"Das Jahr ist bis etwa Mitte der Saison sehr gut gelaufen", stellte Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost fest. Die Mannschaft aus Faenza fuhr in der ersten Saisonhälfte knapp 73 Prozent der gesamten Punkteausbeute ein. Als Bestwert stehen acht Punkte aus Kanada zu Buche. In der zweiten Saisonhälfte gelang es Konkurrent Sauber, nicht nur den Rückstand auf Toro Rosso wettzumachen, sondern mit 57 Punkten auch deutlich an ihnen vorbeizuziehen.

Das selbst gesteckte Ziel, Platz sechs in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft, hat Toro Rosso deutlich verpasst. Mit 33 Punkten belegte das Schwesterteam von Red Bull Rang acht, mit 44 Zählern Rückstand auf das sechstplatzierte Force India. Immerhin drohte von Williams keine Gefahr, da das Traditionsteam in dieser Saison nur auf magere fünf Zähler kam.

Das Team: In der Saison 2013 kam der Einfluss von Technikdirektor James Key, den das Team im September 2012 verpflichtete, erst richtig zum Tragen. Laut Tost war der STR8 ab dem Spanien GP zu 100 Prozent ein Key-Projekt. Jedoch wollte sich trotz der starken ersten Saisonhälfte auch mit der neuen Schlüsselfigur kein dauerhafter Erfolg einstellen.

Die Verpflichtung von James Key führte noch nicht zu dauerhaftem Erfolg., Foto: Sutton
Die Verpflichtung von James Key führte noch nicht zu dauerhaftem Erfolg., Foto: Sutton

Das könnte darin begründet sein, dass sich an der Struktur im Team kaum etwas verändert hat. Der Windkanal steht nach wie vor im britischen Bicester, während sich die Zentrale von Toro Rosso und unter anderem auch die Simulationsabteilung in Faenza befindet. Key hatte gefordert, dass die Kommunikation optimiert werden muss, damit die Daten effektiver ausgewertet werden können. Das ist 2013 offenbar nicht gelungen und bleibt damit eine Baustelle.

Das Auto: Der STR8 sollte der große Wurf werden, heraus kam eine große Wundertüte - mal war die Pace da, mal nicht. Die Piloten beschwerten sich immer wieder über die Balance des Autos und blockierende Räder. Stadtkurse waren nicht das am meisten geliebte Terrain des STR8, er fühlte sich mehr in schnellen Kurven wie etwa in Silverstone wohl. Größtes Manko war 2013 die Zuverlässigkeit. Von Bremsdefekten, über Motoschäden, Hydraulikprobleme und Auspuffschäden war so ziemlich alles dabei.

Die Fahrer: Wo ein Crash, da war Jean-Eric Vergne nicht weit - auch wenn er nicht in jedem Fall der Verursacher war. Allerdings zeigte sich deutlich, dass er gerne mit dem Kopf durch die Wand geht. Hinzukam der Defektteufel, der immer wieder zuschlug. "In dieser Saison hatte ich mehr schlechte als gute Zeiten", konstatierte der Franzose. Nur bei drei Rennen zu punkten ist zu wenig. Nächste Saison ist mehr Besonnenheit und Konstanz gefordert. Dann klappt es auch häufiger mit so starken Rennen wie in Kanada, wo er aus eigener Kraft Sechster wurde.

Teamkollege Daniel Ricciardo sammelte in seiner letzten Saison für Toro Rosso doppelt so viele Punkte wie im Vorjahr. Sieben Mal fuhr er in die Punkteränge und häufte so 20 Zähler an. Abflüge wie in Singapur sind bei ihm die Ausnahme. Mit seiner starken Pace und der Fähigkeit, im entscheidenden Moment noch ein paar Zehntel herauszuquetschen verdiente er sich seinen Platz an der Seite von Sebastian Vettel bei Red Bull. In den Fahrernoten von Motorsport-Magazin.com ist allerdings kein deutlicher Unterschied zu Vergne zu erkennen. Ricciardo schnitt mit 3,32 ab, Vergne mit 3,53.

Fazit: Für Toro Rosso war 2013 eine Saison der verpassten Chancen. Mangelnde Zuverlässigkeit und zahlreiche Kollisionen führten dazu, dass viel Potential ungenützt blieb. Was möglich war, zeigte Vergne in Kanada sowie Ricciardo in China und Italien. Hätte, wäre, wenn - nützt alles nichts. Das einzige, was Toro Rosso bleibt, ist, dafür zu sorgen, dass das nächstjährige Auto nicht auseinanderfällt und Vergne seinen Mister Hyde loswird. Immerhin können sie sich zugutehalten, dass sie ihrer Rolle als Kaderschmiede für Red Bull gerecht geworden sind.