ich hoffe, dass die Entscheidungen der Piloten wichtiger werden, die Ingenieure weniger Einfluss haben und man im Rennen seine eigenen Entscheidungen treffen muss." Auch Nico Rosberg ist dieser Meinung: "Die vielen Änderungen machen mich happy, weil ich denke, dass das ein Vorteil für mich sein kann - ich bin sehr interessiert an der Technik, mir macht diese ganze Seite Spaß. Vielleicht kann ich da nächstes Jahr ein bisschen mehr herauskitzeln als manch anderer."