Hinter McLaren liegt eine Saison, die man aus den Geschichtsbüchern des ruhmreichen Rennstalls wohl gerne streichen würde. Zum ersten Mal seit 1980 gelang es der Mannschaft aus Woking nicht, einen einzigen Podestplatz einzufahren. Darüber hinaus stellte sich die Fahrerwahl nicht als so gelungen heraus, wie man es sich erhofft hatte und auch auf Sponsorenseite gab es einige Baustellen. Kurzum: Bei McLaren atmet man tief durch, dass 2013 überstanden wurde und im nächsten Jahr dank des neuen Reglements alles wieder bei null beginnt.

Das Team: Nach den ersten Rennen sah es so aus, als würde McLaren die Saison sogar noch hinter Force India beenden, doch zumindest diese Schmach blieb dem Team erspart. Schlussendlich sprang aber nicht mehr als der fünfte Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft heraus, womit man deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb. Angesichts dieses Misserfolgs geriet auch Teamchef Martin Whitmarsh zusehends unter Druck, erklärte jedoch mehrfach, dass er keineswegs beabsichtige, seinen Posten zu räumen, sondern fest entschlossen sei, McLaren wieder konkurrenzfähig zu machen.

Mit Honda zurück zu alter Stärke?, Foto: McLaren
Mit Honda zurück zu alter Stärke?, Foto: McLaren

Dafür gab es auf dem Personalsektor andere gewichtige Veränderungen. Im Februar wurde bekannt, dass der Technische Direktor Paddy Lowe McLaren verlässt. Der Brite heuerte bereits im Sommer bei Mercedes an, wo er ab 2014 gemeinsam mit Toto Wolff die Geschicke des Teams leiten wird. Als Lowes Nachfolger wurde Tim Goss bestellt, der bereits seit 1990 dem Rennstall angehört. Den spektakulärsten Transfer gab es jedoch auf dem Motorensektor: Ab 2015 setzt McLaren wieder auf Triebwerke aus dem Hause Honda, womit man die erfolgreiche Partnerschaft aufleben lassen möchte, die dem Team Ende der 80er und Anfang der 90er unvergleichliche Erfolge bescherte.

Die Sponsorensuche verlief schwieriger als erwartet. Bereits zu Jahresbeginn stand fest, dass sich Hauptsponsor Vodafone mit Ende der Saison zurückziehen wird, weshalb man Anfang Dezember einen Nachfolger verkünden wollte. Dieser Termin konnte jedoch nicht gehalten werden, sodass der neue Geldgeber vermutlich erst im Zuge der Präsentation des neuen Wagens der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Wahrscheinlich hätte Telmex künftig auf den McLaren-Boliden prangen sollen, doch mit dem Abgang von Sergio Perez zerschlug sich dieser Deal.

Die umfassenden Änderungen brachten nicht den gewünschten Erfolg, Foto: McLaren
Die umfassenden Änderungen brachten nicht den gewünschten Erfolg, Foto: McLaren

Das Auto: Da das "alte" Reglement 2013 zum letzten Mal zur Anwendung kam, sahen die meisten Teams davon ab, ihre Boliden in umfassendem Maße neuzugestalten, sondern setzten in der Regel auf kleinere Weiterentwicklungen. Nicht so McLaren, denn der MP4-28 unterschied sich in einigen Punkten stark von seinem Vorgängermodell, worauf auch die Misserfolge der abgelaufenen Saison zurückzuführen sind.

Die größte Veränderung gegenüber dem 2012er-McLaren stellte der Wechsel von Druckstreben auf Zugstreben an der Vorderradaufhängung dar, womit der Schwerpunkt im Bereich des Frontflügels leicht abgesenkt und die Aerodynamik geringfügig verbessert wurde. Zudem wurde die Nase des Boliden höher gezogen und die unschöne Stufennase mit Sichtblenden verdeckt. Angesichts der ausbleibenden Erfolge stellte man die Weiterentwicklung bereits im Sommer ein, konnte aber dennoch ausgerechnet im Finish der Saison die besten Ergebnisse erzielen.

Die Fahrer: Nach dem Wechsel von Lewis Hamilton zu Mercedes entschloss sich McLaren, das vakante Cockpit mit Sergio Perez (Motorsport-Magazin.com-Note: 3,00) nach zu besetzen. Der Mexikaner hatte 2012 in Diensten von Sauber einige Erfolgserlebnisse gefeiert, doch sein Engagement in Woking sollte von Anfang an unter keinem guten Stern stehen. Offen auf der Strecke ausgetragene Konflikte mit Stallgefährte Jenson Button mussten vom Team geschlichtet werden, was nicht zuletzt dazu führte, dass Perez von ehemaligen McLaren-Piloten scharf kritisiert wurde. So meinte etwa John Watson, der Mexikaner würde an ein Tier im Dschungel erinnern, das verzweifelt versuche, seine Duftmarke zu legen.

Obwohl Perez in den letzten vier Saisonrennen stets in die Punkte fuhr und sich damit noch auf den elften Rang der Weltmeisterschaft verbesserte, zog McLaren die Reißleine und trennte sich nach nur einem Jahr wieder von ihm. In die Fußstapfen des 23-Jährigen tritt nun der aus dem Nachwuchsprogramm des Teams stammende Kevin Magnussen. Trotz aller Differenz geht Perez nicht im Bösen: "Ich habe viel gelernt und bin sowohl als Rennfahrer als auch als Person gewachsen", betonte er, fügte jedoch an: "Ich kam wohl zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt zu McLaren."

Nicht viel, aber zumindest ein bisschen besser lief es für Jenson Button (Motorsport-Magazin.com-Note: 2,95). Der britische Routinier beendete die Saison auf dem neunten Rang und schnitt damit so schlecht wie seit fünf Jahren nicht mehr ab. Ausgerechnet beim Saisonfinale in Brasilien, das Button 2012 noch gewonnen hatte, erreichte er mit dem vierten Platz das beste Ergebnis des verkorksten Jahres. "Wir wissen, dass wir nicht dort waren, wo jeder uns erwartet hat und wo auch wir selbst uns erwartet hatten", fiel sein niederschmetterndes Resümee aus.

Fazit: 2013 ging bei McLaren so ziemlich alles schief, was schiefgehen konnte. Das Team steht nach der Saison mit einem angekratzten Image da, das so schnell wie möglich wieder aufpoliert werden muss, will man nicht einen ähnlichen Weg wie Williams beschreiten. Wie gerufen kommt da das neue Reglement, das die Chance bietet, mit einem gänzlich neuen Boliden wieder erfolgreich durchzustarten. Ob dies auch mit demselben Personal in der Führungsetage geschieht, bliebt abzuwarten, denn auch an Teamchef Martin Whitmarsh ging die Pleitensaison nicht spurlos vorbei.