Die Formel-1-Saison 2013 entpuppte sich für Traditionsrennstall Williams als Katastrophe. Trotz sehr hoher Erwartungen im Team reichte es in 19 Rennen lediglich für zwei Punkte-Ankünfte und insgesamt fünf Zähler - gleichbedeutend mit Gesamtrang neun in der Konstrukteurswertung. Noch im Vorjahr hatte Pastor Maldonado von der Pole Position in Barcelona gesiegt und gemeinsam mit Bruno Senna 76 Punkte gesammelt, womit das Team immerhin WM-Rang acht belegte. Zwar fehlte Williams bei fünf elften Rängen auch die notwendige Fortune für mehr Punkte, jedoch kann der kollektive Absturz nicht alleine mit Pech oder eben mangelndem Glück erklärt werden.

Pastor Maldonado erlebte 2013 ein Jahr voller Pleiten, Pannen und Enttäuschungen, Foto: Sutton
Pastor Maldonado erlebte 2013 ein Jahr voller Pleiten, Pannen und Enttäuschungen, Foto: Sutton

Das Team: Innerhalb etwas mehr als eines Jahres vor Saisonbeginn 2013 verließen mit dem Technischen Direktor Sam Michael, Geschäftsführer Adam Parr, den Star-Ingenieuren Patrick Head und Mark Gillian sowie Teilinhaber Toto Wolff viele der wichtigsten Köpfe den Rennstall. Umso auffälliger war im Verlauf der Saison die komplette Selbstüberschätzung des Williams-Teams. Durch die Reihe weg erwarteten die Verantwortlichen eine erfolgreiche Saison, kokettierten mitunter sogar mit Siegen und einem möglichen WM-Kampf für Maldonado. Der Venezolaner selbst war der Meinung, dass mit etwas Glück und dem nötigen Umfeld ein Eingreifen in den Spitzenkampf "schwer, aber nicht unmöglich sei."

Umso peinlicher erschien vor dem Hintergrund dieser Aussagen der Saisonverlauf, in dem sich Williams konstant außerhalb der Punkteränge platzierte - mit Ausnahme der beiden 'Punktewunder' in Ungarn und den USA. Bottas' achter Platz in Austin war jedoch nicht mehr als ein Spritzer Lack auf einen gigantischen Kratzer. Die Platzierung im Niemandsland des Gesamtklassements, lediglich vor den kaum konkurrenzfähigen Marussias und Caterhams, kam einer schallenden Ohrfeige gleich.

Das Auto: Mehrere Updates während der Saison brachten nicht den gewünschten Effekt. Als das Team auch nach dem Wechsel auf einen neuen Frontflügel zum Korea-Grand Prix den Erwartungen hinterherfuhr, legte Williams den Fokus endgültig ausschließlich auf die Saison 2014. Dass ausgerechnet ein Experiment für die Entwicklung des Rennwagens für das kommende Jahr einen lange ersehnten Sprung nach vorne brachte, erscheint vor dem Hintergrund der verkorksten Saison nur allzu symptomatisch:

Für das Rennen in Abu Dhabi wechselte Williams weg von der Semi-Coanda-Auspuffvariante hin zum Vorjahresmodell, das die Abgase weniger zum Generieren eines zusätzlichen Abtriebs am Chassis entlangleitet. Prompt erwies sich der FW35 als deutlich schneller, mit der Folge, dass Bottas in den USA mit Rang acht das mit Abstand beste Saisonergebnis erzielte.

Mit Rang acht auf dem Circuit of the Americas in Austin erzielte Valtteri Bottas das beste Saisonergebnis des einstigen Siegerteams Williams, Foto: Sutton
Mit Rang acht auf dem Circuit of the Americas in Austin erzielte Valtteri Bottas das beste Saisonergebnis des einstigen Siegerteams Williams, Foto: Sutton

Die Fahrer: Beide Piloten waren um ihren Job in diesem Jahr wahrlich nicht zu beneiden, sind jedoch ebenso wenig gänzlich von der Schuld der schlechten Ergebnisse freizusprechen. Rookie Bottas lag zwar in Sachen Rennperformance über den Verlauf der Saison ergebnistechnisch einen kleinen Schritt hinter Maldonado, jedoch gelangen ihm mit Startplatz drei in Kanada sowie Platz acht in Austin unbestritten die Saisonhighlights für Williams. Auch für die Redakteure von Motorsport-Magazin.com schnitt Bottas mit einem Notendurchschnitt von 3,63 besser ab als der Teamkollege, der mit 3,89 von uns gar als zweitschlechtester Fahrer im Feld bewertet wurde. Der Venezolaner sorgte mit seinem unschönen Abgang, inklusive Manipulationsvorwürfen, für den Tiefpunkt der Williams-Saison.

Fazit: Williams steckt tief in der Krise und muss sich dessen voll bewusst sein, wenn im kommenden Jahr eine Steigerung erzielt werden soll. Lediglich fünf Punkte sind für Williams schlichtweg eine Blamage, genauso wie die Performance des FW35, einem im wahrsten Sinne des Wortes entfernten Nachfolger der zahlreichen Weltmeister-Boliden. Natürlich herrschen momentan vor allem für Privatrennställe schwierige Zeiten in der Formel 1 - dass Williams aber sogar gegen Force India, Sauber und Toro Rosso derart unterlegen und chancenlos war, sollte für den Rennstall mehr als nur der Schuss vor den Bug sein. Mit Massa als neuem Pilot, der Verpflichtung des Chef-Renningenieurs von Force India Jakob Andreasen sowie dem Wechsel zu Mercedes-Antriebsaggregaten zeigt das Team jedoch, dass es gewillt ist, sein Schicksal fest anzupacken. (Samy Abdel Aal)