Alle Welt fragt sich: Wie werden die Autos 2014 aussehen? Über die Winterpause steht eine der umfangreichsten Regeländerungen in der Formel 1 überhaupt an. Statt eines 2,4-Liter V8-Motors gibt es ein Power-Unit, bestehend aus 1,6-Liter V6-Turbomotor und ERS, das für maximal 30 Sekunden pro Runde 160 zusätzliche Pferdestärken abgeben darf. Gleichzeitig wird es nur noch ein einzelnes Auspuffendrohr geben, folglich wird die Form der Seitenkästen nicht mehr so stark von der Abgasführung geprägt sein. Und auch an der Front gibt es Änderungen: Schluss mit der Hochnäsigkeit, die neue Generation wird wieder flacher.

"Soll ich ehrlich sein?", fragte Newey rhetorisch. "Das Auto für 2014 wird nicht so schön sein wie Heidi, sein [Vettels] jetziges. Vor allen Dingen die Nase könnte wegen der neuen Regeln ein bisschen hässlich aussehen. Ich mag sie nicht besonders", so der Red-Bull-Designer in der Bild am Sonntag. Mehr als 100 Ingenieure arbeiten derzeit am RB10, wie der Nachfolger des erfolgreichen RB9 vermutlich heißen wird. Dabei wird das Auto in drei Segmente unterteilt. Die Herangehensweise wirkt eigenartig: "Wir haben mit dem hinteren Teil angefangen, dann kam der vordere Teil von der Aerodynamik her, zum Schluss der Mittelteil mit dem Motor und dem Kühlungssystem."

Dabei gilt die Heckpartie als Königsdisziplin der Formel 1. In den letzten Jahren konnte Newey mit diversen Auspufflayouts der Konkurrenz auf der Nase herumtanzen, die Dominanz führen viele auf die Heckpartien zurück. Doch zunächst steht die Fahrzeugfront im Wind. Jeder Luftwirbel, der vorne generiert wird, wirkt sich auf die weiteren Teile aus. Dieses Zusammenspiel wurde vor allem bei den letzten Rennen deutlich, als die hohe Luftfeuchtigkeit die Aerodynamik sichtbar machte.

In der Mittelsektion sind die Ingenieure stark eingeschränkt. Zum einen müssen sie die gesamte Antriebseinheit integrieren, zudem müssen sie für ausreichend Kühlung sorgen. "Die Kühlung wird die größte Herausforderung für 2014", weiß Newey. Zudem sind im Mittelbereich durch das Reglement aerodynamische Anbauteile nur bedingt erlaubt.

Das Heck des RB9 ist ein Meisterwerk, Foto: Sutton
Das Heck des RB9 ist ein Meisterwerk, Foto: Sutton

Doch für Newey besteht das Auto nicht aus drei einzelnen Teilen: "Das Wichtigste für mich: Ich sehe das Auto immer als Ganzes und nicht als zusammengewürfeltes Produkt aus Einzelteilen." Um Neweys Person ranken sich bereits zahlreiche Mythen. So soll das Genie noch immer am Zeichenbrett stehen und nicht mit CAD entwickeln. "Das ist kein Märchen", so der Brite. "Über 50 Prozent meiner Zeit stehe ich mit meinem Stift an meinem Zeichenbrett. Ich habe zwei, drei Leute, die meine Zeichnungen dann in den Computer übersetzen. Sie kennen mich und meine Zeichnungen und übersetzen sie quasi wie eine Sprache."

Das ist aber nicht die einzige Zutat des Erfolgsrezepts. So hilft ihm sein Luft- und Raumfahrtstudium noch heute. "Da lernt man von Anfang an, sich mit Luftwiderstand auseinanderzusetzten." Doch vor allem die Neugier gilt als seine größte Stärke. Die Neugier ist es auch, die ihn immer weiter antreibt, auf ein baldiges Ende darf die Konkurrenz nicht hoffen. "Da muss ich sie enttäuschen. Es gibt noch keinen Rentnerplan. Es ist harte Arbeit, aber sie macht Spaß. Solange das so ist, mache ich weiter."

Zwischen leichter Panik und Krisenmanagement

Dabei macht Adrian Newey keinen Hehl daraus, lieber mit dem alten Reglement weiterfahren zu wollen. "Es ist leider wirklich eine Stunde Null. Wir wären mit dem alten Reglement ziemlich glücklich gewesen." Verständlich, bedenkt man, wie sehr Red Bull die zweite Saisonhälfte 2013 dominierte. Schlecht für die Konkurrenz: Neweys Konstruktionen sind traditionell dann besonders stark, wenn es große Regeländerungen gibt.

Ein großes Fragezeichen steht noch hinter den Motoren. "Es ist alles andere als klar, wie die drei Motorenhersteller im direkten Vergleich aussehen werden", gab sich auch Newey ahnungslos und konstatierte: "Es ist für viele Teams eine große Herausforderung - auch für uns."

Der Spaß scheint dem 54-Jährigen noch nicht abhandengekommen zu sein. "Ich glaube, aus unserer Perspektive ist es irgendwas zwischen leichter Panik und Krisenmanagement." Gefühlsmäßig sei Red Bull noch nicht bereit für die Saison 2014, "aber das ist die Natur der Formel 1 und irgendwie funktioniert es dann am Ende des Tages doch."